[18]

13.3K 698 207
                                    

"Ich bin nicht sonderlich kreativ. Deshalb musst du leider auch als Nachtisch Yorkshire Pudding essen", entschuldigt sich Shawn. Scheinbar liebt er dieses Essen. Denn er klatscht voller Vorfreude in die Hände und schiebt sich einen vollgeladenen Löffel in den Mund.

Vor mir auf dem Teller liegen drei dieser Gebäckstücke. Jedes Loch dieser Pastetenartigen Dinger ist mit etwas anderem gefüllt. Den mit Sirup esse ich als erstes. Dann folgt einer mit einer warmen Beerenmischung. Und zuletzt ist der Yorkshire Pudding mit flüssiger Schokolade dran. Mit meinem Zeigefinger schiebe ich den übrig gebliebenen Puderzucker, der in großen Mengen über den Nachtisch zerstäubt wurde, zusammen.

"Ich nehme das mal als einen Beweis, dass es dir geschmeckt hat", meldet sich Shawn zu Wort. Ertappt ziehe ich meine Zungenspitze vom Zeigefinger weg. "Ich würde diesen Pudding definitiv nur noch als Nachtisch essen", nicke ich.

"Das ganze Leben sollte aus Nachtisch bestehen", lacht der Braunhaarige. "Meine Rede. Meine Rede", wiederhole ich die zwei Wörter. "Aber dann würde ich irgendwann aus allen Nähten platzen", füge ich etwas später hinzu. "Und ich erst", lacht Shawn.

Ich muss daran denken, wie er vor zwei Tagen seinen trainierten Bauch entblößt hat. "Na klar. Hat man am Wochenende auf jeden Fall gesehen", plapper ich die Sätze einfach aus. "Was?" Der Junge guckt mich entgeistert an. "Was?", frage ich ebenfalls, als würde ich nicht wissen, was ich gesagt habe.

Auf der Suche nach einem neuen Gesprächsthema, begutachte ich den Garten. An einer Stelle, wo die letzte Lampe leuchtet, erblicke ich eine Hollywoodschaukel. "Du hast eine Hollywoodschaukel?", rufe ich total begeistert.

"Ja", schmunzelt Shawn - wahrscheinlich über mein kindliches Verhalten, "ich habe sie extra für Aaliyah gekauft. Die liebt solche Teile."

Umständlich winde ich mich aus der Decke. "Ich auch!" Meine Hände an den Hosenbeinen abwischend, laufe ich zu dem Metallgestell und lasse mich darauf nieder.

"Wir hatten früher auch so eine Schaukel, aber irgendwann hat sich mein Bruder mit so viel Schwung darauf geworfen, dass der Stoff gerissen ist", erzähle ich. Sofort schweife ich ab und schwelge in einigen Kindheitserinnerungen. "Victoria, bist du noch da?", fragt Shawn, während er mit einer Hand vor meinem Gesicht umher winkt.

"Ja klar", lächel ich, "ich habe nur gerade daran gedacht, dass ich im Sommer meine ganzen Ferien auf der Schaukel in unserem Garten verbracht habe. Es war eigentlich nicht wirklich bequem, den ganzen Tag darauf zu sitzen. Aber ich hatte einen perfekten Ausblick auf den Garten unserer Nachbarn. Ihr Sohn hat immer nach dem Mittagsessen mit seinen Freunden draußen Fußball gespielt. Und ich habe mir immer vorgestellt, dass er irgendwann den Ball links liegen lässt, zu mir rüber kommt und wir die restlichen Sommerferien gemeinsam auf der Schaukel verbringen."

Ohne Nachzudenken, erzähle ich, was in meinem Kopf vorgeht. Als ich Shawn Schmunzeln sehe, werden meine Wangen direkt warm. "Oh mein Gott, ich höre mich wie ein totaler Stalker an. Bitte glaub mir, dass ich nicht krank bin. Ich dachte nur immer, dass das total romantisch wäre", rufe ich aus.

"Wie alt warst du?", grinst der Braunhaarige. "Zwölf. Diese ganzen Gedanken haben sich in dem verkorksten Kopf einer Zwölfjährigen abgespielt." Fassungslos über mich selbst, schüttel ich meinen Kopf.

"Und denkst du immer noch, mit einem Jungen auf einer Hollywoodschaukel zu sitzen könnte romantisch sein?", fährt sich der Junge neben mir durch seine Locken. Vorsichtig breitet er eine Wolldecke über meine Schultern aus und hält sie vor meinem Bauch mit seinen Händen geschlossen. "Ich weiß es nicht", flüster ich.

Meine Gedanken drehen vollkommen durch. Wie zur Hölle bin ich in diese Situation geraten? Ich habe überhaupt keine Ahnung und Erfahrung, was man von mir erwartet.

Mit offenen Mund mustere ich sein Gesicht. Es liegt zur Hälfte im Dunklen. Aber in seinen Augen kann ich ein Glänzen erkennen. Fast nicht bemerkbar rutscht Shawn ein Stück näher an mich heran.

"Was hast du dir mit Zwölf noch vorgestellt? Sollte dein Nachbar nur auf der gleichen Schaukel wie du sitzen?", flüstert der Braunhaarige ebenfalls. "Er hätte meine Hand gehalten, ich hätte an seiner Brust gelehnt und zusammen hätten wir die Vögel und Eichhörnchen beobachtet", überlege ich.

Meine Augen verdrehend blicke ich zu Shawn rüber. "Ich weiß echt nicht was in mich gefahren ist", entschuldige ich mich. Doch anstatt etwas zu sagen, greift er nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.

Seinen freien Arm legt er um meine Schulter. Er zieht mich näher zu sich heran, sodass mein Kopf zwischen seiner Brust und seinem Hals ruht. "Es gibt etwas viel Schöneres als Vögel zu beobachten", raunt mir Shawn ins Ohr. An meiner Schläfe breitet sich Gänsehaut aus.

"Wir könnten uns zum Beispiel die Sterne ansehen. In Winternächten wie diese leuchten sie besonders hell." Fürsorglich legt er die Decke, die dabei ist von meiner Schulter zu rutschen, enger um mich. "Hast du viel Ahnung von Sternenbildern?", frage ich.

"Nein", schüttelt Shawn seinen Kopf, "ich habe von kaum einer Sache viel Ahnung." Mit einem Fuß stößt er sich vom Boden ab, sodass wir leicht anfangen zu schaukeln. "Das glaube ich dir nicht", widerspreche ich.

"Du denkst, ich wüsste, was ich hier tue? Ich habe keine Ahnung, was richtig oder falsch ist. Mein Bein zittert vor Aufregung. Die Gedanken in meinem Kopf laufen Amok." Mit seinem Daumen zieht er Kreise auf meinem Handrücken. Doch die runden Bewegungen schwenken schnell in unförmige Zick-Zack Linien um.

"Es fühlt sich mehr als richtig an", gebe ich schüchtern von mir. In angenehmer Stille schaukeln wir eine Zeit lang nur hin und her. Shawn scheint sich beruhigt zu haben. Ich spüre wie er regelmäßig ein- und ausatmet. Sein warmer Atem streift meine Haare.

"Shawn? Frierst du nicht?", ergreife ich wieder das Wort. "Nein. Meine Jacke und deine Körperwärme reicht vollkommen aus", grummelt er etwas schläfrig. Dann legt er sein Kinn auf meinem Kopf ab.

Die Sterne betrachtend verfallen wir wieder in Schweigen.

#####

AJEBFK JDKD WSKFL Haha, was habe ich da bitteschön fabriziert?!

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt