Kapitel 87.2

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„Enya ist uns wirklich eine große Hilfe.", meinte Siebenundvierzig. „Sie erledigt all die Dinge, die wir nicht erledigen können und schafft es auch irgendwie, uns alle durchzufüttern. Ich bin immer wieder erstaunt wie ausdauernd und zäh sie ist." Samuel nickte zustimmend.

„Enya ist das perfekte Beispiel dafür, dass Mutanten und Menschen zusammenarbeiten müssen, um schließlich für Gerechtigkeit sorgen zu können.", bemerkte Samuel. „Ohne sie wären wir nicht auf dem Standpunkt, auf dem wir heute sind."

„Deshalb sind wir auch dagegen, dass wir die Menschen verletzen, nur weil sie uns im Weg sind.", fügte Siebenundvierzig hinzu. „Es sei denn, wir sehen keine andere Möglichkeit." Mittlerweile war mein Essen abgekühlt. Also nahm ich meinen Löffel und schaufelte mir den ersten Bissen in den Mund. Es schmeckte nicht einmal so schlecht, wie ich es zunächst erwartet hatte. Tatsächlich war das Essen ganz in Ordnung. Außerdem kam es mir so vor als würde ich das erste mal seit Ewigkeiten wieder etwas in den Magen bekommen.

„Und es hilft auch nicht, die Regierung mit vereinter Kraft zu stützen und alles so zu verändern, wie es uns passt.", ergänzte Samuel mit ernster Miene. „Wir müssen auch an die Menschen denken, mit denen wir uns diese Welt teilen. Es bringt niemandem etwas, wenn wir nur noch mehr Hass und Angst säen. Somit würden wir einen Krieg heraufbeschwören, der nicht nur vollkommen sinnlos, sondern auch unglaublich blutig wäre." Lucius war anzusehen, dass Samuels und Siebenundvierzigs Worte ihn erstaunten. Mittlerweile sah er auch gar nicht mehr so angespannt aus. Interessiert hörte er den beiden zu.

„Eventuell sollten wir auch mal bald damit anfangen, nicht nur Mutanten, sondern auch Menschen auf unsere Seite zu ziehen.", merkte Siebenundvierzig an. „Immerhin betrifft sie das alles genauso wie uns. Und vielleicht werden anderen endlich auch mal die Augen geöffnet."

„Da hast du recht.", stimmte Samuel ihr zu. „Vielleicht wird so die Regierung auch mal unter Druck gesetzt, etwas an den Gesetzen, die die Mutanten betreffen, zu ändern." Er seufzte. „Aber darüber sollten wir weitersprechen, wenn alle anwesend sind. Dann können wir im Anschluss auch direkt unseren nächsten Schritt planen." Er wandte sich wieder uns zu. „Es wäre am Besten, wenn ihr erst einmal bis morgen hier bleibt. Bis dahin hat sich die größte Aufregung sicher gelegt oder ihr werdet nicht mehr hier gesucht, weil sie glauben, dass ihr längst weg seid.", meinte Samuel nachdenklich. „Ich werde gleich mal nachschauen, wie viele Luftmatratzen ich noch finde. Im Moment haben wir hier recht wenig Platz. Aber irgendwie passt das schon." Er stand auf und ging in Richtung Flur. Jedoch blieb er noch einmal kurz stehen und drehte sich zu uns um. „Ach ja, wenn ihr wollt, könnt ihr auch die Dusche benutzen. Aber sagt mir oder jemand anderem bitte Bescheid, damit wir euch frische Sachen geben können." Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer.

„Eine Dusche wäre in der Tat nicht schlecht.", murmelte ich leise. Das letzte Mal, das ich unter einer Dusche stand, war noch im Haus von Audra und Aldric gewesen. Dass ich mich einmal auch in einem See gewaschen hatte, zählte ich nicht mit. Außerdem war das auch gefühlt eine Ewigkeit her.

Allerdings war ich die Einzige, die das Angebot einer Dusche annahm. Varya und Lucius hatten sich offensichtlich bei Clausen um ihre Körperhygiene kümmern können. Ein bitterer Geschmack legte sich auf meine Zunge, doch ich ignorierte ihn. Das war unwichtig.

„Willst du gleich nach dem Essen duschen?", fragte mich Siebenundvierzig, woraufhin ich nickte. „Gut.", sagte sie und stand auf. „Dann werde ich dir schon mal Kleidung heraussuchen. Deine alten Sachen kannst du dann nachher einfach mir geben. Ich werde sie dann in die Waschmaschine schmeißen und bis morgen sind sie wieder trocken."

„Danke.", sagte ich und Siebenundvierzig lächelte freundlich.

„Kein Problem.", sagte sie und verschwand genau wie Samuel durch die Tür. Nun waren wir drei, bis auf das zierliche Mädchen, allein. Mittlerweile hatten Varya und Lucius aufgegessen, nur ich war noch nicht fertig.

Freya Winter - MutantWhere stories live. Discover now