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Verärgert werfe ich meinen Rucksack auf den Bürgersteig. Dreimal habe ich ihn bereits durchsucht. Doch den Haustürschlüssel finde ich darin trotzdem nicht.

In Gedanken lasse ich meinen Tag Revue passieren. Dabei fällt mir ein, dass ich den Schlüssel zu neunzig Prozent in meine Sporttasche zurück gesteckt habe, als ich Mittags vom Training wiedergekommen bin.

Lustlos setze ich mich auf die unterste von den drei Treppenstufen. Es würde nichts bringen zu klingeln. Ava ist nicht zu Hause. Und so schnell wird sie auch nicht wiederkommen.

Die Möglichkeit, dass Tyren in der Wohnung rum hängt ist auch gleich Null. Denn die Beiden feiern heute ihren Jahrestag. Ein Jahr glücklich zusammen.

Meine Gedanken schweifen zu Shawn und mir ab. Ob wir es schaffen ein ganzes Jahr eine Beziehung zu führen? Im März nächsten Jahres kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen.

Ein Tropfen, der auf meiner Hand landet, lässt mich aufschrecken. Der Himmel sieht bedrohlich dunkel aus. Als es immer mehr Tropfen werden, ziehe ich mich langsam auf die oberste Treppenstufe zurück.

Hier bin ich ein wenig vor dem Wind geschützt. Der Regen, der immer stärker wird, schreckt jedoch nicht davor zurück auch den Hauseingang zu bewässern.

Mit klammen Fingern hole ich mein Handy aus meiner Jackentasche. Wirklich viele Nummern befinden sich nicht in meinem Kontaktbuch. Daher muss ich nicht lange suchen, bis ich die Richtige gefunden habe.

"Störe ich?", erkundige ich mich, als sich Shawn am anderen Ende leise meldet. "Wo kämen wir denn hin, wenn es so wäre. Was kann ich für dich tun?", fragt er sanft.

"Wenn du so fragst", beginne ich grinsend, "hast du Zeit mich von zuhause abzuholen? Ich habe keinen Schlüssel und sitze vor einer verschlossenen Haustür."

In diesem Moment fällt mir ein, dass ich auch bei einem beliebigen Bewohner dieses Hauses hätte klingeln können, um wenigstens in den Hausflur zu gelangen.

"Es könnte etwas dauern, aber ich mache mich gleich auf den Weg", antwortet Shawn sofort. Wer zieht einen alten Hausflur schon vor, wenn er auf dem kuschelweichen Sofa von Shawn seine Zeit verbringen kann.

In der Dämmerung erkenne ich einen schwarzen Jeep heran rasen. Langsam richte ich mich auf und schultere meinen Rucksack. Auch wenn es offensichtlich ist, dass ich ihn bemerkt habe, drückt Shawn zweimal auf die Hupe.

"20 Minuten. Wie viele rote Ampeln hast du mitgenommen?", lache ich, als ich die Beifahrertür schließe. "Eine", überlegt Shawn, "und ein paar Dunkelorange."

Grinsend schüttel ich meinen Kopf. "Ich fühle mich geehrt, dass mein Freund so viel riskiert", zwinker ich. Schwungvoll lehnt sich der Braunhaarige über mich und greift nach der Türklinke. "Du kannst auch gerne wieder aussteigen", lacht er.

"Deine Hose ist klitschnass", schreckt Shawn daraufhin zurück. Nachdem er seinen Mantel ausgezogen hat, legt er ihn über meine Beine. Dann startet er den Motor.

Die ganze Fahrt über muss ich glücklich lächeln. Es ist unglaublich, wie fürsorglich der Junge neben mir ist. Seinen Geruch einatmend ziehe ich den Mantel enger um mich.

"Hier, die Sachen kannst du anziehen", wirft Shawn mir zwei Kleidungsstücke in mein Gesicht. "Eben habe ich noch gedacht, dass du fürsorglich bist. Aber das muss ich leider wieder zurück nehmen", lache ich, während ich den bordeauxroten Pullover betrachte.

