Kapitel 73

2.8K 294 15
                                    

Kapitel 73

Wir rannten los. Lucius bemerkte uns als Erstes. Die Erleichterung war ihm anzusehen, als er mich sah. „Wurde ja auch Zeit.", sagte er grinsend, als ich bei ihm ankam.

Wortlos reichte ich ihm einen kalten Dolch aus Eis. „Das muss reichen.",meinte ich.
„Es ist mehr als genug.", sagte Lucius. Sein Blick glitt durch den Gang. Doch bis jetzt waren keine Wachen gekommen. Das konnte sich jedoch schnell ändern.

Ich spürte Audras Augen auf mir. Diese schwenkten von mir zu Lucius und von ihm wieder zu mir. Allerdings blieb sie still. Später konnte sie alles fragen, was ihr in den Sinn kam. Aber nicht jetzt. Das wusste sie genauso gut wie wir. Ebenso musste die Begrüßung warten. Ein kurzes „Hallo, Audra." musste genügen.

„Hallo,Freya.", erwiderte Audra genauso kurz, aber lächelnd, während sie ihre Augen von Lucius und mir los riss und besorgt unsere Umgebung betrachtete. Sie hatte noch Zeit für ein „Hallo, Liam.", da kamen auch schon die alarmierten Wächter, die durch das laute Geklopfe und Geschreie angelockt worden waren.

„Jetzt geht's los.", sagte Liam und machte sich bereit. Seine Faust ging in Flammen auf, während die Luft um mich herum immer kühler wurde. James bekam von mir noch gerade rechtzeitig einen Eisdolch, den er sogleich auch schon in eine der Wachen bohrte und sie entwaffnete. Urplötzlich vereiste der Boden unter den Füßen der Wachen und sie alle rutschten aus. Wild ruderten sie mit ihren Armen, ließen teilweise ihre Waffen los, die daraufhin quer durch den Gang segelten. Mit einem dumpfen Geräusch kamen sie am Boden auf und schlitterten ein paar Zentimeter weiter.

„Das war fies.", merkte James breit grinsend an. Ich zuckte nur lächelnd mit meinen Schultern. „Vielleicht.", sagte ich und James lachte.Wir alle nutzten die Chance und rannten an den am Boden liegenden Wachen vorbei. Lucius kickte die ein oder andere Waffe außerhalb der Reichweite der Wachen. Allerdings kamen wir nicht weit. Neue Wachen versperrten uns den Weg in die Freiheit.

Urplötzlich stieß Kieran mich aus dem Weg und rannte mit einem unglaublichen Tempo auf die Wachen zu. Diese hatten noch nicht einmal wirklich Zeit, ihre Waffen auf ihn zu richten, da hatte er die meisten von ihnen schon ausgeschaltet. Ein, zwei Schüsse zerfetzten die Luft, doch keine einzige Kugel traf ihr Ziel. Kieran war mit Leichtigkeit ausgewichen. Seine Hand packte einen der Männer fest am Kopf und warf ihn mit einer ungeheuren Kraft zu Boden. Anders als ich es erwartet hatte, tötete er die Wachen nicht. Doch ich hatte keine Zeit, um mich zu wundern. Neue Wachen strömten aus dem Gang von rechts heraus wie Ameisen. Eine kleine Bewegung meiner Hand reichte aus, um eine stabile Eiswand aus dem Boden schießen zu lassen, die den Durchgang zu uns blockierte. Obwohl die Wachen mit ihren Pistolen auf die Eiswand schossen, brachte es fast gar nichts.

„Lasst uns verschwinden!", rief James uns zu und rannte auf den Ausgang zu.

„Da draußen befinden sich auch noch Wachen, die das Gelände und vor allen den Haupteingang patrouillieren", informierte Lucius mich, der neben mir aufgetaucht war. „Aber um die haben sich die anderen bestimmt schon gekümmert."
„Das will ich hoffen.", sagtevich. Erst als wir kurz vor der Tür waren, fiel mir etwas Wichtiges ein. Etwas Wichtiges, das ich vollkommen vergessen hatte. „Nein!",rief ich entsetzt. „Ich habe vergessen, die Kameras im Gebäude auszuschalten!"
Lucius griff nach meinem Handgelenk und zog mich weiter. „Egal! Dann wissen sie halt jetzt, wie wir aussehen. So einen großen Unterschied macht das jetzt auch nicht mehr." Kieran stieß die Eingangstür auf, während James zu aller erst mit Audra im Schlepptau nach draußen rannte. Der Rest folgte.

Draußen erwarteten uns bereits Levi, Mikéle, Jo und Brenda. Um sie herumlagen etwa ein Dutzend bewusstlose Wächter. „Na endlich!", rief Jo uns zu. „Ihr habt echt lange gebraucht!"

Freya Winter - MutantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt