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Verschlafen trotte ich in die Küche. Die Fliesen sind echt kalt. Deshalb stehe ich nur auf meinen Zehenspitzen, während ich die Kaffeemaschine anmache.

Aus dem Kühlschrank hole ich eine Schüssel, die Ava gestern mit einer in Würfel geschnittenen Wassermelone befüllt hat. Im Radio läuft leise Musik.

Ich stopfe mir ein Melonenstück nach dem anderen in meinen Mund. Während ich kaue und schlucke, landen schon wieder weitere Würfel in meinem Mund.

"Hast du Angst zu verhungern?" Ertappt drehe ich mich um. Am Türrahmen lehnt ein amüsierter Shawn. "Man weiß nie, was kommt", erkläre ich, nachdem ich untergeschluckt habe, "vielleicht muss man plötzlich fliehen oder alle guten Lebensmittel sind auf einmal ausverkauft."

Mit seinem breiten Lächeln steckt er mich sofort an. So ist es eigentlich immer. "Was wird das hier? Ein fröhliches Um-Die-Wette-Lächeln?", schiebt sich Brian an dem Braunhaarigen vorbei.

Shawn räuspert sich und fährt sich durch seine Haare. Diese stehen in wilden Locken vom Kopf ab. Es sieht süß aus.

"'Darf ich einen Kaffee, Victoria?' Natürlich, sehr gerne, Brian. 'Vielen Dank'", ahme ich ein eventuelles Gespräch zwischen dem Rothaarigen, der sich am Kaffee bedient, und mir nach.

"Vielen Dank, Victoria", lächelt er mich übertrieben an, nachdem er ein paar Schlücke genommen hat. Ein dumpfes Geräusch lässt mich herum fahren. "Shawn!", rufe ich irritiert.

Der Junge hat einfach seinen Kopf gegen den Türrahmen gehauen. "Alles gut. Mach dir keine Sorgen", winkt er ab. "Es ist wegen mir", beugt sich Brian zu mir hinüber. "Das ist wie bei den eigenen Eltern. Ich bin ihm offensichtlich peinlich", erklärt er extra laut.

Dann verstummt Brian, nickt und eilt aus der Küche. Verwirrt blicke ich ihm nach. "Welchen Sinneswandel hatte der denn jetzt?", frage ich mit gerunzelter Stirn.

"Das wird man leider nie erfahren. Wirklich schade", seufzt Shawn theatralisch. Ab da ist sowieso alles klar. Er hat offensichtlich Brian vorhin ein Zeichen zum Verschwinden gegeben.

"Gut geschlafen?", schlendert der Braunhaarige auf mich zu. Lächelnd nicke ich. "Und du? Hast du deinen Rausch ausgeschlafen?", grinse ich frech.

Shawn war natürlich nicht Sturz betrunken, jedoch war er nach seinen vier Flaschen Bier gut angeheitert. Deshalb habe ich auch darauf bestanden, dass er und Brian im Wohnzimmer übernachten. Keiner von den Zweien hätte legalerweise noch Auto fahren dürfen.

"Du bist echt fies", beschwert sich der Junge. Scheinbar ohne es zu bemerken, beginnt Shawn eine Haarsträhne von mir um seinen Zeigefinger zu wickeln. "Und ich habe sehr gut geschlafen. Vielen Dank für Ihre Anteilnahme", scherzt er.

"Hat es dir eigentlich gefallen?", setze ich an, "also ich meine, war es okay, dass ich dich gestern einfach so mit Tyrens Geburtstagsfeier überfallen habe?"

"Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden", grinst Shawn. "Quatsch, es war wirklich schön. Deine Freunde sind echt cool drauf. Vorallem Mason. Und so viel geflucht wie gestern habe ich im ganzen letzten Monat nicht", lächelnd legt er seine Hände auf meine Schultern.

