Kapitel 40

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Kapitel 40

„Freya Winter!", weckte mich eine vorwurfsvolle Stimme, die ich unschwer als Audras erkannte. Grummelnd drehte ich mich von ihr weg und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Was wollte sie denn jetzt so dringend? Doch als plötzlich Hände nach meiner Bettdecke griffen und sie weggezogen wurde, wusste ich, dass es etwas Ernstes war. Alarmiert setzte ich mich auf und blickte in Audras ernstes Gesicht. Vorwurfsvoll hatte sie ihre Hände in ihre Hüfte gestemmt und sah mich an. „Du sagst mir jetzt sofort, wo du und Liam in heute Morgen gewesen seid!", befahl sie und ihre Stimme riet mir, mich ihr lieber nicht zu widersetzten. Ich seufzte. Natürlich hatten wir nicht so viel Glück, dass Audra so müde gewesen war und unser Zusammentreffen heute in der Früh als ein Traum abtat. Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht und stützte mich auf meine eine Hand. „Wie wäre es, wenn du darüber mit Liam redest?", schlug ich ihr ruhig vor. Oder sie holte ihn einfach dazu, um mit uns zu reden. Ich grinste, als ich sah, dass sich Audras Wangen leicht erhitzten. Es war genauso, wie ich es mir gedacht hatte. „Nun ja.", begann sie und ihre Augen sahen hektisch umher, nur nicht in meine Richtung. Mein Grinsen wurde breiter. „Ich ... Ich will ihn ungern wecken.", gab Audra nun zu. Das wusste ich. Audra und Aldric weckten Liam nicht mehr sehr gern, seit sie es ein mal getan hatten. Das konnte ich ziemlich gut nachvollziehen.

„Gut.", sagte ich und faltete meine Hände in meinem Schoß, während ich Audra ansah. „Dann würde ich sagen, du wartest, bis Liam aufgewacht ist und dann kannst du mit uns beiden darüber reden." Ich beobachtete Audra, die in einem innerlichen Konflikt zu stecken schien. Ihre Augen huschten von mir zu der Tür, die zu Liam rüber führte und wieder zu mir. Sie wägte die Möglichkeiten ab, die sie hatte und gab schließlich seufzend nach. „Okay. Aber sobald er wach ist, reden wir." Sie sah mich noch einmal streng an, ehe sie aus meiner Tür verschwand. Ich ließ mich zurück in mein Kissen fallen. Toll. Was sollten wir ihr denn jetzt erzählen? Etwa die Wahrheit? Dass wir nebenan eingestiegen waren und beinahe erwischt worden sind? Sie würde ziemlich wütend werden, weil wir uns damit selbst hätten schaden können. Weil wir nun auch tot sein könnten. Ich schüttelte meinen Kopf. Wir könnten jederzeit sterben. Die Wahrscheinlichkeit war durch die Jäger gestiegen, seit sie hier in der Nähe lauerten. Darauf warteten, dass wir uns zeigten. Dass uns ein Fehler unterlief. Liam begab sich mit jedem mal, wenn er Brenda besuchte in Gefahr. Für uns Mutanten gab es keinen sicheren Ort mehr. Egal wo wir waren. Überall bestand dieses Risiko. Ich holte einmal leicht genervt tief Luft und stand dann auf. Die Tür, die zu dem Badezimmer neben meinem Zimmer, führte auch zu Liams Zimmer, da wir uns das eine Badezimmer hier oben teilten. Ich stieß die Tür auf, lief durch das Bad und öffnete die andere Tür, die zu Liam führte. Wie immer war es in seinem Zimmer unangenehm heiß. Einer der Gründe, weshalb ich es nicht allzu gerne betrat. Merkwürdiger Weise machte Liam die eisige Luft in meinem Zimmer weniger aus, als mir die heiße Luft in seinem Zimmer. Dennoch war für mich irgendwie auszuhalten. Anders, als wenn ich jetzt nach draußen in den Garten gehen würde. Mit jedem Tag wurde es heißer und ich kam mir langsam so vor, als würde ich schmelzen. Doch die Hitze durfte nicht zu einer Schwäche werden. Ich würde wohl oder lernen müssen, endlich einmal damit umgehen zu können.

Liam lag ausgestreckt wie ein Seestern auf seinem Bett und die Decke lag auf dem Boden. Er lag auf dem Bauch und sein Gesicht steckte in seinem Kissen. Der sollte bloß aufpassen, dass er daran nicht erstickte. Seufzend bereitete ich mich auf das vor, was gleich folgen würde. Ich streckte mich einmal und ging dann auf Liams Bett zu. Liam bewegte sich keinen Millimeter. Auch nicht, als ich anfing, ihn zu schütteln. „Liam! Hey, Liam!" Doch es half alles nichts. Na super. Blieb mir nur noch eine Möglichkeit. Und genau diese hasste er. Ich drehte meine Handflächen nach oben und langsam sanken die Temperaturen in diesem Zimmer drastisch. Eisblumen bildeten sich an der Fensterscheibe. Eine Frostschicht begann langsam kriechend Liams Bett zu überziehen. Liam, der die Kälte bemerkte, bewegte sich nun unruhig hin und her, tastete nach seiner Decke. Da er sie nicht finden konnte krallte er seine Finger in sein Kopfkissen. „Freya ...!", knurrte er und in seiner Stimme lag eine unausgesprochene Drohung. „Ja, Liam?", fragte ich grinsend, hörte jedoch immer noch nicht auf. Er sollte endlich ganz aufwachen. „Freya, du weißt, dass ich es hasse, wenn du das machst!", knurrte er.

Freya Winter - MutantWhere stories live. Discover now