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Die Menge ist Ohren betäubend laut, als Shawn mit seiner Gitarre auf die Bühne tritt. Mehrere tausend Kinder, Jugendliche und deren Eltern rufen immer wieder seinen Namen. Mädchen und Jungen halten selbstgemachte Plakate in die Höhe und nehmen jede einzelne Sekunde mit ihren Handys auf.

"Hallo Brooklyn", ruft Shawn in das Mikrofon, "danke, dass ich heute hier sein darf. Wie geht es euch?" Daraufhin kreischen die Leute nur noch mehr. Schmunzelnd stehe ich etwas abseits von dem ganzen Geschehen.

Die Bühne ist so groß, dass ich Shawn nur als einen kleinen Punkt ausmachen kann. Hektisch umher laufende Menschen und einige technische Utensilien versperren mir etwas die Sicht. Doch das Bühnenbild ist so groß, dass ich auf den Bildschirmen jede einzelne Lachfalte erkennen kann, wenn der Sänger anfängt zu grinsen.

"Ihr kennt den Song. Er trägt den Namen Ruin. Ich will, dass ihr so laut mitsingt wie ihr könnt", gibt der Braunhaarige breit lächelnd von sich. Dann beginnt er zu singen und das Publikum stimmt nicht gerade leise mit ein.

Leise summe ich mit. Zwar habe ich das Lied schon ein paar Mal gehört, aber bei mir dauert es immer etwas länger, bis sich Liedtexte in meinem Gehirn festsetzen. Theoretisch könnte ich auch in ein Megafon hinein rufen und trotzdem würde man mich nicht hören.

Lächelnd sehe ich meinem Freund einfach nur zu, wie er ein Lied nach dem anderen anstimmt. Jedes Mal, wenn er seine Fans alleine singen lässt, nimmt er seine Ohrstöpsel heraus und lauscht ihren Stimmen. Diese Geste ist so süß, dass ich das Gefühl habe, dahinzuschmelzen.

"Das nächste Lied bedeutet mir wirklich viel", beginnt Shawn das nächste Musikstück vorzustellen. Langsam spielt er die ersten Akkorde auf seiner Gitarre. "Denkt immer daran, ihr seid großartig so wie ihr seid. Jeder einzelne von euch. Es gibt keinen Grund sich vor anderen zu verstecken."

"I've lost my way and day by day playing tough is hard enough when the sun is out. Tougher, in rain", singt Shawn mit sanfter Stimme. "Oh your touch stringing little pieces of me into us. Giving me the reason to give all my love. Making it okay to let go."

Während einige die Liedzeile mit singen, jubeln andere einfach nur, sobald Shawn eine kleine Pause macht. "When I was little I was so sure of myself. Yeah, I knew so little but I felt with every cell and as I grow older my fears grow old as well. Yeah, when I was little I was so sure of myself", erhöht sich die Dynamik.

"Sure of myself. Sure of myself. Sure of myself. Sure of myself", singt die Masse immer wieder. Währenddessen passiert es schon wieder. Shawn nimmt erst den Stöpsel aus seinem rechten Ohr und schließlich auch aus seinem Linken. Er reckt den Hals, um auch die Fans, die etwas weiter wegstehen, beobachten zu können. Ein zufriedenes Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht. Genauso wie sich auch meine Mundwinkel zu einem Lächeln anheben.

Von der Ausstrahlung des Braunhaarigen bin ich scheinbar so stark abgelenkt, dass ich die Geräusche um mich herum beinahe ganz ausblende. Ich horche erst wieder auf, als ich einige bekannte Liedzeilen ausmache.

"I know I tend to get so insecure, it doesn't matter anymore. It's not always rainbows and butterflies, it's compromise that moves us along, yeah. My heart is full and my door's always open, you come anytime you want, yeah." Meine Kinnlade fällt beinahe herunter, als ich bemerke, wie unglaublich gut das Lied von Maroon 5 aus Shawns Mund klingt.

"I don't mind spending every day out on your corner in the pouring rain. Look for the girl with the broken smile, ask her if she wants to stay a while", führt der Junge das Cover fort.

"And she will be loved. And she will be loved", brüllen die Fans schon regelrecht durch die Arena. "Wundervoll!", wirft der Sänger in einer kurzen Pause ein, "und noch einmal. Gebt alles!" Daraufhin wiederholt das Publikum die letzten fünf Wörter.

Plötzlich wird alles dunkel. Keine einzige Lampe auf der Bühne spendet noch Licht. Die Band ändert den Rhythmus und leitet somit langsam ein neues Lied ein. Aus der Dunkelheit heraus ertönt Shawns Stimme.

"Die Meisten von euch kennen ihn. Er sang in einer erfolgreichen Band, er ist ein großartiger Solokünstler und ein noch besserer Kumpel. Bitte begrüßt mit mir Niall Horan!" Auf das Stichwort genau, erhellt ein einziger Scheinwerfer die beiden Sänger, die sich vor allen in die Arme fallen.

Die Menge ist am Toben. Kurz halte ich mir meine Ohren zu, da der Lautstärkepegel um das Doppelte gestiegen ist. "Danke Leute, ihr seid die Besten", begrüßt Niall die Fans, die gerade teilweise einen halben Nervenzusammenbruch erleiden.

Der Blondhaarige legt sich seinen Gitarrengurt um und lehnt sich näher zu seinem Mikrofon. "Seid ihr bereit?", erkundigt er sich. Die jubelnde Menge macht nicht den Anschein, als wären sie es nicht.

"Wie heißt nochmal das Lied, Shawn?", wendet sich Niall spaßeshalber an den anderen Sänger. "Reckless Serenade, oder?", fragt Shawn ebenfalls grinsend. Dann beginnen die Zwei über die Saiten ihrer Gitarren zu streichen. Kurz darauf erklingt Shawns wundervolle Stimme. Aber auch Nialls Stimme ist nicht gerade schlecht.

Mit wilden Applaus wird Niall verabschiedet, als er die Bühne verlässt. Lässig joggt er in die Richtung des Ausgangs, an dem ich stehe. Einen Moment halte ich meinen Atem an, als der Junge mir freundlich zu nickt und dann zwischen einigen Mitarbeitern verschwindet.

Mit unfassbar klaren Tönen stimmt Shawn das nächste und scheinbar auch das letzte Lied an. "Okay Brooklyn, ich möchte, dass ihr alles, was ihr habt, für das letzte Lied gebt", fordert der Sänger das Publikum auf.

"I thought that I've been hurt before. But no one's ever left me quite this sore. Your words cut deeper than a knife. Now I need someone to breathe me back to life." Mit geschlossenen Augen sitzt Shawn vor dem Mikrofon und begleitet sich selbst auf dem Flügel.

"Got a feeling that I'm going under. But I know that I'll make it out alive. If I quit calling you my lover. Move on." Nach einem langen Zwischenspiel setzt die Band ein. Die Menge ruft immer lauter die einzelnen Wörter.

"Singt mit mir so laut ihr könnt", fordert der Braunhaarige alle auf, während er seine Hände in die Höhe hebt. "You watch me bleed until I can't breathe. I'm shaking falling onto my knees and now that I'm without your kisses. I'll be needing stitches. I'm tripping over myself. I'm aching begging you to come help and now that I'm without your kisses..."

"Schreit!", ruft Shawn einfach dazwischen. Dann lässt er die Fans die nächste Liedzeile alleine singen. "I'll be needing stitches!", hört man zahlreiche Stimmen kreischen.

Als ich mit meinen Fingern über meine Wange streiche, spüre ich wie kleine Tränen aus meinen Augen rollen. Lächelnd wische ich diese weg. Ich weine nicht, weil ich in irgendeiner Hinsicht traurig bin. Ich weine, weil ich so unfassbar stolz auf Shawn bin. Und wer kann von sich schon behaupten, dass er seinem Freund zusieht, während er ein weiteres Konzert seiner dritten Welttour gibt?

"Danke, Brooklyn! Ich liebe euch. Jeden Einzelnen. Vielen vielen Dank", verabschiedet sich Shawn schlussendlich mit kratziger Stimme von der kreischenden Menge. Obwohl das Licht bereits aus und der Junge von der Bühne verschwunden ist, hört das Getöse einfach nicht auf.

Einige Minuten später taucht Shawn neben mir auf. Während er sich immer wieder umsieht, ergreift er meine Hand und zieht mich hinter sich her. Nachdem wir uns einen Weg durch die Mitarbeiter gebahnt haben, bleibt der Junge in einer abgelegenen Ecke stehen.

Ohne Vorwarnung schlingt er seine Arme um meine Hüfte, hebt mich in die Höhe und dreht sich dann im Kreis. "Heute Abend war es einfach unglaublich", gibt Shawn völlig aufgeregt von sich, "es waren so viele Menschen da... Niall war da. Du warst da. Du bist da."

Lachend sehe ich in sein Gesicht. Die Wangen sind gerötet, auf der Stirn glänzt der Schweiß und seine Frisur ist vollkommen verwüstet. Kurz hauche ich ihm einen Kuss auf seine Wange. "Und weißt du was?", frage ich rhetorisch, "ich werde immer für dich da sein."

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Ohh, was habe ich mir nur gedacht? Ein Konzert in ein Kapitel zu verpacken ist gar nicht so einfach...

Und ein Happy Thanksgiving an die Kanadier haha🍁

Da fällt mir ein, Shawn hat noch gar keine Thanksgiving Nachricht getwittert tztztz😂

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt