- Kapitel 76 -

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„Wie kann ich diesen Kampf für mich entscheiden? Mein Gegner ist stark. Außerdem bedient er sich der Dunkelheit, um seine Kraftreserven aufzufüllen. Ich kann ihn also nicht besiegen, wenn ich ihn nur stetig weiter schwäche", beginne ich die Lage zu schildern. „Ganz recht, das bedeutet, dass du ihn mit nur einem einzigen Angriff bezwingen musst, um zu gewinnen", beendet Levion meinen Gedanken.
„Ja, soweit war ich tatsächlich auch schon, doch ich weiß nicht wie..Keiner meiner Angriffe war stark genug, um ihm genügend Schaden zuzufügen", erkläre ich und fahre mir dabei durch die Haare. „Sein Element ist die Dunkelheit, dein Element ist das Feuer. Du bist zwar keine Lichtmagierin, doch auch Feuer spendet Helligkeit", meint er grinsend, während ich ihn verwirrt mustere.
„Ja, das ist wahr, doch das Licht meiner Flammen bedeckt nur einen kleinen Teil dieses riesigen Areals. Es ist ein Leichtes für ihn zwischen den Schatten hin und her zu springen, seine Kraftreserven aufzufüllen und mich erneut anzugreifen. Anders als meine Quelle der Kraft, versiegt seine nicht", kontere ich und sehe ihm fragend entgegen.
„Nun..das hängt von den Umständen ab", entgegnet er mit erhobener Braue, was mir einen irritierten Gesichtsausdruck beschert.
„Levion, wir sind von unendlicher Dunkelheit umgeben..wie soll sich dieser Umstand denn ändern? Wer weiß wie weit unter der Erde wir uns befinden..Ich könnte zwar versuchen eine Schneise zur Oberfläche zu erschaffen, doch vielleicht reicht meine Kraft nicht aus, um die Distanz zu überbrücken. Wenn es schlecht läuft habe ich all meine restliche Kraft dann umsonst aufgebraucht", erkläre ich nachdenklich.
„Anstatt deine Kraft nur in eine Richtung zu lenken, wie wäre es denn damit sie in alle Richtungen auszudehnen?", fragt er frech grinsend, wobei er mich gerade unfassbar stark an Alastair erinnert. Überrumpelt schüttle ich den Kopf.
„Was? Und was genau soll das bezwecken? Auf die Art und Weise wäre die Dunkelheit nur für eine kurze Zeitspanne zurückgedrängt", spreche ich meinen Gedankengang laut aus und ernte zufriedenes Kopfnicken seitens des langhaarigen Magiers.
„Ja, doch bedenke..woher bezieht er seine Kraft?", kontert er fragend, woraufhin ich meine Hand an mein Kinn wandern lasse.
„Aus..der Dunkelheit..", stelle ich fest und ernte erneutes Kopfnicken.
„Und was geschieht wenn du es schaffst, die Dunkelheit lange genug von ihm fernzuhalten?", hakt er weiter nach.
„Ich nehme ihm die Möglichkeit seine Kraftreserven aufzufüllen", beantworte ich ihm auch diese Frage. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass du zunächst die Dunkelheit eliminieren musst. Als zweiten Schritt musst du ihn genau dann angreifen, wenn er seinen schwächsten Punkt erreicht hat", erklärt er nun endlich, worauf er eigentlich abzielt.
„Es wird Unmengen an Kraft kosten diesen gigantischen Hohlraum vollständig mit lichtspendenden Flammen zu füllen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich diesen Schritt schaffe..wie soll ich zeitgleich die Helligkeit aufrecht erhalten und einen Angriff ausführen?", stelle ich schockiert die Frage.
„Wolltest du nicht wissen wo deine Grenzen liegen? Über dich selbst hinauswachsen? Du hast es selbst gesagt..das hier, dieser Kampf ist nur der Anfang. Glaube an dein Potenzial, an deine Fähigkeiten und an deine Kraft. Hast du nicht gesehen wozu du fähig bist wenn du loslässt? Wenn du Spaß an deinen Kämpfen hast? Wenn du zwanglos und ganz ohne Druck kämpfst?", fordert er mich verbal heraus. Missmutig sehe ich zur Seite.
„Doch..aber..das war bisher das einzige Mal, dass ich während eines Kampfes locker gelassen habe. Mich nicht verkrampft habe, nicht nachgedacht habe und einfach Spaß hatte", entgegne ich kleinlaut und mit verzogenem Mund.
„Und wer sagt, dass das das letzte Mal war? Ember, du bist anders in diesen Kampf hineingegangen, als du jetzt hervorkommst. Nutze deine Erkenntnisse, deine neu erlangte Kraft und dein Selbstvertrauen in dich. Du hast bereits alles, was es zum Sieg braucht. Du musst es nur noch richtig einsetzen", redet er mir ins Gewissen.
Mit Erfolg.
Er hat recht.
Ich habe noch nie zuvor solch eine große Kraft entfesseln können, egal wie lange ich hierfür trainiert hätte, es hätte niemals mit solch einer Leichtigkeit funktioniert, wie es eben der Fall war. Dennoch, ich bin wahnsinnig erschöpft. Meine Kraft lässt nach. Körperlich sowie mental. Auch meine Magiereserven haben erheblich einstecken müssen. „Ember, du verfügst über die Macht der Zeit. Nutze sie", weist er mich kopfschüttelnd an. Verwirrt ziehe ich eine Braue in die Höhe, bis mir dämmert, dass er ja nun auch in der Lage dazu ist meine Gedanken zu lesen.
Und mit diesen Worten lässt er mich zurück.
Er verschwindet im plötzlich auftauchenden Goldnebel.
„Levion! Hey, so warte doch! Ich..Was genau..", rufe ich ihm hinterher und werfe ratlos die Arme in die Luft. „..soll ich denn jetzt machen..", murmle ich den letzten Teil der Frage, da es sinnlos zu sein scheint.

Seufzend fasse ich mir an die Stirn und schließe angestrengt meine Augen. Nun gut, den Rest schaffe ich auch allein. Die Situation ist eigentlich recht simpel. Es ist klar, was zu tun ist, doch..es stellt sich mir noch immer die Frage wie ich das anstellen soll. Diese Unmengen an Kraft, die ich aufbringen muss bereiten mir ebenfalls Magenschmerzen. Es wäre definitiv einfacher zu bewerkstelligen wenn der Kampf sich nicht schon so in die Länge gezogen hätte.
„Pfft..ist ja nicht so als könnte ich einfach auf einen Reset Knopf drücken, alles nochmals von vorn zu-", spotte ich genervt schnaubend, unterbreche mich jedoch selbst. Mit weit aufgerissenen Augen fixiere ich einen Punkt an der Felswand.
„Doch..genau so ist es..ich kann..die Zeit zurückspulen..", trifft mich die Erkenntnis mit voller Wucht. In diesem Moment könnte ich mich selbst dafür ohrfeigen so lange auf dem Schlauch gestanden zu haben. Wenn ich die Zeit bis zum Beginn des Kampfes zurückdrehe, habe ich tatsächlich eine Chance. Meine Augen funkeln bei dem Gedanken daran. Ich balle meine Hand zur Faust und nicke entschlossen.
„Also schön..dann legen wir mal los", murmle ich und hebe dabei die linke Hand vor mich. Ich streiche über das magische Siegel und konzentriere mich genaustens auf mein Ziel. Plötzlich erscheinen mehrere golden schimmernde Zeichen über meinem Handgelenk. Ein Pfeil der nach rechts zeigt, ein Pfeil der nach oben gerichtet ist, einer der nach unten zeigt und einer der nach links zeigt.
Welcher von denen dreht nun die Zeit zurück? Fieberhaft denke ich nach und lasse meinen Finger immer wieder über die Pfeile gleiten.
Welcher ist der Richtige?
Verdammt Levion, zumindest das hättest du mir noch verraten können, denke ich genervt, ehe ich bereits seine Stimme in Gedanken vernehme.
„Die Zeitachsen sind ziemlich schwer zu durchschauen, nicht wahr? Es gibt weitaus mehr als nur diese vier Richtungen, doch du kannst nur die Grundbausteine meiner Magie verwenden", hallen seine Worte lachend durch meinen Kopf.
„Willst du in die Vergangenheit musst du den Pfeil auswählen, der nach links zeigt", fügt er hinzu, ehe der Klang seiner Stimme verstummt.
„Nach links..in Ordnung..", seufze ich aufgeregt und lege meinen Finger auf den nach links gerichteten Pfeil.

Blind FireWhere stories live. Discover now