[33]

11.9K 648 219
                                    

Ertappt fahre ich mir mit der Zunge über meine Lippen, als mir bewusst wird, dass ich Shawn die ganze Zeit angestarrt habe. Während er mich angrinst, senke ich beschämt meinen Kopf.

Nachdem ich wieder angefangen habe die Akkorde seines Liedes zu spielen, setzt sich der Dunkelhaarige gegenüber von mir auf einen Hocker. Seine riesige Hand umschließt beinahe die ganze Kaffetasse, die er langsam zum Mund führt.

Obwohl er Kaffee trinkt, ist sein Blick weiterhin auf mich gerichtet. "Das sieht irgendwie lustig aus", lache ich leise. Dabei beobachte ich, wie lediglich seine Augen über den Tassenrand hinüber gucken.

"Verdammt", stellt der Braunhaarige die Tasse weg. Erst denke ich, dass er sich verbrannt hat, doch dann spricht Shawn weiter. "Dabei hatte ich gehofft, ich würde ziemlich attraktiv währenddessen aussehen."

"Tust du", versichere ich ihm immer noch lachend. Daraufhin wackelt Shawn anzüglich mit den Augenbrauen. Grinsend lehnt er sich immer weiter zu mir hinüber.

"Ich weiß, dass du mich heute Nacht beobachtet hast", flüstert der Junge in mein Ohr. Schluckend suche ich nach einer passenden Antwort. "Du musst gar nicht versuchen, es abzustreiten."

Shawn zieht seinen Hocker näher an meinen heran ohne zu gucken, da sein Gesicht immer noch neben meinem Ohr verweilt. Seine Nasenspitze streift meine Wange, als er sich auf der Gitarre, die auf meinem Schoß liegt, abstützt.

"Shawn, was wird das hier?", räuspere ich mich. Es ist schwer, einen ganzen Satz zu sprechen, wenn der Junge so nah bei mir ist. "Ich weiß nicht", pustet er warme Luft gegen meinen Kiefer. Ein angenehmer Pfefferminz Geruch steigt mir in die Nase.

"Eigentlich wollte ich dich nur dazu bringen, zu zugeben, dass du mich beobachtet hast", überlegt Shawn. Seine Stirn berührt beinahe meine. Extrem flach atme ich ein und aus. Doch das lässt mich denken, dass ich gleich ersticke.

Seine Hände legt der Braunhaarige auf meine Oberarme ab. "Was hättest du davon, wenn ich dir sage, dass ich dich beobachtet habe", versuche ich eine Diskussion zu beginnen.

"Einen kleinen Egopusch?", lacht Shawn verlegen. Mit zusammen geengten Augen blicke ich ihn an. "Du musst dein Ego puschen? Im Moment erscheinst du mir eigentlich ziemlich selbstbewusst."

Mein Herz stolpert, als der Braunhaarige mit seinem Zeigefinger über meine Schulter streicht. "Manchmal sind die Menschen, die am selbstbewusstesten erscheinen, die Menschen, die am unsichersten sind", flüstert er schon fast.

Den Atem anhaltend mustere ich den Jungen direkt vor mir. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass sein linkes Auge unregelmäßig zuckt.

Automatisch lege ich meinen Daumen an seinen Augenwinkel. Die restlichen Finger verschwinden in seinem Haaransatz.

"Versprichst du mir etwas?", frage ich vorsichtig nach, "sei bitte nie der Meinung, dass du in meiner Gegenwart unsicher sein müsstest."

Tief einatmend schließt Shawn die Augen. Seine Nasenflügel beben leicht. "Das ist nichts, was ich einfach so abstellen kann, Victoria. Mein Kopf dreht durch, wenn du mir gegenüber stehst. Meine Hände werden schwitzig, wenn ich darauf warte, dass du an der Haustür klingelst. Ich benehme mich wie der letzte Vollidiot, wenn ich in dein Gesicht blicke. Es fühlt sich an, als wäre ich ein kleiner Junge, der noch nicht durch die ganze Welt gereist und auf unzähligen Bühnen aufgetreten ist. Manchmal weiß ich einfach nicht, wie ich mich in deiner Gegenwart verhalten soll. Das macht mich eben zu einer unsicheren Person."

"Shawn", flüstere ich bestürzt. Mit beiden Händen umschließe ich sein Gesicht. "Mir scheint, dass du gar nicht weißt, wie großartig du bist. Du bist kein kleiner unsicherer Junge. Du bist derjenige, der mir Sicherheit vermittelt. Ich fasse es nicht, dass du solche Sätze einfach so aus dem Ärmel schüttelst."

Berührt, überrascht und noch völlig verwirrt von seinen Worten, beginne ich leise zu Lachen. Es ist kein gehässiges Lachen, es ist eher die schnellste Antwort auf die Frage, wie ich mich nun verhalten soll.

"Jetzt habe ich total bei dir verschissen", seufzt Shawn, während er mit den Händen über seine Oberschenkel reibt. "Verschissen?", lege ich meine Hände auf seinem Nacken ab, "du hast gerade Millionen an Bonuspunkten gesammelt. Ein so ehrliches Gespräch habe ich noch nie geführt."

Erneut schließt der Junge seine Augen und konzentriert sich scheinbar darauf ruhig zu atmen. "Du bringst eben die beste Seite in mir zum Vorschein", lächelt Shawn schief.

"Ich habe noch keine schlechte Seite an dir gesehen", sage ich leise. Während ich jeden Zentimeter seines Gesichtes abscanne, fangen meine Finger wie von alleine an, die Haare in seinem Nacken zu Locken zu drehen.

Es kommt mir vor, als säßen wir hier nun schon eine ganze Ewigkeit. Stirn an Stirn gelehnt. Eine undefinierbare Spannung baut sich im Raum auf. Aber nichts passiert.

Shawn räuspert sich, öffnet den Mund und schließt ihn wieder. "Victoria?", erklingt schließlich seine kratzige Stimme, "auch wenn alles in mir danach schreit, dass ich dich endlich küssen soll, kann ich es nicht. Noch nicht. Vorher muss ich einige Dinge mit meinem Manager abklären. Und ich will dich näher kennenlernen. Die ganzen Dinge erfahren, die dich zur einzigartigen Victoria de Haan machen."

Der Braunhaarige sucht nach weiteren Wörtern, doch ich unterbreche ihn. Ich muss es nicht noch komplizierter machen, als es sowieso schon ist. "Es ist okay, Shawn. Wirklich. Wir müssen nichts überstürzen", versichere ich ihm.

"Du bist wirklich unglaublich", streicht mir Shawn eine Haarsträhne hinter mein Ohr, "ich weiß nicht, womit ich es verdient habe, dass ich in deiner Nähe sein darf."

Breit grinse ich ihn an. "Normalerweise hätte ich jetzt schon längst Regenbögen gekotzt, wenn ich sowas im Fernseher gesehen hätte", gebe ich von mir.

"Du bist unmöglich, Victoria", lacht Shawn daraufhin. "Aber genau deshalb magst du mich", springe ich lachend von dem Sofa auf. Freudig drehe ich mich um meine eigene Achse.

"Hast du Lust runter zu gehen und mit mir zu frühstücken?", fragt der Braunhaarige, als mein Magen anfängt zu knurren. Zustimmend nicke ich. Dann machen wir uns gemeinsam auf den Weg in die Küche.

#####

Ahhhhh, hasst mich nicht😆✌

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt