- Kapitel 24 -

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Zerstreut und noch immer etwas überwältigt stehe ich nun vor dem kleinen Wandspiegel im Badezimmer, welches an mein geräumiges Quartier angrenzt.
Nachdem der Bindungsprozess zwischen General Kalen und mir abgeschlossen war fand ich mich im nächsten Moment in diesem kleinen Raum wieder. Wundern tut es mich nicht, schließlich erwähnte Kalen, dass die Zeit drängte und General Sekurion erklärte bereits vor Beginn des Duells, dass wir in Quartieren untergebracht werden würden.
Ich hatte nicht viel erwartet, doch das Zimmer ist tatsächlich recht spärlich. Es liefert gerade genügend Platz für ein Bett, einen kleinen rechteckigen Tisch und einen ebenfalls klein gehaltenen Kleiderschrank. Genauer habe ich mich noch nicht umgesehen, da ich mich zunächst einmal frisch machen wollte. Die erste Etappe hatte mir schließlich einiges abverlangt. Von oben bis unten in Dreck, Schweiß und Blut gehüllt bin ich ins Badezimmer marschiert, wo ich letztlich einen Blick in den Spiegel erhaschen konnte.

Mit verengten Augen betrachte ich mein Gesicht und kratze mir die vertrockneten Blutspuren von der Haut. Die Druckwellen haben mich einiges an Blut gekostet wenn ich so darüber nachdenke. Auch der Rest meines Körpers ist nicht ganz ohne Blessuren davongekommen. Überall zeichnen sich Schrammen und Schürfwunden ab. Ganz zu schweigen von meiner Uniform, die nicht einmal nach dem härtesten Training mit Meister Tarik so verwüstet und zerrupft aussah. Das wieder in Ordnung zu bringen wird mich einiges an Arbeit kosten, denke ich genervt und wünsche mir im Moment, dass ich bei Meister Tariks Hauswirtschaftsstunden besser zugehört hätte.

Ich seufze gereizt und fahre mir durch die Haare. Dabei erhasche ich einen weiteren Blick auf mein Spiegelbild.
Das kleine Siegel, welches mein rechtes Auge ziert, funkelt mich regelrecht an. Ich lehne mich weiter nach vorn, um besser zu erkennen, was es eigentlich abbildet. Ich weiß, dass General Kalens Wappen eine Katze beinhaltet, doch wie genau es aussieht weiß ich nicht. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich tatsächlich die eben genannte schwarze Katze. Sie besitzt kleine gelb strahlende Augen und ist sitzend, mit undurchschaubarem Blick abgebildet. Im Hintergrund sind silbern glitzernde dünne Fäden zu erahnen, die sich elegant um das Tier schlängeln.

Staunend ertappe ich mich dabei, wie ich meinen Blick nahezu nicht von dem kleinen Siegel nehmen kann. Ich erinnere mich daran, wie ich das gleiche Symbol in General Kalens rechtem Auge sah und mir beinahe die Kinnlade ins Bodenlose fiel. Genervt schlage ich mir meine Handfläche gegen die Stirn. Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Ich konnte meine Reaktion beinahe nicht mehr rechtzeitig unter Kontrolle bringen.

Vermutlich liegt es an Kalen. Noch nie stand ich einem so bedeutenden Magier gegenüber. Zusätzlich dazu hat er eine seltsame Art an sich. Sie bringt mich durcheinander. Es fällt mir schwer ihn einzuschätzen, da weder seine Körpersprache, noch seine Schwingungen oder sein Puls irgendwelche aufschlussreiche Informationen vermitteln. Alles, was ich tun kann, ist sein Wort auf die Goldwaage zu legen und ihm zu vertrauen, doch irgendetwas an ihm lässt bei mir die Alarmglocken klingeln. Ich kann es nicht recht in Worte fassen, doch allein seine Aura ist überwältigend.

Sein Scharfsinn ist ebenfalls beeindruckend. Noch nie ist mir jemand auf die Schliche gekommen, als ich die Impulstechnik anwendete. Er muss mich sehr genau beobachtet haben. Abgesehen davon werde ich das Gefühl nicht los, dass er bereits weiß, dass ich tatsächlich sehen kann. Allerdings glaube ich nicht, dass er weiß, wie ich das anstelle. Es wird äußerst schwer werden meine Geheimnisse vor ihm zu bewahren, das steht fest.

Seufzend schüttle ich den Kopf und beginne damit mich aus meiner verdreckten Uniform zu schälen, um sie zu waschen bevor ich mich an die Reparaturen setze.

Was sollte eigentlich dieser Kosename? Er überragt mich um eineinhalb Köpfe, das mag sein, doch mich allein aufgrund dieser Tatsache „Kleine" zu nennen finde ich etwas überheblich.
Ein plötzliches Rauschen lässt mich in meiner Bewegung innehalten und aufmerksam meine Ohren spitzen.

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