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Januar 2027

"Oh, das ist mein Junge!", schüttelt Shawn seinen besten Freund wild an den Schultern. Einige Eltern, die sich mit uns im Rouge Valley Park befinden, gucken bereits komisch in unsere Richtung. Es ist keine Minute her, da hat Brian ihm gestanden, dass er vor drei Tagen mit dem Mädchen, dem er schon seit Ewigkeiten hinterherschmachtet, endlich zusammengekommen ist.

"Ruf sie an. Shay soll auch hierher kommen", spricht mein Mann den Namen von Brians Freundin so aus, als wüsste er bereits alles über sie. Grinsend schüttle ich meinen Kopf, während sich der Junge, der selbst im Winter eine Snapback trägt, von uns entfernt, um zu telefonieren. Männer tauschen sich genauso gründlich über jedes Detail in ihrem Leben aus, wie die Frauen. Aber nur uns lacht man deswegen aus.

Nachdem Shawn seine Hände wieder in der Daunenjacke verstaut hat, kehrt ein wenig Ruhe ein. Ich lasse meinen Blick durch den schneebedeckten Park und über die Menschen schweifen. Eigentlich ist der Rouge Valley Park überhaupt kein richtiger Park. Er gleicht eher einer einfachen Wiese, auf der in der Mitte ein riesiges Klettergerüst und ein Sandkasten gebaut wurden. Die Wiese verläuft nach hinten in einen kleinen Wald und an den Seiten wird sie von Häusern und einer breiten Straße eingegrenzt.

Da die Wiese so schön groß und ebenerdig ist, kommen im Winter gerne Eltern hierher, um mit ihren Kindern Schneemänner zu bauen. Genau deswegen haben wir auch an dem Park angehalten. Nach einem kleinen Spaziergang wollte Nicholas unbedingt den frischen Schnee anfassen. Außerdem gehört uns zurzeit das Haus, das direkt auf der linken Seite an die Wiese angrenzt. Es ist aus braunen Backsteinen gemauert und eher eine Art Ferienhaus. Shawn hat es für einige Wochen gemietet, damit wir mehr Zeit in Pickering verbringen können und seinen Eltern nicht auf die Nerven gehen.

"Genug gespielt", hebt mein Mann Nick in die Höhe, damit er nicht noch länger in der Kälte hockt. Auch wenn ihm das nichts ausmachen sollte, da er einen Schneeanzug trägt. "Jetzt geht es nach Hause", wirbelt Shawn unseren Sohn einmal kurz durch die Luft. Sofort ertönt ein erheitertes Gurgeln aus dem Mund des Kleinen. "Die Freunde von Mom und Dad warten bereits. Also müssen wir uns jetzt beeilen."

Mit einer schwungvollen Bewegung befördert der Braunhaarige Nicholas unter seinen rechten Arm. Automatisch streckt unser Sohn seine Ärmchen zur Seite aus und wartet darauf, wie ein Flugzeug nach Hause gebracht zu werden. Lächelnd laufe ich den Beiden hinterher. Vor unserer Haustür steht nicht nur Brian, sondern auch Ava und ein Junge, den ich nie im Leben hier erwartet hätte.

"Was machst du denn hier?", rufe ich überrascht aus, während meine Nase verdächtig anfängt zu kitzeln. Mit einem strahlenden Lächeln tritt Tyren einen Schritt auf mich zu und zieht mich in eine Umarmung. Dabei fällt diese lange nicht so herzlich aus, wie ich es mir wünschen würde. Mein Bauch ist viel zu kugelig, um meine Arme vernünftig um den Schwarzhaarigen schlingen zu können.

"Ava hat vorgeschlagen, dich zu überraschen und ich fand die Idee wirklich nicht so schlecht", grinst mich Tyren an, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. Schniefend und einige Tränen von meiner Wange wischend lache ich leise. "Die Idee war wirklich nicht so schlecht", sehe ich kurz zu meiner Freundin hinüber. Ich habe schon Ewigkeiten nichts mehr von Tyren gehört. Aber Ava hat immer noch Kontakt zu ihm, obwohl der Streit, in dem die Zwei damals auseinander gegangen sind, echt heftig war.

Das laute Räuspern von Shawn sorgt dafür, dass der Schwarzhaarige den Abstand zu mir ein wenig vergrößert. Augenverdrehend blicke ich meinen Mann an, bevor ich mich wieder an Tyren wende. "Bist du frisch aus dem Urlaub gekommen?", betrachte ich seine braune Haut. Ich habe sie viel heller in Erinnerung. "Nicht wirklich", schüttelt er seinen Kopf, "aber ich bin von Italien hierher geflogen. Ich lebe seit zwei Jahren wieder bei meinen Eltern." Erstaunt öffne ich meinen Mund, um etwas zu sagen.

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt