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Fordernd strecke ich meine Hand über den Tisch. "Aaliyah, jetzt rück das Geld heraus. Ich verstehe da echt keinen Spaß." Grummelnd schiebt mir die Braunhaarige ihre letzten bunten Geldscheine herüber. "Ich hasse, hasse, hasse dieses Spiel", ruft Aaliyah frustriert aus.

Zufrieden grinsend ordne ich das ganze Geld sorgfältig vor mir an. Wenn es darum geht, wer am Besten Monopoly spielt, kann mir keiner das Wasser reichen. Außer vielleicht Shawns Vater.

Einige Spielzüge zuvor hat er die Stadt Chatham-Kent, die bei jedem Betreten vier Millionen Dollar einbringt, erworben. Damit besitzt er leider den wertvollsten Ort auf dem Spielbrett.

"Ich gebe auf", schüttelt Shawn beleidigt seinen Kopf, als er zum wiederholten Mal eine Menge Geld an mich abdrücken muss, weil er den internationalen Flughafen von Toronto betreten hat. "Er konnte noch nie gut verlieren", lacht Karen, während sie ihren Sohn betrachtet.

"Ach, sind wir schon an dem Punkt angekommen, an dem du meiner Freundin Anekdoten aus meiner Kindheit erzählst?", grummelt der Braunhaarige. "Du bist echt ein schlechter Verlierer", lache ich daraufhin.

Lächelnd mustere ich Shawn von der Seite. Es sieht einfach zu süß aus, wie er um jeden Preis versucht, seinen Schmollmund beizubehalten und nicht selbst zu lachen.

Eine Zeit lang spielen wir noch weiter. Solange, bis die anderen keine Lust mehr haben dabei zuzusehen, wie Manuel und ich uns duellieren. "Zählt einfach euer Geld. Wer mehr hat, bekommt von mir einen feuchten Händedruck geschenkt und kann sich den restlichen Abend im Stillen feiern", rollt Aaliyah stöhnend ihre Augen.

"Du bist heute ziemlich frech, meine Dame", schüttelt ihr Vater schmunzelnd den Kopf, während er beginnt sein Geld zu zählen. Lachend mache ich es ihm nach.

Letztendlich habe ich einige Millionen Dollar mehr als Manuel. Mal wieder schüttel ich innerlich meinen Kopf. Wäre es nur im echten Leben so einfach, eine solche Menge an Geld zu verdienen.

"Wo bleibt mein Händedruck?", feixe ich, um Aaliyah ein wenig aufzuziehen. "Oh, er ist schon unterwegs", springt sie auf und rennt um den Tisch herum. "Einen Moment", merkt sie an, als sie vor mir stehen bleibt, "es soll doch möglichst ein wirklich feuchter Händedruck werden."

Dann spuckt die Braunhaarige einfach auf ihre Handinnenfläche. Teuflisch grinsend kommt sie immer näher, während ich mit dem Stuhl immer weiter zurück rutsche. "Bah, mach das du wegkommst", beschwere ich mich. "So geht das nicht", schüttelt Aaliyah ihren Kopf, "was bestellt wurde, muss auch angenommen werden."

Um ein Haar erwischt sie mich beinahe, als sie ihre Hand nach mir ausstreckt. Doch ich springe rechtzeitig auf und flüchte in den Flur. "Bleib stehen", kichert Shawns Schwester. Dann versucht sie mich einzuholen.

Es ist zwar ziemlich unhöflich, aber ohne groß nachzudenken renne ich in das Wohnzimmer der Familie Mendes. Ich schrecke tierisch zusammen, als Aaliyah plötzlich aus der entgegen gesetzten Richtung auf mich drauf springt. Aus dem Augenwinkel nehme ich eine zweite Tür wahr.

"Das nennt man Heimvorteil, meine Liebe", beugt sie sich grinsend über mich, da ich nun halb auf dem Boden und halb auf dem Sofa liege. Angewidert wische ich ihre Hand an ihrem schwarzen Pullover ab, falls noch Spucke daran kleben sollte.

