Kapitel 98.3

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»Wissen Sie, der Ort hier ist klein und dementsprechend bekommen wir viel mit, was hier geschieht.«, sprach der erste Mann. »Und seit einiger Zeit sind uns fremde Autos aufgefallen, die in der Nähe parken.«

»Das haben Autos so an sich.«, sagte Kieran trocken. Liam musste sich ein Lachen verkneifen. Mahnend sah ich ihn an und er winkte beschwichtigend ab.

»Hm, ja. Das stimmt.« Der erste Mann räusperte sich. Doch dann ergriff der andere das Wort. Er ließ sich von Kieran nicht aus der Bahn werfen.

»Dieses Cottage gehört der Familie Martin.« Der Ton in seiner Stimme gefiel mir nicht. Er wirkte anklagend und schroff. Als wüsste der Mann, dass wir hier nicht her gehörten. Was eigentlich auch nicht schwer zu erraten war. »Und diese hat schon lange keinen Fuß mehr hierher gesetzt.«

»Und was wollen Sie mir jetzt damit sagen?« Kieran klang gelangweilt.

»Wir wollen nur sichergehen, dass sich keine Hausbesetzer oder Kriminelle in dem Cottage niedergelassen haben.«, kam prompt die Antwort. Und damit hatte er den Nagel relativ auf den Kopf getroffen.

»Dann kann ich Sie beruhigen.«, sagte Kieran. »Bei mir handelt es sich weder um einen Hausbesetzer noch um einen Kriminellen. Ich könnte Ihnen natürlich auch einen Beweis liefern, doch wenn mitten in der Nacht Fremde vor meiner Haustür auftauchen, kommt mir das nicht sonderlich seriös vor.«

»Auch dafür entschuldige ich mich.«, wandte nun der erste Mann ein. Mir kam es so vor, als würde er vermeiden wollen, Kieran zu sehr zu verärgern, woran er auch gut tat. »Sie haben natürlich recht. Wir hätten besser heute Mittag kommen sollen.«

»Aber jetzt sind wir hier.«, erwiderte der zweite Mann leicht genervt vom Einwurf des ersten. »Und wir sorgen uns lediglich um den Besitz einer Nachbarin. Hier auf dem Land kümmern wir uns nämlich umeinander.«

»Und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.« In Kierans Stimme schwang ein Hauch von Hohn mit. »Dann freut es mich, mich als Ihren vorübergehenden Nachbarn vorstellen zu dürfen.«

»Ach, ja?«, wurde er misstrauisch gefragt. »Haben Sie das Cottage käuflich erworben?«

»Zu meinem Glück, nein.«, meinte Kieran gelassen. »Ich bin lediglichzu Erholungszwecken hier und habe dementsprechend nicht vor, allzu lange zu bleiben. - Aber um Sie zu beruhigen: Die gute Mrs. Martin, von der Sie sprechen, ist meine verstorbene Urgroßmutter. Dieses Grundstück gehört jetzt meiner Großmutter, die sich leider dazu entschieden hat, auszuwandern, wie Sie ja wissen. Sie hat mir erlaubt, für einige Wochen hier unterzukommen.«

»Soweit ich mich erinnere, hatte Penelope Martin keine Kinder. Geschweige denn, einen Enkel.«, merkte der zweite Mann skeptisch an.

Aber Kieran ließ sich von dieser neuen Erkenntnis nicht aus der Ruhe bringen. »Das mochte stimmen, als sie noch hier gelebt hat. Aber nachdem sie ausgewandert ist, hat sie sich dazu entschieden, meinen Vater zu adoptieren.«, behauptete er ruhig.

»Aha.«

»Und wenn wir nun damit fertig sind, über meine Familie zu diskutieren: Mein Name ist John Martin. Auf eine gute Nachbarschaft, wenn Sie es denn für die paar Tage so nennen wollen.« Bestimmt reichte er ihnen gerade seine Hand. »Aber ich muss Sie bitten, mich das nächste Mal vielleicht mittags besuchen zu kommen, anstatt nachts.«

Es war der erste Mann, der einlenkte. »Natürlich.« Er lachte verunsichert. »Mein Name ist Steve Hopkins. Vielleicht sieht man sich ja noch.«

»Owen Richards.«, brummte der zweite.

»Ich fürchte, ich muss mich jetzt verabschieden.«, sagte Kieran. »Ich bin unfassbar müde. Bitte nehmen Sie mir das nicht übel.«

»Nein, nein. Gehen Sie nur schlafen.« Das war Steve Hopkins. »Wir haben Sie ja auch zu einer unverzeihlichen Uhrzeit aus dem Bett gerissen.« Dieses Mal lachte er weniger unsicher. Es klang so, als würde er Kieran wohlwollend auf die Schulter klopfen. »Ihnen dann eine gute Nacht.«

Freya Winter - MutantWhere stories live. Discover now