"Bitte nicht", quengelt der Braunhaarige gespielt. Die nasse Jacke lasse ich einfach auf den Boden fallen und ziehe das schwarze Poloshirt über meinen Kopf. "Uhm, ich bin unten in der Küche. Esse Wärmen auf. Ich meine, wärme das Essen auf", stammelt Shawn.

Erst da wird mir bewusst, dass ich lediglich in Jeans und BH vor ihm stehe. Doch mal ehrlich: Im Schwimmbad habe ich weniger an. Da sich Shawns Wangen jedoch knallrot färben, ziehe ich zügig seinen Pullover über.

Während die Kapuze mein halbes Gesicht verdeckt und der Saum unterhalb meines Hinterns hängt, ist die Jogginghose viel zu kurz. "Ist die von Aaliyah?", deute ich grinsend auf den grauen Stoff, als ich in die Küche trete.

Sich ein Lachen verkneifend nickt Shawn. "Ich habe gedacht, dass die besser passt." Grinsend schnippse ich gegen seinen Oberarm. Dann wird meine Aufmerksamkeit auf die Mikrowelle gelenkt.

"Ist da etwa das drinnen, an das ich denke?", mache ich große Augen. "Wenn du an Nudelauflauf denkst, dann ja." Sofort läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

"Für Nudeln, die mit Käse überbacken sind, würde ich töten", wippe ich auf meinen Zehenspitzen auf und ab. Von hinten umschließen mich die starken Arme von Shawn, während ich beobachte, wie sich die kleine Auflaufform in der Mikrowelle dreht.

Der Braunhaarige zieht mir langsam die Kapuze vom Kopf. Meine Armhaare stellen sich auf, als er beginnt kurze Küsse auf meinem Nacken zu verteilen. "Ich wäre zu jeder Zeit dein Komplize", murmelt Shawn, während er sein Gesicht in meiner Schulter vergräbt.

Vorsichtig drehe ich mich um, so dass ich ihn ansehen kann. Ich weiß nicht warum, aber ich merke, wie meine Augen wässrig werden. Schnell schließe ich diese und ziehe Shawn zu mir herunter, um ihn zu küssen.

Ich versuche so viel Gefühl, wie möglich, in den Kuss hinein zulegen. Er soll wissen, dass ich ihm überall hin folgen würde. Naja, die Toilette ausgeschlossen.

Über meine eigenen Gedanken muss ich leise lachen. "Was ist los?", schmunzelt Shawn. Grinsend schüttel ich meinen Kopf, bevor ich mit meinem Daumen sanft über seine geschwollene Unterlippe streiche.

"Lass es dir schmecken", fordert mich der Braunhaarige auf, nachdem jeder einen Teller mit Nudelauflauf vor sich stehen hat. "Guten Appetit", wünsche ich bereits mit vollem Mund.

Während jeder vor sich hin isst, beobachte ich die Wassertropfen, die am Fenster hinab rollen. "Ist es nicht komisch, dass ich einerseits dieses Wetter hasse, aber anderseits den Drang verspüre, einfach raus zulaufen und in die Pfützen zu springen?", deute ich mit meiner Gabel Richtung Fenster.

"Es ist komisch", nickt Shawn, "ich verstehe die Leute nicht, die sich freiwillig in den Regen stellen." Lange sehe ich den Jungen einfach nur an. "Also werden wir niemals so eine romantische Szene wie in dem ganzen Filmen nachstellen, in der sich das Liebespaar im Regen küsst?"

"Nur wenn ich einen Regenschirm mitbringen darf", überlegt Shawn. Lachend lehne ich mich im Stuhl zurück. "Ich würde sagen, wir haben einen Deal."

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Yeah, ein neues Kapitel. Ich konnte nicht bis morgen warten, weil ich - trotz euren lieben Kommentaren - unzufrieden mit dem gestrigen Kapitel war haha😂

Uuuund SHAWN HAT SEIN NEUES TATTOO GEZEIGT😍 Was sagt ihr dazu?😊

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt