- Kapitel 127 -

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Elianas POV

Seicht spähe ich um die Ecke und lausche den Gesprächen am Esstisch. Bis Diagos Ankunft habe ich noch ein paar Minuten Zeit und hatte vorgehabt mich zu verabschieden, bis ich die Wortfetzen meiner Schwester mitangehört hatte. „Sei still! Du hast ja keine Ahnung!", vernahm ich ihre Stimme und schauderte bei ihrem Tonfall. Ich presse meinen Körper eng an die Wand hinter mir und ziehe meine Brauen zusammen. Nie im Leben hätte ich es gewagt so mit Mutter zu sprechen. Wie immer wird ihr kein böses Wort entgegen gebracht. Sie kann sich nach wie vor scheinbar alles erlauben.
Leise schnaube ich und möchte mich bereits davonschleichen, als Ember nachlegt.
„Bitte entschuldigt. Versteht das nicht falsch..ich habe nur kein gutes Verhältnis zu General Veros", schnappe ich auf und ziehe nachdenklich die Brauen zusammen.
Sie hat kein gutes Verhältnis zu ihm?
Das sah während des Duells allerdings ganz anders aus. Er ist ihr seit der ersten Etappe beinahe nicht mehr von der Seite gewichen und hat sie mit seinen Blicken gefesselt. Weswegen also sollte sie kein gutes Verhältnis zu ihm pflegen?
Nun eigentlich kann es mir egal sein.
Ich habe ohnehin beschlossen mich nicht länger mit ihr zu befassen. Sie hat mir bereits genug angetan. Entschlossen atme ich aus und schlage den Weg ins Esszimmer ein, um mich zu verabschieden.

„Nicht zu fassen wie unverschämt sie ist! Ich bin gottfroh sie aus dem Haus zu haben", nörgle ich während Diago an seiner Tasse Tee nippt.
„Ich habe Lady Ember eigentlich recht höflich und freundlich in Erinnerung", meint er nachdenklich und erntet einen vielsagenden Blick meinerseits.
„Ja, weil ihr sie nicht so kennt wie ich", kontere ich eingeschnappt und verschränke meine Arme vor der Brust. „Und als wäre sie allein nicht schon schlimm genug zu ertragen hat sie auch noch einen wandelnden Flohzirkus angeschleppt. Welcher normale Mensch hält denn bitte einen Fuchs als Haustier? Noch dazu einen solch seltsamen", lege ich nach und fuchtele dabei energisch mit den Händen herum. Ich lasse meinen Blick empört über den Marktplatz gleiten und entdecke einen der Händler unweit von unserem Tisch, der uns seltsam beäugt. Ich ziehe meine Brauen zusammen und widme mich Diago.
„Wie ich hörte hat jedes Truppmitglied in General Kalens Trupp ein Haustier. Sogar er selbst soll eines besitzen", wirft er nun ein und rührt noch ein wenig Milch in seinen Tee.
„Ja doch, dessen bin ich mir bewusst..doch einen Fuchs?", betone ich erneut und vernehme leise Schritte hinter uns. Ohne zu zögern drehe ich mich um und blicke geradewegs in die Augen des Händlers, der uns zuvor noch beobachtet hatte. „Bitte verzeiht Lady Eliana, doch ich habe aufgeschnappt, dass ihr jemanden kennt, der einen Fuchs hält?", richtet er sein Wort an uns und hat ein schleimiges Lächeln aufgesetzt.
„Und wenn dem so wäre?", kontere ich mit erhobener Braue, während der Mann auf einen Platz an unserem Tisch deutet.
„Wenn ihr erlaubt, Milady?", meint er und setzt sich im nächsten Augenblick.
„Milady..vor etwa einem Tag ist ein fremdes junges Fräulein hier durch die Straßen gezogen in Begleitung eines Fuchses. Hierbei handelte es sich aber nicht um einen gewöhnlichen Fuchs. Dieses Fräulein ist im Besitz eines Feuerfuchses!", offenbart er uns, woraufhin Diago sich beinahe an seinem Tee verschluckt. „Wollen sie uns auf den Arm nehmen? Dieses Sagenwesen ist lediglich eine Legende. Ein Mythos", kontere ich.
„Aber wenn ich es euch doch sage..ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er hat seine Ohren entflammt, nachdem sie ihm den Befehl gegeben hat", erklärt er kopfschüttelnd. „Ich habe versucht ihr ein unschlagbares Angebot zu machen, doch das Fräulein lehnte ab bevor ich überhaupt dazu kam meinen Preis zu nennen..", fährt er niedergeschlagen fort.
„Ach ja? Wie viel würdet ihr denn bieten?", frage ich interessiert und führe meinen Zeigefinger dabei an die Lippen.
„Lady Eliana..das könnt ihr doch nicht ernsthaft-", flüstert Diago mit vorgehaltener Hand, doch ich winke ab.
„Nun..dieser kleine Fuchs ist ein Vermögen wert. Ich wäre bereit euch all mein Hab und Gut als Pfand anzubieten. Mein Haus, meinen Händlerstand, meine Waren und meine Tätigkeiten. Alles was ihr wollt. Wenn ich den Fuchs erst einmal in meinem Besitz habe werde ich euch auszahlen", legt er sein Angebot dar, was uns beide staunen lässt. Dieser alte Gierschlund wäre dazu bereit all sein Hab und Gut zu verpfänden und im schlimmsten Fall zu verlieren, sollte Embers lächerlicher Flohzirkus tatsächlich nur ein gewöhnlicher Fuchs sein. Was für ein törichter Narr, denke ich mit teuflischem Grinsen. Das wäre eine gute neue Einnahmequelle für das Haus Akela. Wir würden über die neusten Errungenschaften jeglicher Art verfügen können. Ich könnte den alten Greis in jede Ecke des Königreichs entsenden und ihm auftragen alle möglichen Schätze für mich einzutreiben. Mit strahlenden Augen starre ich ins Leere und nicke im nächsten Moment. „Werter Herr, ich denke wir haben eine Abmachung", meine ich und halte ihm meine Hand entgegen. Er nimmt die Geste freudig an und bedankt sich mehrfach, ehe er wieder hinter seinen Tresen verschwindet.
„Ihr glaubt doch nicht etwa, dass Lady Ember tatsächlich im Besitz eines Feuerfuchses ist?", stellt Diago nun die Frage, bei welcher ich ihn zuvor unterbrochen hatte.
„Natürlich nicht, doch er glaubt es", entgegne ich und deute auf den Händler.
„Ihr betrügt ihn also wissentlich und mit voller Absicht?", entkommt es Diago mit erhobenen Brauen, woraufhin ich abwinke.
„Ich bitte euch, Sir Feriz. Das war einfach eine viel zu günstige Gelegenheit. Manchmal muss man seine Moral eben nach hinten stellen", erkläre ich und unterstreiche meine Aussage mit einer abtuenden Handbewegung.
„Und was ist mit Lady Ember? Sie wird diesem Unsinn sicher nicht zustimmen", kontert er nun und nippt an seiner Tasse. Ich hingegen verziehe mein Gesicht, da ich dieses Geschäft keinesfalls als Unsinn ansehe.
„Was kümmert es mich? Füchse gibt es im Wald doch wie Sand am Meer. Sie wird über den Verlust hinweg kommen und sich einfach einen Neuen aussuchen", meine ich mit desinteressierter Miene, ehe Diago sich erhebt und mit verärgerter Miene auf mich herab sieht. „Ich kann nicht glauben, was ihr hier von euch gebt. Lady Ember ist eure Schwester, eure Familie..wie könnt ihr sie so hintergehen? Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe noch einige wichtige Dinge zu erledigen. Ich lasse euch die Kutsche hier. Auf Wiedersehen, Lady Eliana", entkommt es ihm, ehe er sich kopfschüttelnd verabschiedet und mich einfach sitzen lässt.

Fassungslos starre ich ihm hinterher und kann nicht glauben, was er mir an den Kopf geworfen hat.
Wie kann er es wagen?
Wie kann er mich so vor den Kopf stoßen?
Wie kann er sich auf Embers Seite schlagen? Dieses Weib ist wahrlich der Teufel! Sie ruiniert mir mein ganzes Leben! Sobald sie in der Nähe ist, nehmen meine Pläne eine ungünstige Wendung. Das kann doch kein Zufall sein. Wer weiß, vielleicht ist sie ja tatsächlich eine böse Brut.
Wütend erhebe auch ich mich und steige in die Kutsche. Ich werde ihr zeigen, was für Konsequenzen es hat sich mit mir anzulegen. Scheinbar hat sie einige ihrer hart erlernten Lektionen der Vergangenheit bereits vergessen. Es wird Zeit sie wieder daran zu erinnern welcher Platz ihr gebührt.

Blind FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt