- Kapitel 25 -

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„Nein, Sir! Bitte verzeihen sie meine Unhöflichkeit", entgegne ich beschämt und ernte leises Lachen seinerseits.
„Nur keine Scheu, du kannst mich alles fragen, was du möchtest. Es ist verständlich, dass du mehr über mich erfahren willst. Schließlich bin ich derjenige, der dir zum Duellsieg verhelfen soll. Wie könnte ich von dir erwarten mir einfach blind zu vertrauen? Also bitte, stell mir so viele Fragen, wie möglich", ruft er mir zu woraufhin ich tief ein und ausatme. Wie kann ein Mensch so charmant und zuvorkommend sein und gleichzeitig so einschüchternd wirken?

Ich schüttle meinen Kopf, um meine Gedanken zu sortieren. Auch wenn Kalen mich aus dem Konzept bringt, so kann ich nicht behaupten, dass mich seine Art stört. Seltsamerweise gefällt mir seine zwielichtige Erscheinung. Es lässt ihn interessant wirken. Dennoch wäre es mir lieber, wenn er sich nur anderen gegenüber so undefinierbar verhalten würde.

„Ich..ich frage mich schon seit geraumer Zeit zu welcher Magierklasse sie zählen, Sir", nehme ich sein freundliches Angebot an und stelle weitere Fragen.
„Ich zähle zur Klasse der dunklen Magier", antwortet er knapp woraufhin ich meine Augen weite.
„Welche Spezialisierung haben sie gewählt?", bohre ich weiter und höre, wie er sich in eine andere Position begibt.
„Ich beherrsche einen großen Teil der dunklen Magie, doch meine Spezialisierung liegt auf den Schatten", meint er während ich nachdenklich nicke und meine Uniform ins Waschbecken tauche, um die Seifenreste zu entfernen. Seine Magierklasse gibt durchaus Aufschluss über sein seltsames Verhalten. Die dunklen Magier besitzen oftmals zwielichtige Charaktereigenschaften. Es ist also nicht weiter wunderlich, dass er einen recht undurchschaubaren und schwer einzuschätzenden Eindruck macht.

Angestrengt wische ich mir mit der Hand über meine Stirn und wringe meine Uniform aus. Prüfend schiele ich hinter mich, um nachzusehen, ob Kalen sich noch immer auf meinem Bett befindet. Ich möchte wirklich so schnell es geht meine Kleidung anlegen, selbst wenn ich noch nicht dazu gekommen bin sie zu flicken. Alles ist besser, als dieses Handtuch. Tropfend liegt sie im Waschbecken weshalb ich mit mir hadere. Ich könnte sie mithilfe meiner Magie trocknen lassen, doch dadurch gehe ich ein hohes Risiko ein. Mit aufeinander gepressten Lippen starre ich auf den nassen Kleiderbund und seufze erneut.
Was soll's, mir bleibt ohnehin nichts anderes übrig.

Hastig halte ich meine Hand über meine Uniform und lasse die Wärme hindurch diffundieren. In Windeseile ist meine Kleidung wieder angelegt während ich erleichtert ins angrenzende Zimmer marschiere. Kalen liegt noch immer auf den Laken und hat die Arme hinter seinem Kopf überkreuzt. Überrascht hebt er eine Braue und sieht mich verwirrt an.
„Das ging deutlich schneller als erwartet", meint er woraufhin ich mich unsicher am Hinterkopf kratze. „Ich habe mich einfacher Hauswirtschaftszauber bedient", lüge ich und zwinge mich dazu, an genau diese Worte zu denken, um zu vermeiden, dass ich auffliege.
„Nun, wie dem auch sei..kommen wir zum eigentlichen Grund meines Besuchs", wechselt er glücklicherweise das Thema und deutet mit seiner Hand daraufhin, mich neben ihn zu setzen.

„Wie du sicherlich auch bereits gehört hast findet heute Abend eine kleine Feier statt", beginnt er während ich mich vorsichtig auf die Bettkante setze. „Ich bin allerdings hier, um dir etwas zu verraten, von dem du noch nichts weißt", fährt er verschwörerisch grinsend fort. Ich schlucke schwer und runzle meine Stirn.
„Und das wäre?", entkommt es mir fragend woraufhin er sich etwas aufsetzt.
„Da du die erste Etappe heute für dich entschieden hast, steht dir das Privileg zu die Feier nach dem Abendmahl zu eröffnen", erklärt er mir stolz, erntet jedoch nur einen verwirrten Gesichtsausdruck meinerseits. „Lass mich etwas Licht ins Dunkle bringen..Der Abend wird durch einen Tanz des Etappensiegers eröffnet", fügt er hinzu woraufhin ich ihm fassungslos entgegen sehe.
„Ein-Ein Tanz?! Ich dachte das ist lediglich eine kleine Festlichkeit..nichts großes..", stammle ich entsetzt und sehe ihn grinsend die Braue heben. „Achja? Bitte verzeih General Sekurions falsche Ausdrucksweise..er tendiert dazu die Dinge meistens herunterzuspielen", entgegnet er mir nun während er sich einen Finger an den Mundwinkel hält und gespielt nachdenklich an die Zimmerdecke starrt. „Ich..ich fühle mich durchaus geehrt dieses Privileg zu erhalten, doch ich denke es wird das Beste sein, dem zweitplatzierten den Tanz zu übergeben..", plotte ich verzweifelt einen Plan in meinem Hirn, der mich aus dieser Situation holen könnte ohne in Ungnade der Generäle zu verfallen.
„Ist das so? Möchtest du wirklich Eliana diese Ehre überlassen?", fragt er nun herausfordernd und mit charmantem Lächeln. Meine Brauen schießen in die Höhe während ich die Informationen verarbeite.

Nachdem ich das Siegel als erste erreicht hatte, habe ich den weiteren Verlauf der Etappe nicht mehr mitangesehen. Folglich weiß ich auch nicht wer sich auf den Plätzen nach mir befindet. Genau genommen ist es nicht gerade verwunderlich, dass Eliana den zweiten Platz belegt hat, schließlich stand sie direkt vor dem Siegel, als Kalen mein Bindungspartner wurde. Sie muss als zweites die Chance ergriffen haben, als das Siegel frei wurde.

„Was ist nun? Willst du ihr diesen Triumph wirklich gönnen?", triezt er weiter und drückt dabei genau auf die richtigen Knöpfe. Natürlich möchte ich das nicht. Sie steht bereits ihr ganzes Leben im Mittelpunkt und zieht jegliche Aufmerksamkeit auf sich. Bislang habe ich die Füße stillgehalten, darauf wartend, dass mein Moment kommen würde. „Nein", entgegne ich also energisch und ernte ein zufriedenes Lächeln seinerseits.
„Wie erfreulich! Habe ich erwähnt, dass dir die freie Partnerwahl zur Verfügung steht?", meint er grinsend und hat ein Auge dabei geschlossen während er mich mit dem anderen belustigt anfunkelt.
„Die freie Wahl?", wiederhole ich nachdenklich und fasse mir dabei ans Kinn.
„Ganz recht, du kannst nach Herzenslust zwischen Teilnehmern und uns Generälen wählen", bestätigt er woraufhin ich interessiert die Brauen hebe. „Schwebt dir denn bereits jemand Bestimmtes vor?", fragt er neugierig und lächelt verschmitzt.
„Noch niemand konkretes..wieso? Würden sie sich denn anbieten wollen?", stelle ich keck die Gegenfrage woraufhin er überrascht die Brauen hebt und leise auflacht.
„Nun..es wäre sicherlich von Vorteil sich zuvor mit deinem auserwählten Kandidaten abzusprechen, um unschöne Zurückweisungen zu vermeiden", erklärt er und wirft mir einen amüsierten Blick zu. „Natürlich stehe ich dir gern auch als Tanzpartner zur Verfügung wenn es dein Wunsch ist", geht er auf meine zuvor gestellte Frage ein und mustert mich abwartend.
„Ich..bin zugegebenermaßen keine sonderlich herausragende Tänzerin..doch ich würde mich freuen wenn sie mir die Ehre erweisen würden dennoch mein Tanzpartner zu sein", bringe ich weitaus weniger selbstbewusst hervor, als noch zuvor. Amüsiert winkt er ab.
„Mit dem größten Vergnügen. Sei unbesorgt, ich werde dich gut führen. Abgesehen davon..wie könnte ich dir einen Wunsch abschlagen, meine Kleine?", meint er und lehnt sich dabei ein Stückchen nach vorn, um mich mit geschärften, halboffenen Augen zu mustern.

Schon wieder dieser Kosename. Jetzt, wo ich ihn zum zweiten Mal höre, macht mein Herz einen noch größeren Satz, als beim ersten Mal.
„Vielen Dank..Sir", murmle ich unbeholfen, da er mich erneut durcheinander bringt. Dieses Verhalten ist so seltsam, gleichzeitig jedoch ist es auch äußerst interessant. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm.

„Nun gut, da das geklärt ist lasse ich dich nun wieder allein, um dich fertig zu machen. Ich habe dich lange genug in Beschlag genommen. Wenn es dir recht ist werde ich dich eine halbe Stunde vor Beginn des Abendmahls abholen", reißt er mich aus meinen Gedanken während er sich schwungvoll erhebt und zur Tür schreitet.
„Ich werde pünktlich sein", entgegne ich ihm und beobachte ihn dabei, wie er bereits zur Türklinke greift.
„Oh, davon gehe ich aus", entgegnet er grinsend und zwinkert mir zu ehe er aus der Tür verschwindet.

Frustriert seufze ich laut auf, da ich mit meiner Vermutung recht behalten hatte. Er weiß eindeutig, dass ich sehen kann. Auch wenn er es nicht angesprochen hat, so hat er kein Geheimnis daraus gemacht, dass er es weiß. Ich glaube sogar, dass er mir mit Absicht solch offensichtliche Zeichen gegeben hat. Das Zwinkern, die Aussage ich solle die Zeit im Auge behalten..das hat er nicht einfach zufällig gemacht sondern um mir zu zeigen, dass er durchaus Bescheid weiß.

Dieser Mann..er hält sich für so clever und undurchschaubar. Ich muss sagen er hat mich bisher oft kalt erwischt, doch damit ist von nun an Schluss. Ich habe genug von ihm gesehen, um mir ein grobes Bild zu machen. Dieses Spiel können zwei spielen. Mal sehen wie er reagiert wenn ich den Spieß umdrehe.

Blind FireWhere stories live. Discover now