- Kapitel 110 -

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Fassungslosigkeit macht sich breit. Immer wieder ist scharfes Lufteinziehen zu hören. „Eine..Feuermagierin..", höre ich einen von ihnen leise Flüstern, der zaghaft nach hinten schreitet. Auch der Eismagier sieht mir mit schockiertem Blick entgegen. Ich kann deutlich erkennen, dass er damit nicht gerechnet hat. Er schiebt die Brauen zusammen und beißt die Zähne zusammen.
„Pahh, denkst du ernsthaft du hast eine Chance gegen uns? Wir sind zu viele! Da hat selbst ein Feuermagier schlechte Karten", spuckt er mir die Worte entgegen, woraufhin ich nur einen Mundwinkel hebe.
„Wollen wir es ausprobieren?", frage ich provokant und ziehe den Kreis aus Flammen enger. Einige helle Aufschreie durchdringen den Wald. Als sich der erste Schreck gelegt hat und die Männer noch enger zusammengerückt sind tritt der Eismagier in Aktion. Er kniet sich nieder und lässt den gesamten Untergrund erfrieren. Überlegen grinst er und hebt den Kopf dabei. „Dein kleines Lagerfeuer ist ja nett anzusehen aber weißt du was noch besser ist? Dabei zuzusehen wie deine mickrigen Flammen von meiner Eisschicht geschluckt werden!", brüllt er mir siegessicher entgegen. Regungslos sehe ich ihm dabei zu, wie sich seine Eisschicht auf dem Untergrund ausbreitet. Einige Sekunden vergehen, doch nichts geschieht. Sein Blick wird unsicher und Zweifel sind ihm quer über sein Gesicht geschrieben.
„Was? Ist das schon alles, was du ausrichten kannst?", frage ich mit scharfem Tonfall. Ratlos sieht er sich um.
„Das ist..aber das ist nicht möglich! Das wiederspricht den Gesetzen der Natur!", entkommt es ihm während sich kalter Schweif auf seiner Stirn bildet.
„Meine Flammen halten sogar Sandmagiern stand. Da werde ich mit ein wenig gefrorenem Wasser schon fertig", erkläre ich knapp die Situation, was ihn kreidebleich anlaufen lässt. Ihm wird scheinbar bewusst in welcher Lage er sich und seine Männer gebracht hat. Wütend schlägt er auf den Boden.
„Bogenschützen jetzt!", brüllt er mit voller Kraft, woraufhin ich verwirrt meine Brauen hebe. Viel zu spät bemerke ich die leisen Schritte der Männer, die sich scheinbar noch im Wald versteckt hatten. Zischend weiche ich nach hinten und sehe die silberne Pfeilspitze haarscharf vor meinen Augen vorbeifliegen. Fluchend halte ich mein Gleichgewicht aufrecht. Ich habe mich viel zu sehr auf die Männer vor mir konzentriert und habe meine Umgebung aus den Augen gelassen. Tarik sowie auch Salem hätten mir jetzt vermutlich einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst.
Wie konnte ich nur so nachlässig sein!

„Weiter! Belagert sie!", brüllt der Eismagier während er sich aufrichtet. Meine Gegner rennen brüllend auf mich zu, weshalb ich eilig eine Wand aus Feuer vor ihnen erschaffe. Wütend drehe ich mich in die Richtung aus der die Pfeile kommen. Ich schaffe es gerade so einigen von ihnen auszuweichen, jedoch nicht ohne allen von ihnen zu entkommen. An Armen und Beinen ziehen sich tiefe Schnittwunden entlang, was mich zischen lässt. Glücklicherweise hat mich keiner der Pfeile wirklich verletzt. Wie durch ein Wunder konnte ich ihnen recht gut ausweichen. Ächzend richte ich mich wieder auf und konzentriere mich. Ich habe weitaus schlimmeres hinter mir, da werde ich damit schon fertig. Ich habe die Tortur des Duells nicht umsonst auf mich genommen!
Ich werde sicherlich nicht scheitern. Nicht verlieren. Nicht gegen Wilderer!