"Kann ich den Punkt 'Fluchen' also von der Liste streichen?" Unwohl kratze ich mir über den Bauch, als mir auf einmal bewusst wird, dass ich in dem ältesten Schlafanzug, den ich habe, vor Shawn stehe.

"Vorerst", nickt der Braunhaarige, "aber eigentlich würde ich schon mal ganz gerne vor einer riesigen Menge an Kritikern einige böse Wörter loswerden."

"Vorher musst du mich aber anrufen. Das will ich miterleben", grinse ich breit. "Ist notiert", tippt sich Shawn mit dem Finger an seine Stirn.

Entspannt schlendere ich den Hauptflur der Pine Ridge Secondary School entlang. Nachdem Brian und Shawn gegangen sind, musste ich mich für die Hausaufgabenbetreuung fertig machen.

"Du bist zu spät!", kommt mir Lilly aufgeregt entgegen gelaufen. Irritiert blicke ich auf die Uhr. "Bin ich nicht. Ich bin sogar zehn Minuten zu früh da", schüttel ich meinen Kopf.

"Du bist trotzdem zu spät", schüttelt auch das Mädchen eifrig ihren Kopf. Nachdem sie einmal um mich herum gehüpft ist, ergreift sie meine Hand.

"Komm mit! Ich muss dir umbedingt etwas erzählen, bevor wir in die Klasse gehen." Mit einem Schmunzeln lasse ich mich wieder nach draußen auf den Schulhof ziehen.

Unter der alten Eiche bleibt Lilly stehen. "Okay, wir sind da", atmet sie schwer. Aus ihrer Hosentasche holt sie ihr Asthmaspray, welches sie benutzt.

"Armin hat mich versucht zu küssen", flüstert sie plötzlich. Dann ist es still. Etwas überrumpelt sehe ich die Blondhaarige an, da ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll.

"Hast du gehört? Er hat versucht mich zu küssen", schießt Lillys Stimme in die Höhe, als sie den Satz wiederholt. "Ich nehme an, das ist gut?", hebe ich meine rechte Augenbraue.

"Nein!", schüttelt sie den Kopf. "Aber du magst ihn doch?", frage ich verwirrt nach. Daraufhin haut sich Lilly ihre flache Hand gegen die Stirn. Sie sieht mich an, als wäre ich vollkommen verblödet.

"Armin mag ich doch schon länger nicht mehr", schüttelt sie ihren Kopf. Als ich nachrechne, komme ich auf das Ergebnis, dass Lilly vor drei Wochen das letzte Mal von diesem Jungen geschwärmt hat.

"Okay", nicke ich und tue so, als würde ich ihr Problem verstehen. "Weißt du", fängt das Mädchen wieder an zu flüstern, "als er versucht hat mich zu küssen, hat Liam zu geguckt und jetzt spricht er nicht mehr mit mir. Das ist total blöd."

"Liam, wer?", frage ich nach. Natürlich nehme ich das Risiko, dass sie mich für total hirnlos hält, in Kauf. Genervt verdreht Lilly ihre Augen. "Er ist in meiner Parallelklasse und der süßeste Junge hier auf der Schule. Eigentlich hättest du ihn schon längst bemerken müssen."

Das Gleiche hatte sie damals auch über Armin gesagt, wenn ich mich recht erinnere. "Das ränkt sich sicherlich alles wieder ein, Lilly", klopfe ich ihr unbeholfen auf die Schulter. An solchen persönlichen Gesprächen mit Schülern bin ich schon immer gescheitert.

Gemeinsam gehen wir wieder zurück in das Schulgebäude. Einige Kinder, der Hausaufgabenbetreuung begrüßen mich freudig. Nachdem ich meine Jacke auf dem Pult abgelegt habe, mache ich mich daran, den ersten Schülern zu helfen.

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Okay, ich bin offiziell süchtig nach dem Gucci Parfüm Made to Measure, welches Shawn tragen soll. Geht nicht zu Douglas und tut euch das selbe an! 😂

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt