- Kapitel 108 -

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Am nächsten Morgen wache ich mit schweren Augenlidern auf. Der kühle Windhauch, der durch das offene Fenster weht bereitet mir eine Gänsehaut, weshalb ich eilig aufspringe und es schließe.
Wie konnte ich nur das Fenster vergessen? Plötzlich weiten sich meine Augen, als mir Erinnerungen der letzten Nacht durch den Kopf ziehen.
Der Feuerfuchs.
Prüfend sehe ich mich um, doch der Raum ist leer. Keine Spur von ihm. Erleichtert atme ich aus und lasse vom Griff des Fensters ab. Wie es scheint hat er meinen Ratschlag befolgt und ist zurück in die Wälder verschwunden.
Bedröppelt mache ich mich auf den Weg ins angrenzende Badezimmer und mache mich fertig. Ich habe noch etwa eine Stunde zeit bis zum Frühstück, doch in den Schlaf finde ich ohnehin nicht mehr. Ich fahre mit der Bürste durch mein Haar und ertappe mich dabei, wie meine Gedanken doch wieder zu dieser kleinen Kreatur wandern.
Von Feuerfüchsen habe ich bisher nur aus Legenden gehört. Tarik las mir einige Märchenbücher vor in denen sie die Hauptrolle spielten. Ich hielt sie für Sagenwesen und auch Tarik schmunzelte bei meiner Frage, ob es sie wirklich gibt.
Andererseits dachte ich auch, dass es Feuerlöwen nur in den Legenden gibt. Man wird doch immer wieder eines Besseren belehrt.
Ich wasche mir das Gesicht und wische mir mit dem Handtuch die zurückgebliebenen Tropfen weg. Letzte Nacht stand ich völlig neben mir. Vielleicht habe ich mir das alles auch nur eingebildet?
Vielleicht habe ich es auch nur geträumt?
Ich ziehe meine Lippen zu einer schmalen Linie und starre kurz in den Spiegel. Seufzend schiebe ich Agira weiter meinen Nasenrücken hinauf und gebe dem Bedürfnis nach zum Fenster zu gehen. Prüfend suche ich das Fensterbrett nach Spuren ab. Ergeben lasse ich den Kopf nach vorn fallen, da ich absolut nichts entdecken kann, was beweisen würde, dass der Fuchs tatsächlich hier gewesen ist. Kopfschüttelnd fasse ich mir mit zwei Fingern an die Stirn.
Ich verliere allmählich tatsächlich den Verstand, schießt es mir durch den Kopf während ich am Schreibtisch vorbeilaufe um mir meinen Umhang zu greifen, den ich am gestrigen Abend über den Stuhl geworfen habe. Dabei fällt mein Blick auf das leere Blatt Papier, welches ich samt offenem Tintenfass einfach liegen lassen habe. Als mein Blick über das Pergament huscht fällt mir mein Umhang beinahe aus den Händen. Ich hebe verwundert die Brauen und starre den kleinen Pfotenabdruck noch einige Minuten an. Ich lasse eine Flamme über meiner Handfläche erscheinen und beuge mich dichter zur Tischplatte herab. Auf dem Massivholz sind Spuren zu erkennen. Sie werden schwächer, je weiter ich ihnen zur Tischkante folge, bis sie schließlich völlig verschwinden.
„Unglaublich..", murmle ich und starre aus dem Fenster.

Am Frühstückstisch schweifen meine Gedanken immer wieder ab, während Dewi und Raven sich wieder einmal wegen einer Kleinigkeit in die Haare bekommen haben.
„Du möchtegern Zwerg, du hast ja keine Ahnung", rümpft Raven die Nase und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Pfft, das musst du gerade sagen", kontert Dewi und streckt ihm provokant die Zunge entgegen. Raven zieht wütend die Brauen zusammen und ballt die Hand zur Faust.
„Du kleiner-", zischt er genervt und möchte vom Stuhl aufspringen, doch Hera, die zwischen den Beiden sitzt schlägt ihnen jeweils auf den Hinterkopf.
„Nun hört schon auf ihr Zwei!", brüllt sie, woraufhin sich die beiden still schweigend nach vorn richten und die Köpfe fallen lassen. „Verzeihung, Hera", murmeln sie synchron, während Salem nur den Kopf schüttelt.
„Hey! Das war meine Portion!", zetert Darko, der seinen Bruder zähneknirschend beäugt. Ray hingegen vollführt nur eine graziöse Handbewegung und streicht sich einige Strähnen aus der Stirn.
„Eine solch strahlende Erscheinung wie ich braucht eben seine Nährstoffe", säuselt er grinsend.
„Ach und ich nicht, oder wie?", kontert Darko mit zusammengeschobenen Brauen.
„Der Rest ist für dich", meint Ray schulterzuckend und deutet auf die Krümel, die er auf seinem Teller übrig gelassen hat.
„Na warte wenn ich mit dir fertig bin wirst du die Sonne nie wieder sehen", murrt Darko empört und hebt seinen Zeigefinger, während er eine dunkle Wolke beschwört, die sich über meinen Kopf hinweg auf Ray zubewegt. Ich ducke mich geistesabwesend und höre den Blondschopf im nächsten Moment mädchenhaft kreischen. „Darko!", brüllt er anschließend.
„Können wir nicht einmal einen Morgen wie ein normaler Trupp frühstücken?", entkommt es Salem genervt und schnippt mit dem Finger, woraufhin die Dunkle Wolke um Rays Kopf verschwindet. Hera schließt sich seufzend an und erhebt sich.
„Vielleicht klappt es ja morgen", meint sie schulterzuckend und packt Dewi sowie Raven am Kragen und schleift sie hinter sich her. „Wir brechen auf. Bis heute Abend meine Lieben!", trällert sie und verschwindet mit den beiden im Schlepptau, die sich mosernd wehren.

Blind FireWhere stories live. Discover now