Mit bloßer Hand fange ich einen Pfeil aus der Luft ab. Prüfend begutachte ich ihn und stelle fest, dass er nicht aus Holz besteht, weshalb er meine Flammen durchdringen konnte ohne zerstört zu werden.
„Metall?", stelle ich die Hypothese auf und hebe den Blick erneut. Etliche weitere Pfeile fliegen auf mich zu, verfehlen mich jedoch knapp. Ächzende Schreie sind zu hören, weshalb ich Agira befehle mir die Umgebung genauer zu zeigen. Ich weite meine Augen, als ich sehe, wieso die Geschütze mich nicht getroffen haben. Fassungslos verfolge ich das Treiben und kann mir ein seichtes Lächeln nicht verkneifen. Die leuchtend gelben Augen funkeln bedrohlich, als er weitere Feuerbälle auf die Bogenschützen abfeuert. Leise lachend wende ich mich erneut den Männern vor mir zu und lasse die Feuerwand sinken.
„Scheinbar kann ich das ja getrost dir überlassen, Füchschen", meine ich und widme mich den Kerlen vor mir. Ich lasse den Kreis aus Flammen verschwinden und zwinge ihn in die Form eines Käfigs.
„Damit wäre der Kampf wohl entschieden", stelle ich fest und werfe einen Blick über meine Schulter. Der Feuerfuchs beobachtet jede meiner Bewegungen und starrt fasziniert auf den Flammenkäfig. Nur wenige Augenblicke später hüllt auch er die übrigen Angreifer in einen Käfig aus lodernden Flammen. Überrascht hebe ich meine Brauen und einen meiner Mundwinkel. „Cleveres Ding", meine ich anerkennend und strecke zwei Finger in die Höhe. Ich schieße einen Feuerball in den Himmel und verschränke meine Arme vor der Brust. Langsamen Schrittes laufe ich auf den Käfig vor mir zu und stelle mich breitbeinig davor. Der Boden beginnt zu zittern, weshalb die Männer sich alarmiert umsehen. „Wisst ihr, vielleicht habe ich vorhin ein wenig übertrieben", meine ich mit ausladender Handbewegung. Tiefes, brummendes Knurren erklingt aus den Tiefen des Waldes, ehe leuchtend grüne Augen aus dem Dickicht starren. Das schwarze Fell des Schattenwolfs versprüht eine düstere Aura und auch Arions Größe ist beachtlich, als er auf die Lichtung tritt. Mit gefletschten Zähnen pirscht er sich langsam hinter mich. Er begutachtet mich von oben bis unten und senkt begrüßend den Kopf. Auch Hellions Ankunft ist unverkennbar. Mit einem eleganten Satz springt er den Abhang hinab und landet geschickt neben mir. Ein lautstarkes Brüllen hallt durch den Wald und echot wahrscheinlich noch Kilometerweit. Er stupst mich mit seiner Schnauze von der Seite an und schmiegt seinen Kopf gegen meine Schulter. Beide scheinen erleichtert zu sein, dass ich keine größeren Verletzungen davongetragen habe. Beide geben furchteinflößende Geräusche von sich, während Arion den Feuerfuchs ins Visier nimmt. Er ist bereits auf dem Weg sich ihm zu nähern, als ich mich schützend vor ihn stelle.
„Er gehört zu mir, Arion", sage ich in bestimmten Tonfall, während der Schattenwolf die Zähne fletscht. Der Fuchs schmiegt sich an meine Beine und sieht Arion undefinierbar entgegen. Der Wolf lässt seinen Blick weiter gleiten, bis er die Bogenschützen entdeckt.
„Oh, nein, die nicht", gebe ich Entwarnung, was er sich nicht zwei Mal sagen lässt. Mit einem Satz steht er vor dem kleinen Käfig, den der Fuchs erschaffen hat und knurrt die Insassen bedrohlich an.
Hellion widmet sich derweil den Männern auf der Lichtung und setzt sich majestätisch auf den Boden.
„Hellion, Arion, lasst keinen von ihnen entwischen während ich Salem hole", weise ich die beiden an und ernte ein Nicken beiderseits. Ich sehe hinab auf den Feuerfuchs und knie mich im nächsten Moment nieder.
„Ich danke dir", meine ich lächelnd und halte ihm meine Handfläche entgegen. Er sieht skeptisch auf meine Finger, löscht seine Flammen und hebt schließlich eine seiner Pfoten an. Er legt sie auf meiner Handfläche ab und sieht mir mit seinen gelben Augen entgegen. Sachte streiche ich mit meinem Daumen über sein flauschiges Pfötchen, ehe ich mich erhebe. Ich kehre ihm den Rücken zu und schlage den Weg zurück zum Quartier ein. Noch bevor ich die Lichtung verlassen habe schiele ich zur Seite und bemerke, dass das Füchschen neben mir herläuft. Grinsend laufe ich unbeirrt weiter und genieße seine Anwesenheit.

Blind FireWhere stories live. Discover now