- Kapitel 89 -

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„Ich benötige keinerlei Bedenkzeit, Sir. Ich weiß bereits welchem Trupp ich meine Dienste zur Verfügung stellen möchte", entgegne ich entschlossen und lasse meinen Blick dabei unmerklich zu Alastair gleiten, der ein recht bedrücktes Gesicht zieht. Auch wenn er es sich nicht anmerken lassen möchte, so scheint es ihn doch sehr zu belasten nicht an meiner Seite sein zu können. Schließlich hat er mich erst hier her gebracht. Er hat mir zum Sieg verholfen und nun sitzt er zu Unrecht im Kerker. Mein Magen verkrampft sich aufgrund der aufkommenden Schuldgefühle. Ich werde meine Schuld wieder gutmachen, das verspreche ich dir, denke ich schuldbewusst und schenke General Sekurion erneut einen entschlossenen Blick. Dieser hingegen mustert mich überrascht, ehe er ein Grinsen auflegt. Unmerklich schüttelt er den Kopf, so als wüsste er bereits wie meine Entscheidung ausgefallen ist.
„Nun denn..", seufzt er, ehe er sich umdreht und den Ordensmitgliedern an den Toren des Saals befielt die Türen zu öffnen.
„Ich bitte alle vertretenden Truppführer samt ihrer zehn besten Magier einzutreten, um der Entscheidung beizuwohnen", richtet er sein Wort an die Elitemagier des schwarzen Rings. Die vertretenden Truppführer stehen direkt unterhalb ihrer jeweiligen Generäle und fungieren als ihre rechte Hand. Direkt hinter ihnen folgen die zehn besten Magier jedes einzelnen Trupps. Ich schlucke schwer, als ich die Besten der Besten einmarschieren sehe. Ich bin beeindruckt. Jeder Trupp hat einige unfassbar starke Magier in seinen Reihen. Aufgrund meiner neu erlernten Fähigkeit den magischen Fluss einer Person zu sehen, verschlägt es mir beinahe die Sprache. So unfassbar starke Magier habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Ich wage es die These aufzustellen, dass sogar Meister Tarik mit keinem von ihnen mithalten könnte.
Bei dem Gedanken daran weckt es die Neugierde in mir.
Wie stark Alastair wohl wirklich ist?
Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit meine neue Fähigkeit an ihm auszuprobieren. Wenn ich mir seinen Trupp aber so ansehe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass sein magischer Fluss der ihn umgibt alles bisher gesehene übersteigt.

Die Elite versammelt sich geordnet vor den drei kleinen Stufen, die hinauf zum Podest führen, auf dem die Teilnehmer aufgereiht sind. Alle Augenpaare liegen auf mir und mustern mich teils neugierig und teils desinteressiert. Natürlich, wie könnte es auch anders sein. Selbst mit diesem Sieg schaffe ich es nicht restlos alle von meinem Können zu überzeugen. Wie konnte ich anfangs nur so naiv und dumm sein zu denken, restlos allen die Mäuler stopfen zu können mit nur einem Sieg? Kopfschüttelnd seufze ich, ehe ich über meine eigene Torheit schmunzle. Innerhalb der letzten Tage habe ich tatsächlich so vieles dazu gelernt, dass es mir beinahe so vorkommt, als wäre ich nicht erst seit knapp fünf Tagen von zu Hause weg, sondern bereits seit mehreren Jahren.
Ob meine Familie wohl gerade zusieht?
Ob Meister Tarik mir zusieht?
Mit Sicherheit. Ich hoffe, alle seine Erwartungen erfüllt zu haben. So viel Zeit, wie er in mich hineininvestiert hat..es soll sich gelohnt haben.
Doch bevor ich mir weiterhin Gedanken darüber machen kann werde ich von General Sekurion in die Realität zurückgerufen.
„Ich bitte den Trupp General Kalens sowie General Sorins hervorzutreten", weist er eben genannte Magier an, die sich ohne Umschweife in Bewegung setzen. Gebannt starren sie mir entgegen und haben dabei ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Wie lautet ihre Entscheidung, Miss Akela?", richtet General Sekurion nun sein Wort an mich. Interessiert mustert er mich, während er seine Neugier zu verdecken versucht. Auch Levion neigt sich ein Stück zu mir vor.
„Wähle weise. Du wirst für den Rest deines Lebens in dem nun auserwählten Trupp dienen", flüstert er mir zu, woraufhin ich seufze. Ich hatte tatsächlich einen Moment lang darüber nachgedacht Levions Trupp auszuwählen, da ich mit ihm an meiner Seite womöglich schneller an Alastairs Befreiung arbeiten kann. Interessiert wende ich mich ein Stück nach hinten, um ihm ein Lächeln zu schenken.
Dieser Fuchs, denkt aber auch wirklich an alles. „Versteh mich nicht falsch, du bist selbstverständlich jederzeit herzlich willkommen in meinem Trupp. Ich würde mich sehr freuen eine so fähige und starke Magierin in meinen Reihen zu sehen, doch ich weiß, dass du tief im Inneren einen anderen Trupp favorisierst..", seufzt er ergeben, doch mit einem Grinsen im Gesicht. Kopfschüttelnd schiele ich zu Alastairs Trupp, der mich geschlossen neugierig mustert. Als sich mein Blick mit dem des stellvertretenden Truppführers kreuzt, erhasche ich seichte Mundbewegungen. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich genauer hin und erkenne, wie er die Worte
Du gehörst zu uns" formt. Mit leicht geöffnetem Mund starre ich ihm überrumpelt entgegen, während er mir ein verwegenes Grinsen entgegen bringt. Ein dezentes, feuerrotes Leuchten umgibt ihn, welches immer stärker zu werden scheint. Unbemerkt löst er eine seiner Hände hinter seinem Rücken und erzeugt eine kleine Flamme über seiner Handfläche. Viel zu klein, als dass sie von anderen bemerkt werden könnte, jedoch groß genug, dass ich sie sehen kann.
Ein Feuermagier!, schießt es mir aufgeregt durch den Kopf. Nicht, dass ich nicht schon davor in meiner Entscheidung gefestigt war, doch diese simple Geste hat mich nur noch mehr überzeugt. „Ich wähle General Kalens Trupp, Sir", bringe ich mehr als entschlossen hervor und führe meine rechte Hand hinauf zur meiner Brust. Meine Handfläche berührt dabei einen der Schattenopale meiner Uniform und erinnert mich schmerzhaft daran, dass die mir wichtigste Person fehlt.
General Sekurion sieht nicht sonderlich überrascht aus. Ganz im Gegenteil, er wirkt relativ gefasst. Ganz anders, als die anderen, die mich mit offenen Mündern anstarren.
„Sind sie sich sicher, Miss Akela? General Kalen sowie auch sein Trupp stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Sind sie bereit die Sorgen, die Anstrengungen als auch die Freuden des Trupps zu teilen?", hakt er skeptisch nach und hebt dabei eine Braue. Sein Gesichtsausdruck ist unleserlich. Wie üblich verbirgt er seine wahren Gedanken hinter seiner aufgesetzten Fassade, doch das scheint mir ein notwendiges Übel in einer Position, wie der seinen zu sein. Blind vor Wut hatte ich seine enorme Stärke nicht erkannt, als er Alastair hat abführen lassen. Doch genau jetzt, in genau diesem Moment sehe ich erst, wie überaus fähig er ist. Wenn einer im Stande dazu ist den schwarzen Ring anzuführen, dann ist er es.
Erleichterung macht sich in mir breit.
Unter jemandem wie ihm diene ich gern. Ich möchte meine Leistungen nicht nur Alastair zur Verfügung stellen, sondern auch General Sekurion.
„Ja, ich bin mir sicher, Sir. Ich bleibe bei meiner Entscheidung", entgegne ich ihm mit einem Lächeln im Gesicht.
Alastair, ich entscheide mich für dich. Ich würde mich immer für dich entscheiden. Egal was noch kommen mag, ich werde an deiner Seite kämpfen.

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