Blind Fire

- Kapitel 70 -

Die Loge der Generäle ist verhältnismäßig still. Es sind nur wenige Plätze belegt. Auch vor den Monitoren herrscht kein so großer Andrang, wie für gewöhnlich.
Levion schreitet den Mittelgang entlang und begutachtet den beinahe leergefegten Raum. Er bleibt vor dem größten Übertragungsmonitor in der Mitte des Raumes stehen. Der Bildschirm ist in mehrere Teilabschnitte aufgeteilt und zeigt die verschiedenen Teilnehmer. Neben einigen von ihnen sind auch ihre Bindungspartner deutlich zu erkennen.
Eine sticht ihm dabei besonders ins Auge.
Er kneift die Augen ein wenig zusammen, um die Szenen vor sich besser erkennen zu können. Eliana stolziert unvorsichtig und unbedacht über das Duellareal, während Amaya jegliche Fallen und Gefahren ausschaltet. Schmunzelnd hebt er eine Braue.
Und da stellt ausgerechnet sie ihm die Frage, wie er eine Belastung auf zwei Beinen nur unterstützen kann. Wenn er sich dieses Trauerspiel so ansieht liegt es ja wohl auf der Hand wer sich mit einer Belastung herumschlagen muss.
„Levion, du bist hier. Dann hat sie einen Pakt wohl abgelehnt", erklingen Sekurions Worte plötzlich neben ihm, weshalb er seine Aufmerksamkeit vom Monitor löst. Stumm nickend bestätigt er Sekurions Aussage.
„Wird sie klarkommen?", erkundigt sich die Nummer eins monoton, doch Levion kennt ihn mittlerweile sehr gut. Er kann ihm schon lange nichts mehr vormachen. Genauso wenig wie Alastair.
„Interessiert sie das als Nummer eins des schwarzen Rings oder als normaler Mensch mit einem Gewissen?", triezt der langhaarige Magier provokant und erntet spottendes Schnauben seitens des Energiemagiers.
„Du weißt ich hatte keine andere Wahl. Was hätte ich tun sollen? Hätte ich es riskieren sollen, dass das Königshaus sich um die Angelegenheit kümmert? Dann wäre Alastair bereits gehängt worden", rechtfertigt sich der Schwarzhaarige mit ausdrucksloser Miene.
„Sicher doch, dessen bin ich mir bewusst..doch was ist mit ihr?", fragt Levion spitzbübisch und deutet mit dem Finger auf den Teilabschnitt, der Ember zeigt.
In völliger Dunkelheit schreitet sie einen felsigen Gang entlang.
„Es tut mir leid, wie es für sie gelaufen ist. Das tut es wirklich. Wieso ist sie nicht zurückgetreten? Ich hätte alles in die Wege geleitet. Du hast ihr doch gesagt, dass das möglich sei, nicht wahr?", erkundigt sich Sekurion mit aufsteigender Panik im Ton. „Natürlich, doch sie hat sich dagegen entschieden. Genauso wie gegen einen Pakt mit mir", entgegnet Levion schulterzuckend und beobachtet Ember weiterhin dabei, wie sie sich allmählich dem Ende des Ganges nähert.
„Wieso muss sie auch so verdammt stur sein. Sie ist genauso schlimm wie Alastair", entfährt es Sekurion, der sich zwei Finger an die Stirn führt und erschöpft die Augen schließt.
„Wissen sie, wie ihre Etappe aussieht? Ich habe ihre Begrüßung und die Erläuterung der Etappe verpasst", fragt Levion nun neugierig und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen.
„Nein, ich habe keine Ahnung was sie erwarten wird. Die Etappe wurde zwar von mir konstruiert, doch wie es sich letztlich für jeden einzelnen Teilnehmer entwickelt kann ich nicht vorhersagen. Jeder von ihnen wird sich der Person gegenüberstehend vorfinden, die sie am meisten bewundern", erklärt Sekurion und erntet ein wissendes Nicken seitens Levion.
„Der ultimative Test also..typisch für sie, Sir", erwidert Levion schmunzelnd, wohingegen Sekurion die Luft ausstößt.
„Wie wird es für Alastair weitergehen? Haben sie sich schon einen Plan überlegt?", lenkt Levion nun das Thema auf den gefangenen Magier.
„Ich denke seit Stunden über nichts anderes nach. Es will mir einfach kein Schlupfloch einfallen. Es ist zum verrückt werden. Mir sind wahrlich die Hände gebunden. Die Aussage des Attentäters ist sehr belastend und einen Grund, weshalb er lügen sollte liegt objektiv betrachtet auch nicht auf der Hand. Somit gibt es auch keinen Grund seine Aussage anzuzweifeln. Sollten wir allerdings doch Zweifel aufwerfen würde dies das Königshaus nur stutzig werden lassen. Sie würden die Royalen Instanzen einschalten, was unweigerlich zu Alastairs Tod führen würde", erklärt der schwarzhaarige Magier verzweifelt und reibt sich mit Druck über die Stirn. „Sie wollen also auf Zeit spielen, sehe ich das richtig, Sir?", hakt Levion nach und erntet stummes Nicken seitens der Nummer eins.
„Wir können nur hoffen, dass Ember nicht auch noch mithineingezogen wird, da sie schließlich Alastairs Bindungspartnerin war. Bislang ist ihr Name in diesem Zusammenhang noch nicht gefallen und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Ich kann sie nicht schützen sollte es wirklich darauf hinauslaufen", gesteht er offen und ehrlich, ehe er sich auf die leeren Polster sinken lässt.
„Levion, du weißt ich bitte nur selten um deine Hilfe, doch in diesem Fall würde ich es begrüßen, wenn du deine Magie einsetzten würdest", entkommen Sekurion die Worte schwerfällig. Levion hebt überrascht die Brauen und blickt Sekurion aus dem Augenwinkel entgegen.
„Sie wollen, dass ich in die Zukunft blicke und vorhersage welches Ende sich herauskristallisiert wenn es so weitergeht. Nun, das kann ich ihnen verraten..Alastairs Grabstein, Ember in Ketten, die Hälfte unserer Generäle verschwunden, Veros als Nummer eins..Soll ich weiter berichten?", zählt der Langhaarige ernst auf, wird allerdings von Sekurion unterbrochen.
„Was können wir tun, um das zu verhindern?", will der schwarzhaarige Anführer wissen. Mit eiserner Miene sieht er Levion entgegen, der sich mittlerweile komplett zu seinem Vorgesetzten umgedreht hat. „Wir? Nichts..aber Ember", entgegnet er, während er seinen Blick erneut zum Monitor gleiten lässt.
„Was Ember?", hakt Sekurion überrascht nach. „Sicherlich nicht allein und ohne Hilfe, doch sie ist die Schlüsselfigur in dieser Konstellation", erklärt Levion woraufhin Sekurion sich erneut erhebt.
„Ich verstehe. Es hat mit ihr angefangen also kann auch nur sie es beenden. Aber ist sie einem Gegner wie Veros gewachsen? Uns sind laut deiner eigenen Aussage die Hände gebunden", spricht Sekurion seine Gedanken laut aus.
„Da haben sie nicht unrecht, Sir. Doch sehen sie..Ember ist angekommen", entgegnet Levion abwesend und deutet auf den Monitor.
Sekurions Blick folgt seinem Finger, ehe sich seine Augen weiten. Ich glaube bevor wir uns darüber Gedanken machen, ob sie Veros gewachsen ist, sollten wir eher dafür beten, dass sie ihm gewachsen ist", fügt Levion ausdruckslos hinzu woraufhin sich erneute Stille ausbreitet.