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"Drei, zwei, eins", zählen wir gemeinsam herunter. "Frohes neues Jahr!", ruft einer lauter als der andere über die Straße. Katherine umarmt mich stürmisch, während Ava und Tyren sich einen dieser kitschigen Neujahrsküsse geben.

Angewidert verziehe ich mein Gesicht. "Du benimmst dich, als wärst du zehn Jahre alt", lacht die Rothaarige neben mir. "Tue ich gar nicht", streite ich ab, "ich veranschauliche lediglich, dass so etwas lächerlich ist."

Demonstrativ starre ich die Zwei, die sich extra noch einmal küssen, an. "Ich wünsche auch dir ein frohes neues Jahr", umarmt mich Ava dann schließlich.

Mason und Tyren zünden mitten auf der Straße einige Raketen an, während wir drei Mädchen auf dem Bürgersteig stehen. Ein Feuerwerkskörper nach dem anderen schießt in die Luft und zerplatzt am schwarzen Himmel.

Die Arme umeinander gelegt beobachten wir das Lichtspektakel. Das Klingeln meines Handys lässt mich leicht aufschrecken.

Als ich einige Meter von den anderen entfernt bin, nehme ich den Videoanruf an. "Hey", strahlt ein ausgelassener Shawn mir entgegen. Im Hintergrund sieht man einen kleinen Pool und zahlreiche Lichterketten.

Sofort steckt er mich an und ich kann nicht anders, als breit zu lächeln. "Frohes neues Jahr", wünsche ich zum wiederholten Mal in dieser Nacht. "Das wünsche ich dir auch."

Shawn legt sein Handy von der einen in die andere Hand. Dabei offenbart er einen Blick in den Nachthimmel, an dem ebenfalls viele bunte Raketen in Funken aufgehen.

Plötzlich fängt das Bild an zu wackeln, es knackst in der Leitung und dann sehe ich nur noch schwarz auf meinem Bildschirm. "Aaliyah, Mann. Pass doch mal auf", beschwert sich Shawn.

Es raschelt, als das Handy wieder aufgehoben wird. Ein Auge und Locken sind zu erkennen, als Shawn scheinbar das Telefon an etwas anlehnt und sich dann zurück in einen Stuhl setzt.

Seine Schwester hängt wie ein Klammeraffe an seinem Hals. Als sie mich erblickt lässt sie ihn sofort los.

"Victoria!", ruft Aaliyah, während sie ihre Nase ganz dicht vor die Kamera hält. "Schön dich wiederzusehen", lächel ich. In diesem Moment fällt mir auf, dass ich ihr Lachen vermisst habe.

"Wie geht es dir?", erkundige ich mich. "Super", springt sie einmal auf und ab, "es ist endlich 2018. Ein ganzes Jahr, um großartige Dinge zu erleben." Aaliyah läuft  förmlich an Lebensfreude über.

"Weißt du was?", kommt sie wieder näher an die Kamera heran, "Shawn hat den ganzen Abend darauf gewartet, dich anrufen zu können. Er war eben sogar extra noch einmal im Badezimmer, um zu überprüfen, ob seine Frisur sitzt."

Lachend tritt die Braunhaarige hinter Shawn und fährt ihm solange durch die Haare, bis er eine ihrer Hände festhält.

"Hast du nichts anderes zu tun, als solche Sachen immer auszuplappern?", fragt Shawn genervt nach. "Dafür sind doch kleine Schwestern da. Ich wüsste sonst nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll." Frech grinsend gibt Aaliyah ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange.

"Du weißt, ich habe dich lieb, aber könntest du deinen Arsch jetzt außer Sichtweite bewegen?", fordert er seine Schwester auf. "Natürlich. Stets zu Ihren Diensten", verbeugt sich Aaliyah etwas übertrieben. "Man sieht sich", winkt sie mir zum Schluss zu.

"Meine Mom hätte sie nicht den Sekt, mit dem wir angestoßen haben, trinken lassen sollen", blickt Shawn ihr schmunzeld hinterher.

"Du hast also darauf hin gefiebert, mich anzurufen?", frage ich nach einiger Zeit, in der wir uns einfach nur angegrinst haben, nach. Die Vorstellung, dass er nur auf dieses Telefonat gewartet hat, löst ein Kribbeln in meiner Magengegend aus.

"Möglich. Würdest du es schlimm finden, wenn es so gewesen ist?", überlegt der Braunhaarige. Natürlich schüttel ich meinen Kopf. "Na dann. Ich wollte dich umbedingt sehen, Victoria." Verlegen kratzt er sich an seiner Nase. "Also, ich meine, ich wollte dir noch heute persönlich einen guten Start in das neue Jahr wünschen."

"Danke. Es tut gut, dich zu sehen. Auch wenn es erst vier Tage her ist, dass wir uns getroffen haben. Und, dass ein Bildschirm zwischen uns ist schmälert das Erlebnis auch etwas", rede ich drauf los.

Als ein leises Lachen von Shawn erklingt, bin ich an der Reihe mir verlegend über das Gesicht zu fahren. "Ich hätte den Sekt heute Nacht auch nicht trinken sollen", grinse ich schief.

"Schmeckt sowieso nicht so gut", zwinkert mir der Junge durch den Bildschirm zu. Lachend stecke ich meine linke Hand, die am abfrieren ist, in meine Manteltasche.

"Vic, kommst du mit rauf?", ruft mir Ava zu. "Sofort", gebe ich ihnen ein Zeichen, dass sie schon vorgehen können. "Ich muss los", wende ich mich dann an Shawn.

"Na klar, ich halte dich gerade davon ab, Neujahr mit deinen Freunden zu genießen", nickt er. "Du hälst mich von gar nichts ab, Shawn. Ich genieße das Neujahr. Genau jetzt im Moment."

"Ich auch", lächelt der Junge. "Kommst du demnächst mal wieder bei mir vorbei?"

"Natürlich. Schreib mir wann und ich bin da", kaue ich auf meiner Unterlippe herum.

Immer noch breit lächelnd betrete ich die Wohnung. Gröhlend empfangen mich meine Freunde. "Da ist sie. Die einzig wahre Victoria de Haan. Freundin des Weltstars Shawn Mendes", redet Tyren mit der Stimme eines Kommentators.

"Hör auf so einen Mist zu labern", schüttel ich lachend meinen Kopf. Katherine reicht mir eine Bierflasche. Als ich sitze stoßen wir alle noch einmal auf das neue Jahr an.

2018 würde mein Jahr werden. Da bin ich mir sicher.

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt