Kapitel 73.2

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Kapitel 73.2

„Natürlich!", meinte Liam verärgert. „Oder habt ihr vor, euch auszuliefern?"

Die Menschen in ihren Helikoptern wurden sichtlich ungeduldiger. Ihre Waffen lagen noch immer angriffsbereit auf uns gerichtet. Keiner von ihnen würde scheuen, zu schießen. Dazu wurden sie ausgebildet. Außerdem befanden sich am Boden unter ihnen noch drei Mutanten. -Feinde.

Die Chancen standen alles andere als gut. Die Wahl hatten wir. Das stimmte schon. Aber wie würden die Konsequenzen aussehen? Ich hatte nicht vor zu sterben. Allerdings wollte ich auch nicht, dass jemand anderes von uns sein Leben ließ. Und genau darauf lief es hinaus. Egal wofür wir uns entschieden: es würde Konsequenzen geben. Was für welche, war noch nicht möglich, genau zu bestimmen.

Liam, dem das alles zu lange dauerte, schüttelte seinen Kopf und ohne Vorwarnung begann es unerträglich heiß zu werden. Die Hitze schien alles von mir zu erfassen. Nahm mich komplett ein.

Gequält verzog ich mein Gesicht. „Liam. Bitte. Lass das.", presste ich hervor. Das brachte doch nichts. Er würde uns nur in die Verdammnis reißen.

Natürlich hörte er nicht auf mich. Er war vollkommen entschlossen. Nichts würde ihn umstimmen können. Vor allem, da er glaubte, das Richtige zu tun. Später würde er das bereuen.

Urplötzlich brach eine gigantische Feuersalve hervor und verschlang den ganzen Platz in einem Strudel aus lodernden Flammen. Und wir befanden uns im Auge des Strudels. So eine Hitze war mir noch nie untergekommen. Nicht einmal die, des brennenden Hauses reichte wirklich an das heran. Erneut ließ ich mich auf meine Knie fallen.

Sofort war Lucius zur Stelle und musterte mich besorgt. Wütend wandte er sich an Liam. „Was soll das? Bist du wahnsinnig geworden? Du bringst sie noch um!", rief er außer sich.

Die Schreie der Menschen verschluckten seine restlichen Worte. Lucius sah so aus, als würde er lautstark fluchen. Jedoch änderte Liam nichts. Er ließ die Flamme nur noch weiter in die Höhe schießen. „Ich werde sie nicht umbringen.", erwiderte Liam fest entschlossen. „Sie hat schon ganz anderes überlebt."

Das stimmte wohl. Aber mein „Leben" im Labor war kein Vergleich zu dem hier. Das war etwas vollkommen anderes. Ebenso wie der Hausbrand. Der war im Gegensatz zu Liams Feuer ziemlich schwach.

Auf einmal fielen die Schüsse. Einer nach dem nächsten. Immer schneller. Irgendwoher vernahm ich ein ohrenbetäubendes Krachen. Einer der Helikopter musste abgestürzt sein. Doch für mich verschmolz das alles. Ich sah nur noch die Flammen. Hörte sie nur noch im Wind zischen. Vor meinen Augen flackerte es. Nur noch rot war zu sehen.

Durch die Kugeln, die mich bereits zuvor getroffen hatten und mir meine Kräfte genommen hatten, war ich geschwächt. Aber spätestens jetzt war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich war leer. Vollkommen leer. Und müde. So müde, wie ich noch nie gewesen war. Es war ein Kampf, überhaupt die Augen offen zu lassen. Ich sackte noch ein wenig in mich zusammen. „Verdammt.", vernahm ich die Stimme meinesBruders. Doch mein Gehirn realisierte überhaupt nichts mehr. Die Information kam nicht an.

„LIAM! DU BRINGST SIE UM!", brüllte Lucius. „WENN DU JETZT NICHT AUFHÖRST, WIRD SIE STERBEN!"

Audras Versuche, sich von Kieran zu befreien, hatten längst aufgehört. Sie schluchzte nur noch.

„Ich hab's gleich!", rief Liam gestresst. „Ich hab's gleich! Nur noch ein bisschen!" Die Worte verschwommen immer mehr. Irgendwann waren sie nur noch ein dumpfes Murmeln in meinen Ohren. Mir war heiß. Viel zu heiß. Es war, als würde ich verbrennen. Als würde mir meine Lebenskraft entzogen werden.

Freya Winter - MutantWhere stories live. Discover now