"Kann ich den Händedruck bitte wieder umtauschen?", kneife ich meine Augen zusammen. Nachdenklich lässt sich Aaliyah neben mir nieder. Einen Moment lang denke ich, dass ich nun erlöst bin. "Ist dir mal aufgefallen, dass man immer nur einen Warengutschein von dem jeweiligen Geschäft bekommt, wenn man etwas umtauscht?", fragt sie mich schließlich.

"Das heißt?", ziehe ich meine Augenbrauen nach oben. "Dass du das Geschäft bist und mich jetzt anrülpst, anstatt mir einen feuchten Händedruck zu geben?", suche ich nach einem passenden Vergleich. "Du bist schlau, Victoria", nickt die Braunhaarige anerkennend.

Daraufhin verdrehe ich nur meine Augen. "Aber ich habe da etwas anderes im Sinn." Plötzlich schmeißt Aaliyah sich wieder auf mich und beginnt mich zu kitzeln. Laut fange ich an zu lachen. Am Bauch bin ich schon immer kitzelig gewesen.

"Endlich gibt es hier jemanden, den man kitzeln kann", freut sie sich. Immer noch lachend versuche ich mich von ihren Fingern zu lösen. Auf meinem Rücken schiebe ich mich über den Teppich, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen.

Obwohl ich es nicht viel länger aushalten werde, bevor ich einen Krampf in meinem Bauch bekomme, lege ich es nicht wirklich darauf an, dass Aaliyah aufhört. Das Lachen tut einfach unheimlich gut.

"Ich denke, du hast sie genug gequält", ertönt die Stimme meines Freundes. Grinsend lässt Aaliyah von mir ab und wirft sich auf das Sofa. Während ich einzelne Haarsträhnen, die quer über meinem Gesicht liegen, wegpuste, erblicke ich Shawn. Lässig lehnt er am Türrahmen und beobachtet mich.

Schnell richte ich meinen Rock, der etwas zu weit nach oben gerutscht ist. Doch sein Blick liegt überhaupt nicht auf meinen Beinen. Scheinbar betrachtet er einfach nur mein gerötetes Gesicht. Automatisch fange ich an zu lächeln.

Hilfsbereit wie er ist, kommt Shawn auf mich zu und hebt mich regelrecht vom Boden auf. "Meine Schwester ist manchmal etwas irre", entschuldigt er sich mehr oder weniger. "Manchmal?", beschwert sich Aaliyah. "Immer", berichtigt sie dann ihren Bruder.

Grinsend schüttel ich meinen Kopf, bevor Shawn mich neben sich auf das Sofa zieht. "Hast du Lust noch bisschen hier zu bleiben?", fragt er hoffnungsvoll. "Natürlich", lächel ich. Sicher werde ich nicht die Person sein, die ihm die Möglichkeit, Zeit mit seiner Familie zu verbringen, nimmt.

"Shawn? Schauen wir eine Folge Grey's Anatomy?", bettelt Aaliyah, die eine Fernbedienung in die Höhe hält. Irgendetwas vor sich hin murmelnd vergräbt Shawn sein Gesicht in meiner Halsbeuge. "Ja, mach es an", brummt er schließlich.

Eng umschließt Shawn meine Hüfte mit seinen langen Armen. Seufzend lehne ich mich an ihn. Ich spüre seinen schnellen Herzschlag, als ich meine Hand auf seine Brust ablege.

"Bist du nervös?", flüster ich gegen seinen Pullover. "Nein, nur unendlich glücklich", schüttelt er seinen Kopf. Lächelnd male ich kleine Kreise auf seine Brust. Jetzt im Moment wird mir wieder einmal bewusst, wie sehr ich es in den letzten Wochen vermisst habe, mit Shawn zu kuscheln. Wie sehr ich meinen perfekten Freund vermisst habe.

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Wie cool es wäre, nicht nur einen Freund, wie Shawn zu haben, sondern auch noch eine Schwägerin, wie Aaliyah 😱😅

Kennt ihr Josh Bogert? Wenn nicht, müsst ihr ihn unbedingt googeln. Von Zeit zu Zeit denke ich, dass er Fetus Shawn sein könnte🤔😂

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt