- Kapitel 95 -

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Schweigend verlassen wir das Hauptquartier des schwarzen Rings. Hier und da gratulieren mir einige der Ordensmitglieder, die meinen Sieg ebenfalls mitverfolgt haben.
Ich staune nicht schlecht, als ich auch vor genau dem Ordensmitglied stehe, der meine Anmeldung entgegen nahm. Kopfschüttelnd kommt er auf mich zu.
„Ich gratuliere ihnen, Miss Akela. Wer hätte gedacht, dass..Ich möchte mich für mein garstiges Verhalten während des Anmeldeprozesses entschuldigen", meint er und streckt mir seine Hand entgegen. Überrumpelt nehme ich seine Geste an und setze ein freundliches Grinsen auf.
„Schon in Ordnung. Sie waren sicherlich gestresst aufgrund des enormen Anstrums. Da können einem schon die Nerven durchgehen", entgegne ich aufgesetzt freundlich und sehe seine Anspannung abfallen.
„In der Tat. Nun, ich wünsche eine angenehme Reise", verabschiedet er sich, ehe auch Salem und ich unseren Weg fortsetzen.
„Was für eine Pestbeule..Kein Wunder, dass man ihn jedes Jahr mit den Anmeldungen betraut", murmelt Salem, der seine Hände um seinen Nacken schlingt. „Naja, wer schon vor dem Kerl kuscht hat beim Duell sowieso schon verloren", erklärt er lachend, woraufhin er auch mir ein leises Lachen entlockt. „Hat er deine Anmeldung damals denn auch entgegengenommen?", hake ich lachend nach und ernte bestätigendes Nicken seinerseits.
„Ja und eine Beleidung meine Haarfarbe betreffend gab es auch noch dazu", meint er schmunzelnd, woraufhin ich die Augen aufreiße und lauthals loslache.
„Sag mal Salem, wie lange bist du schon Teil des schwarzen Rings?", frage ich nun interessiert während er zu mir herab sieht.
„Lass mich überlegen..das müssten acht Jahre sein. Ich habe das Duell vor acht Jahren gewonnen. Seither kam lediglich Dewi hinzu", spricht er seine Gedanken laut aus und starrt dabei in die Ferne. „General Kalen war aber nicht sein Bindungspartner, richtig? Ich habe gehört, dass er ohne die Hilfe eines Generals gewann", äußere ich mein Halbwissen. „Das ist richtig. Dewi hat sich für General Kalens Trupp entschieden, da er keinen Bindungspartner hatte. Du bist seit einer gefühlten Ewigkeit die Erste, die das Duell mit ihm als Bindungspartner gewonnen hat. Naja, zumindest größtenteils", fügt er lachend hinzu.
„Dann bist du relativ früh hier angetreten, oder?", spreche ich meine Gedanken laut aus, woraufhin er erneut nickt.
„In der Tat. Im selben Jahr der Artefaktverleihung habe ich mich für das Duell gemeldet", erklärt er, was mir den Mund aufklappen lässt.
„Du warst achtzehn, als du hier gewonnen hast?", entkommt es mir überrascht.
„Ja, genau", meint er und sieht mir grinsend entgegen.
„Was soll ich sagen? Ich war jung und voller Energie", fügt er lachend hinzu, woraufhin ich ihm gegen die Schulter boxe.
„Du bist erst sechsundzwanzig, das ist noch nicht das Alter, um so daherzureden", rüge ich ihn spaßeshalber.
Haben denn alle in Alastairs Trupp solch einen Alterskomplex, frage ich mich kopfschüttelnd, ehe er weiterspricht.

„Ehrlich gesagt wusste ich einfach nichts besseres mit mir anzufangen. Ich habe drei ältere Brüder, somit komme ich als Familienoberhaupt ohnehin nicht in Frage. In die Bürokratie hat es mich nie hingezogen, das ist eher etwas für meine Brüder. Ich bin der Einzige, der sich fürs Kämpfen interessiert hat, also fiel mir die Entscheidung damals nicht schwer", fährt er gedankenverloren fort, während ich staunend lausche.
„Deine Brüder arbeiten also für die königliche Familie?", hake ich nach, während er nickt.
„Einer ist in der Verwaltung tätig, während der andere für die Versorgung zuständig ist", erklärt er, woraufhin ich anerkennend die Brauen hebe.
„Deine Familie scheint wohl sehr vielfältig begabt zu sein", meine ich nun lächelnd während er mit den Augen rollt.
„Glaub mir mit diesen peniblen Säcken aufzuwachsen war wirklich vielfältig anstrengend", entgegnet er lachend, ehe er das Thema wechselt.

„Was ist mit dir? Ich habe gehört, dass du noch eine Schwester hast. Sie hat ebenfalls am Duell teilgenommen, nicht wahr?", fragt er neugierig, woraufhin ich nicke.
„Ja, das ist richtig. Eliana ist eine Energiemagierin und ist eine Bindung mit General Amaya eingegangen", erkläre ich sachlich, woraufhin er nachdenklich die Brauen hebt.
„Dann muss einer deiner Elternteile wohl ein Energiemagier sein", meint er, während ich bereits zur Antwort ansetzen möchte, jedoch von ihm unterbrochen werde.
„Halt warte! Sag nichts, es ist deine Mutter, richtig? Dein Vater ist ein Feuermagier", versucht er sein Glück und schaut bedröppelt drein, als ich verneinend den Kopf schüttle.
„Keiner aus meiner Familie ist ein Feuermagier. Ich bin die Einzige, die diese Magierklasse belegt", korrigiere ich ihn, woraufhin er überrascht den Mund öffnet.
„Das ist unmöglich. Irgendjemand deiner Blutlinie muss ein Feuermagier gewesen sein, andernfalls könntest du diese Klasse nicht belegen. Möglicherweise belegt deine Mutter eine abgewandelte Klasse des Feuers?", hakt er nach, doch wieder schüttle ich ausdruckslos den Kopf.
„Meine Mutter besitzt keine magischen Kräfte. Sie ist ein normaler Mensch. Auch ihre Vorfahren besaßen nie magische Kräfte. Es ist ausgeschlossen, dass ich meine Kräfte mütterlicherseits geerbt habe. Die Blutlinie meines Vaters hingegen brachte ausnahmslos Energiemagier hervor", erkläre ich, woraufhin Salem verdutzt stehen bleibt.
„Aber das ist nicht möglich, Ember. Du bist eindeutig eine Feuermagierin. Das spüre und sehe ich. Deine flammende Aura ist unübersehbar. Es muss in deiner Blutlinie einfach mindestens einen sehr starken Feuermagier gegeben haben. Naturelemente in ihrer Reinform, also Wasser, Wind, Erde und Feuer als solches, werden nicht zufällig zugewiesen. Man kann sie auch nicht erlernen. Diese Elemente müssen angeboren sein", erläutert er, woraufhin ich ebenfalls stoppe und nachdenklich nach hinten blicke.
„Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht..", murmle ich abwesend, woraufhin Salem erschrocken das Gesicht verzieht.
„Nun..das ist eigentlich auch nicht weiter wichtig. Sicherlich hat dein werter Vater nur vergessen das zu erwähnen. Vielleicht liegt es auch einfach zu weit zurück und er weiß es selbst nicht, wer weiß das schon", haspelt er mit beschwichtigenden Handbewegungen, mit mäßigem Erfolg.

Jetzt wo er es erwähnt, muss ich zugeben, dass er durchaus recht hat.
Wieso habe ich mich eigentlich noch nie damit befasst?
Es ist tatsächlich unmöglich, wenn man es nüchtern betrachtet.
„Nun zieh nicht so ein Gesicht. Ich wollte dir die Laune an diesem glorreichen Tag nicht verderben. Mach dir keinen Kopf darüber. Tatsache ist, dass du unglaublich stark bist. Magierklasse hin oder her. Du hast das Duell gewonnen. Genieße diesen Tag in vollen Zügen", meint er nun während er mir behutsam auf die Schulter klopft. Lächelnd nicke ich ihm zu.
„Ja, du hast recht. Bitte mach dir keine Sorgen, du hast mir die Laune nicht verdorben, keineswegs. Du bist mitunter ein Grund für meine Freude", entgegne ich breit grinsend, während sich seine Augen ein Stück weiten, ehe sich eine dezente Röte auf seinen Wangenknochen bildet.
„Nun..also..das freut mich zu hören!", meint er lachend ehe er voranschreitet.
„Kommst du? Es ist nicht mehr weit bis zum Marktplatz", ruft er mir zu, ehe auch ich mich in Bewegung setze.
Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass er mir die Laune nicht verdorben hat, dennoch werde ich unser Gespräch im Hinterkopf behalten.
Vielleicht weiß Meister Tarik ja etwas mehr darüber?

Blind FireWhere stories live. Discover now