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Stürmisch reißt Shawn die Haustür auf. "Oh Gott, da bist du endlich!", ruft er ziemlich erleichtert aus, "ich dachte, dir wäre sonst etwas passiert. Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein."

Schwer atmend zieht mich der Braunhaarige an seine verschwitzte Brust. Völlig überrumpelt schließe ich meine Arme um seinen Rücken. "Gott sei Dank", vor sich her murmelnd vergräbt Shawn sein Gesicht in meiner Schulter.

"Hey", löse ich mich sanft von ihm und betrachte ihn eingehend. Seine Haare sind regelrecht verwüstet. So als hätte er alle drei Sekunden seine Hände darin vergraben.

Die Tatsache, dass er Oberkörperfrei vor mir steht, versuche ich im ersten Moment zu verdrängen. Doch ich kann meine Augen nicht von seiner Brust nehmen. Kleine Schweißperlen glänzen auf seiner Haut.

Als ich meine Hände mit seinen verschränken will, fallen mir seine aufgeschürften Knöchel auf. "Wofür gibt es Boxhandschuhe?", frage ich ihn seufzend. Shawn zuckt lediglich mit seinen Schultern.

Dann umfasst er mein Gesicht und presst seine Lippen gegen meine. So stark, als wäre es die einzige Rettung vor dem Ertrinken. So gierig, als wäre es der letzte Atemzug vor dem Ersticken.

"Shawn, was ist los?", flüstere ich, nachdem ich den Kuss für einige Sekunden erwidert habe. "Ich...Ich weiß nicht wo ich anfangen soll", stammelt der Braunhaarige, "in meinem Kopf sind so viele Wörter, die ich dir sagen möchte."

Ermutigend ergreife ich wieder seine Hände. Darauf bedacht, nicht seine Wunden zu berühren. "Es war nicht wirklich anständig von mir, dass ich heute Mittag den Interviewer angelogen habe", beginnt Shawn schließlich.

"Ich wusste schließlich ganz genau, dass du zuhause sitzt und zu guckst. Aber ich konnte es einfach nicht über meine Lippen bringen." Seine Stimme zittert ein wenig. Außerdem hat mir Shawn noch kein einziges Mal in die Augen gesehen.

"Als du gesagt hast, dass du auf dem Weg zu mir bist, aber es einfach nicht geklingelt hat, bin ich fast verrückt geworden. Ich habe mir so viele Vorwürfe gemacht. Stell dir vor, du wärst in einem Autounfall verwickelt gewesen und ich hätte keine Gelegenheit mehr bekommen, zu sagen, dass...", bricht der Junge vor mir ab.

"Es tut mir leid", plagt mich mein schlechtes Gewissen, "ich hätte sofort kommen und dich nicht warten lassen sollen." Doch der Braunhaarige schüttelt nur seinen Kopf. "Es ist nicht deine Schuld. Ich habe diese Situation zu verantworten. Du hättest mich nicht warten lassen, wenn ich genügend Mumm gehabt hätte, dem Moderator mit einem einfachen 'Ja' zu antworten."

Erleichtert fange ich an zu lächeln. Wieder taucht die Frage des Brillenträgers in meinem Kopf auf. "Aber du bist schon einmal verliebt gewesen?" Shawn hat sich gewünscht, nicken zu können.

"Du hättest dir trotzdem Handschuhe anziehen sollen", lächel ich sanft, bevor ich vorsichtig meine Lippen auf seinen Handrücken lege. "Was hast du dir bloß dabei gedacht?", schüttel ich meinen Kopf.

"Dummheit schmerzt eben. Mit jedem Schlag hallte das Wort 'Idiot' ein wenig leiser durch meinen Kopf", runzelt Shawn seine Stirn. "Und mit jedem Schlag hast du dafür gesorgt, dass du noch längere Zeit etwas von deinen Schmerzen hast", lache ich leise. Durch das Kickboxen weiß ich wovon ich spreche.

"Dann vergesse ich wenigstens nicht so schnell, wie scheiße ich mich benommen habe." Shawn wendet sich zum gehen und zieht mich mit nach oben in sein Schlafzimmer.

Frisch geduscht und mit neuen Anziehsachen eingekleidet tritt Shawn nach gut zwanzig Minuten aus dem Badezimmer. Lächelnd legt er sich neben mich in sein Bett.

Automatisch finden meine Finger den weg in seine Haare. Manche hängen ihm in feuchten Strähnen in der Stirn. Konzentriert streiche ich sie zurück. Währenddessen liegt Shawn ganz ruhig auf der Seite und beobachtet mich.

"Starr mich nicht so an", kicher ich beschämt. Vorsichtig nimmt mein Freund meine Hand, die ich auf mein Gesicht gelegt habe, wieder weg. "Aber du bist so unglaublich schön", flüstert er.

Elegant stützt er sich erst auf seinen Ellenbogen. Dann lehnt er sich über mich. "Victoria?", fragt Shawn plötzlich. "Hm?", ist alles was meinen Mund verlässt. "Ich habe mich unendlich in dich verliebt."

Mein Herz springt mir beinahe aus der Brust. Solch ein Geständnis habe ich diesen Abend nicht mehr erwartet. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn zu mir herunter.

"Ich mich auch in dich", flüster ich, bevor ich die wenigen Zentimeter zwischen unseren Gesichtern überbrücke. Es fühlt sich so unheimlich gut an, seine Lippen auf meinen zu spüren.

"Du bist unglaublich, Victoria", haucht mir Shawn in mein Ohr, nachdem er den Kuss unterbrochen hat. "Du bist lustig und hast einen tollen Humor. Du bist schlau, wortgewandt und unheimlich hübsch. Du bist eine wunderbare Person. Und so viel mehr, als ich mir je erträumen könnte."

"Danke, Shawn. Es bedeutet mir wirklich viel, das aus deinem Mund zu hören", lächel ich breit, während sich meine Wangen dunkelrot färben. Immer wieder streiche ich über seinen linken Kieferknochen.

Der nächste Kuss, den ich Shawn gebe, artet nach kurzer Zeit in eine regelrechte Knutscherei aus. Eine Hand von ihm wandert langsam unter mein T-Shirt, welches immer wieder ein Stück weiter nach oben geschoben wird.

Meine Unterlippe zittert, als Shawn beginnt kleine Küsse in meiner Halsbeuge zu verteilen und langsam zu meinem Schlüsselbein wandert. Da ich nicht weiß, wohin mit meinen Händen, kralle ich meine Finger in den Stoff seines Pullovers.

Ohne groß nachzudenken hebe ich meine Arme, als Shawn versucht, mir mein Oberteil auszuziehen. Einen Augenblick hält er inne und sieht mich einfach nur an. Dann legt er seine Lippen wieder auf meine.

Vorsichtig schiebe ich meine Hand unter seinen Pullover, den sich Shawn kurz darauf selbstständig über den Kopf zieht. Auf meine Unterlippe beißend genieße ich meine Aussicht.

Bedächtig legt der Braunhaarige seine Finger an den kleinen Knopf meiner Jeans. Mein Herz pocht mit dreifacher Geschwindigkeit. Ich schließe meine Augen, um in mich zu gehen, ob ich den nächsten Schritt wirklich zulassen will.

Doch plötzlich spüre ich seine Hände nicht mehr an meiner Hose. "Wir sollten das nicht tun. Jedenfalls nicht jetzt", atmet Shawn schwer. Schluckend blicke ich ihn an.

"Übermorgen bin ich weg. Ab Montag beginnt dann meine Tour in Nordamerika. Das wäre nicht der richtige Abschied. Es würde alles irgendwie in ein falsches Licht rücken", versucht er zu erklären.

"Es ist okay", flüster ich, "es ist die richtige Entscheidung." Somit habe ich noch Zeit, mich mental auf den nächsten Schritt vorzubereiten.

Shawn rollt sich auf seinen Rücken und zieht mich eng an sich. Meinen Kopf bette ich auf seine Brust. Seine Arme umschließen meine Schultern fest. So, als hätte er Angst, dass ich jeden Augenblick weglaufen könnte.

"Können wir einfach nur reden?", schlage ich vor, da ich das Gefühl habe, dass die unausgesprochene Frage, was wir jetzt machen sollen, im Raum umher schwebt.

"Können wir", lächelt Shawn, als ich zu ihm aufblicke. Ich lausche seiner regelmäßigen Atmung, während ich die Umrisse der Gitarre auf seinem Unterarm nachfahre. "Ich werde dich vermissen", gesteht mein Freund schließlich.

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Ich bin mir etwas unsicher mit diesem Kapitel, aber naja...HIER IST ES!

Und unglaublich, dass wir schon bei Kapitel 50 angelangt sind. So schnell habe ich noch nie ein Buch geschrieben😂 Danke, dass ihr alle dabei seid! ♡

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt