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August 2025

"Nein, du kaufst uns keinen Hund", verdrehe ich lachend meine Augen, bevor ich mir einen Löffel Vanilleeis in den Mund schiebe. "Aber Hunde sind niedlich und gehören doch zum Familienleben dazu", pustet Shawn in seinen Kaffee, während er mich schmollend über den Tassenrand anblickt.

"Ich denke, dass Nick für ein Haustier noch zu jung ist", runzle ich meine Stirn ein wenig, "außerdem bist du allergisch. Meinst du, ich will dir ständig dabei zusehen, wie du dir die Nase putzt und versuchst deine roten Augen zu vertuschen?" Schmunzelnd winke ich mit meiner Hand vor meinem Gesicht herum, um meinem Mann zu verstehen zu geben, dass er sie nicht mehr alle hat.

"Ich bekomme keine roten Augen", behauptet der Braunhaarige, "bestimmt kann ich mir Medikamente gegen die Allergie verschreiben lassen. Und dann kaufe ich uns einen Hund." Rasch strecke ich meinen Arm aus, um noch rechtzeitig den Keks, der unserem Sohn gerade aus der Hand fällt, aufzufangen. Dabei fühle ich mich ein wenig, wie ein unbesiegbarer Ninja. "Du hattest jetzt deine fünf Minuten. Iss dein Eis auf", fordere ich Shawn lachend auf.

Etwas vor sich hin murmelnd stochert er in seinem Cookie Eis herum. Ich kann nicht glauben, dass er sich wie ein Kleinkind aufführt, obwohl er heute tatsächlich schon siebenundzwanzig geworden ist. "Dürfen wir kurz stören?", fragt ein Mädchen, das mit zwei Freundinnen an unseren Tisch herantritt. "Natürlich", sieht der Sänger die Drei mit einem strahlenden Lächeln an.

"Wir wollten dir zum Geburtstag gratulieren", spricht nun ein braunhaariges Mädchen mit leiser Stimme, "und fragen, ob wir vielleicht ein Foto machen können." Nachdem ich einen Schluck von meinem Cappuccino genommen habe, strecke ich meine Hand in die Richtung der gezückten Handys der Mädchen aus. "Wenn ihr wollt, kann ich die Fotos schießen", biete ich an.

Es kommt nicht selten vor, dass mich seine Fans sowieso darum bitten, wenn ich mit ihm unterwegs bin. Daher habe ich mir angewöhnt, von Anfang an hilfsbereit zu erscheinen. "Wenn das in Ordnung ist", fährt sich das dritte Mädchen nervös durch ihre Haare. Als ich nicke, befinden sich direkt alle drei Handys auf meiner Tischseite. Rasch schieße ich mit jedem einige Bilder.

Nachdem die Mädchen verschwunden sind, dauert es nicht lange, bis die nächsten Leute an der Terrasse des Cafés, in dem wir sitzen, anhalten. Automatisch ziehe ich den blauen Buggy, in dem Nicholas mit seinem Stofftierhasen spielt, näher zu mir heran. Sobald Fans auf uns zukommen, verdreifacht sich der Beschützerinstinkt. Wahrscheinlich würde keiner von ihnen unserem Sohn etwas antun. Aber wenn ich ehrlich bin, stört mich das ständige Gequietsche und die Rufe, wie unheimlich süß Nicholas ist, gewaltig.

Mittlerweile stehen so viele Menschen vor dem Café, dass die Handhabung, dass jeder ein Selfie mit Shawn bekommt, die einfachste Lösung ist. Jeder gratuliert ihm, manche überreichen ihm kleine Tüten mit Geschenken und eine kleine Gruppe stimmt sogar ein Geburtstagslied an. Kopfschüttelnd betrachte ich das Szenario. Ich weiß, dass der Sänger seine Fans liebt und gerne mit ihnen ein paar Worte wechselt und ich gönne ihm die Aufmerksamkeit auf jeden Fall. Aber im Augenblick nimmt die Größe der Menschenmasse Ausschreitungen an.

Zu Anfang werden die Augen von Nick nur ganz kugelig. Doch über die Zeit bilden sich immer mehr Tränen, bis er schließlich anfängt zu schreien. "Shawn?", zupfe ich an seinem T-Shirt, da er nicht weit von mir entfernt steht. Um besser Fotos schießen zu können, ist er vor einer Weile von seinem Stuhl aufgestanden. "Ja, wir machen uns sofort auf den Weg", greift mein Mann ganz kurz nach meiner Hand und drückt sie beruhigend. Scheinbar hat er bereits gemerkt, dass sich unser Sohn unwohl fühlt. Doch das liegt wahrscheinlich daran, dass man seinen Ausbruch nicht überhören kann.

"Leute", dreht sich Shawn zu seinen Fans wieder zurück. Dabei hebt er seine Arme beschwichtigend in die Höhe. "Ich würde wirklich gerne auch mit den restlichen Personen ein Foto machen. Aber mein Sohn muss nach Hause. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr genügend Zeit habe. Ich hoffe, ihr versteht mich. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bekommt ihr das erhoffte Selfie. Ich verspreche es euch", entschuldigt er sich, obwohl er es meiner Meinung nach überhaupt nicht müsste.

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt