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Seit Ewigkeiten bin ich nicht mehr Fahrrad gefahren. Aber nun sitze ich auf meinem alten Mountainbike, das ich bereits seit der Highschool habe, und muss in der Früh durch halb Pickering fahren.

"Wir hätten auch einfach das Auto nehmen können", gähne ich müde. "Nene", dreht sich Ava motiviert zu mir um, "nur wegen dir werde ich nicht die Routine meiner letzten zwei Jahre aufgeben und ohne mein Fahrrad zur Uni fahren."

"Es ist nicht einmal dein Fahrrad", lache ich belustigt. Seit ihr das Fahrrad letztes Jahr auf dem Campus von irgendwem entwendet wurde, hat sich meine Mitbewohnerin noch kein neues gekauft. Ava benutzt lieber das von Tyren.

"Manchmal habe ich den Eindruck, dass du nichts anderes kannst, als zu meckern und den Klugscheißer zu spielen", schüttelt sie den Kopf. "Vielleicht ist das so", zucke ich mies gelaunt mit meinen Schultern.

Eine gefühlte Ewigkeit später biegen wir auf den Campus des Durham College's ein. Nachdem wir die Fahrräder neben den zahlreichen anderen angeschlossen haben, laufen wir gemeinsam Richtung Hauptgebäude.

"Das hier ist der Hörsaal, in dem du dich diese Woche den größten Teil aufhalten wirst", deutet Ava auf eine Tür. A003 steht in roter Farbe auf dem Holz geschrieben. Verstehend nicke ich, während ich an meiner Kleidung herumzupfe.

"Hey, du lieferst andauernd Pizza an fremde Leute aus und hilfst frechen Kindern bei ihren Hausaufgaben. Du datest einen Weltstar. Da wird es doch kein Problem sein, ein paar neue Studienkollegen kennenzulernen", klopft mir meine Mitbewohnerin auf die Schulter. "Natürlich nicht", lächel ich sie falsch an.

"Na dann, ich muss jetzt zu meiner ersten Vorlesung in diesem Semester", zwinkert sie mir zu, "ich hole dich nachher zur Mittagspause wieder hier ab." Dann verschwindet Ava zwischen den vielen Studenten. Unschlüssig stehe ich noch einen Moment vor der Tür.

Während ich mich darauf konzentriere regelmäßig ein- und auszuatmen, sehe ich mich im Hörsaal um. Er ist einfach riesig. Es kommt mir so vor, als wäre mein alter Chemiesaal in sechsfacher Ausführung nachgebildet wurden.

Leise setze ich mich auf den äußersten Platz einer Reihe, die direkt neben der Tür angebracht ist. Um mich herum werden viele verschiedene Gespräche geführt. Doch eins weckt meine Aufmerksamkeit. Auch wenn ich mir wünsche, dass ich lieber nicht hingehört hätte.

"Was hat die da bitte an?", gibt ein braunhaariges Mädchen gehässig von sich. Vier Augenpaare blicken mich auf einmal an. Schluckend sehe ich an mir hinab. Eigentlich mag ich die Klamotten, die ich mir für heute herausgesucht habe.

Ein olivgrünes T-Shirt, das ich von Shawn geklaut habe, steckt in meiner blauen Highwaist Jeans. An meinen Füßen trage ich schwarze Ankleboots mit einem Blockabsatz. Und um meine Hüfte habe ich meine rote Lederjacke gebunden. Zugegebenermaßen sind am Kragen des T-Shirts ziemlich viele Löcher. Natürlich kann man denken, dass ich alte Kleidung, die von Motten zerfressen wurde, trage. Doch die Löcher habe den Kaufpreis wahrscheinlich noch einmal um hundert Dollar erhöht.

"Sie hat sich nicht einmal Mühe gegeben ihre Augenringe mit Make-Up zu verdecken", schüttelt ein anderes Mädchen überheblich ihren Kopf. "Und eine Bürste kann sie sich wahrscheinlich auch nicht leisten", lacht die Braunhaarige wieder.

Unwohl kratze ich über meinen Unterarm. Meine Haare habe ich heute Morgen in der Tat nicht mehr gekämmt, da ich einige Minuten zu lange geschlafen habe. Ich überlege gerade, wie ich am unauffälligsten wieder verschwinden kann, als das Gekicher der vier Mädchen unterbrochen wird.

"Wenn man zu hohl ist, um zu verstehen was 'eigener Style' bedeutet, sollte man lieber die Klappe halten", erhebt sich ein blondhaariges Mädchen in der Reihe hinter mir. Irritiert wird sie von den anderen Mädchen angeblickt. "Was mischt du dich jetzt da ein?", fragt eins von ihnen giftig nach, "das geht dich überhaupt nichts an."

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt