Kapitel 3

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Als ich mich immer noch nicht rührte, machte Mikéle einen entschiedenen Schritt auf mich zu. "Du lässt meine Schwester in Ruhe.", sagte er mit lauter Stimme und schubste mich erneut. Dieses Mal jedoch stolperte ich nach hinten, rutschte auf einem Stein aus, knickte um, wobei ein stechender Schmerz in meinem Knöchel entstand und fiel hin. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen und als ich meinen Fall auch noch abbremsen wollte, schürfte ich mir die Hände auf. Meine Handflächen brannten.

Erschrocken rannte Lucius an Mikéle vorbei und ließ sich vor mir fallen. "Freya, ist alles okay?", rief er besorgt und nahm meine Hände in seine. Schluckend blinzelte ich ein paar neu aufkommende Tränen weg. Ich wollte aufstehen, doch sofort schoss ein brennender Schmerz in meinem Bein hoch, sodass ich doch lieber sitzen blieb.

"Es tut weh.", wimmerte ich und wischte mir die Tränen weg. Vor Jo und ihren Geschwistern wollte ich nicht weinen. Diese jedoch sahen erschrocken aus, da ich mich verletzt hatte. Das war noch nie passiert, wenn wir uns gegenseitig geärgert hatten. Und auch nicht, wenn Mikéle seiner Schwester geholfen hatte. Ich konnte sogar Schuldgefühle in Jos Augen sehen. Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Es war wie ein kleiner Sieg für mich. Doch das Siegesgefühl blieb dieses Mal aus. Es fühlte sich dennoch wie eine Niederlage an, so hilflos am Boden zu liegen und nichts tun zu können. Dieser Hexe wollte ich nicht ausgeliefert sein.

„Du blutest, Frey.", sagte Lucius und stellte sich zwischen mich und die Reyes-Geschwister. Besorgt und sanft nahm er meine Hand und besah sich sorgfältig meine aufgeschürfte Handfläche. James strafte die Reyes mit einem Haufen Todesblicken.

Lucius' andere Hand glitt in seine Hosentasche und er zog ein buntes Pflaster hervor, das er mir dann vorsichtig auf die Wunde klebte. Er sah mir in die Augen, lächelte sanft und sagte, das würde schon wieder werden. Er zog den Ärmel seiner Jacke höher und tupfte mir damit vorsichtig das Blut von den Händen. Dabei sah er mir die ganze Zeit in die Augen, damit ich nicht auf meine Wunden achtete. Als er schließlich fertig war, meinte er, dass wir den Rest zu Hause machen müssten. Immerhin war irgendwas mit meinem Knöchel. Ich nickte. Dann zog mich mein Zwillingsbruder in eine vorsichtige Umarmung, die ich erwiderte sofort. Fest presste ich ihn an mich. Der Schock saß mir noch schwer in den Knochen. Ich blendete die Reyes aus und konzentrierte mich allein auf meinen Bruder.

Als wir uns lösten, sahen die Reyes uns immer noch an.

„Gehen wir?", fragte Lucius mich lächelnd und ich nickte leicht. James zog sich nun langsam zurück und kam wieder auf uns zu. Allerdings ohne die Reyes aus den Augen zu lassen.

Ich wollte loslaufen, doch keuchte unter dem Schmerz auf, der sich so anfühlte, als würde mein Bein brennen. Sofort waren Lucius und James da, um mich zu stützen. Doch das dauerte zu lange. Es war schon Nachmittag und wir mussten noch ein wenig laufen. Also nahm James mich Huckepack, während Lucius mir half, auf James' Rücken zu gelangen. Mein Knöchel brannte wie Feuer. Ich spürte ganz besonders Mikéles Blick in meinem Rücken, während wir davon gingen. Doch dann jedoch wandte Mikéle seinen Blick ab, auf seine Fäuste.

Der Weg nach Hause verlief schweigend, worüber ich eigentlich ganz froh war, denn ich war wirklich nicht in der Stimmung, zu reden. Wir kamen zu Hause an und ehe wir klingelten, wurde die Haustüre mit einem Ruck aufgerissen. Unsere Mutter stand dort. Unter ihren blauen Augen lagen tiefe Augenringe, bei denen ich an die Waschbären denken musste, die wir bei einem Schulausflug letztens im Zoo gesehen hatten. Sie sah ziemlich müde, aber auch ziemlich aufgebracht aus.

„Wo zum Teufel wart ihr beide?" Ihr Blick fiel auf James, der mich trug. Allein ihre hochgezogene Augenbraue verriet ihre Verwirrung, ein weiteres Kind zu sehen. „Und wer bist du?" James öffnete den Mund, um ihr eine Antwort zu geben, doch sie wartete gar nicht darauf. Nicht, nachdem sie mich gemustert hatte.

Freya Winter - MutantWhere stories live. Discover now