- Kapitel 147 -

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Die drei kauern hinter einem Gebüsch nahe der Grenze, welches das Gebiet der Kestrels von dem der Konoda trennt. Sie beobachten die Wachposten und gehen ihre Möglichkeiten durch.
„Das wird nichts. Da kommen wir nicht ungesehen rein. Die haben Wachen an jedem erdenklichen Eingang positioniert", flüstert Midan mit zusammengezogenen Brauen.
„Du bist doch ein dunkler Magier. Du kannst dich in den Schatten bewegen. Warten wir bis die Sonne untergeht", kontert Eliana und fixiert dabei einige Bäume in der Nähe der äußersten Häuserreihe.
„Und wie willst du hineingelangen? Soweit ich weiß können Energiemagier sich noch nicht durch Schatten bewegen", blafft Midan energisch, doch die Blondine hebt nur ihre Hand. „Ich werde mir etwas einfallen lassen. Ihr beiden kümmert euch einfach darum ungesehen hineinzukommen", meint sie, während Moran an ihrem Ärmel zupft.
„Eliana..was machst du wenn du entdeckt wirst?", stammelt er und sieht ihr besorgt entgegen. Sie hingegen setzt ein seichtes Lächeln auf und streicht ihm über die Haare.
„Na was schon? Ich werde sie alle vernichten. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich schaffe das schon. Sollte die Situation eskalieren dann schnapp deinen Bruder und verschwindet von hier, verstanden?", entgegnet sie und sieht ihn stur den Kopf schütteln.
„Wir werden dich doch nicht hier lassen", wirft Midan genervt ein.
„Genau! Wir werden dich mitnehmen", ergänzt Moran, woraufhin Eliana ergeben seufzt.
„Macht was ihr wollt, doch lasst euch unter keinen Umständen erwischen. Sollten die Konoda euch hier sehen..", haucht sie und ballt ihre Fäuste.
„Schon klar..Sie würden die Kestrels von der Landschaft fegen", beendet Midan, weshalb Eliana stumm nickt.
„Das wichtigste für euch beiden ist also unter allen Umständen unerkannt zu bleiben. Habt ihr verstanden? Es ist völlig egal was mit mir oder Setto geschieht. Ihr bleibt im Schatten. Es darf keine Verbindung zu eurem Clan bestehen", befiehlt die Energiemagierin und erntet ergebenes Seufzen.
„Warten wir es einfach ab. Wir werden schon einen Weg finden, wie wir hier alle wieder heil raus kommen", entgegnet Midan und schiebt ein paar Zweige zur Seite.

Moran döst an einen Baumstamm gelehnt, während die Nachmittagssonne durch die Baumwipfel dringt. Eliana sowie Midan haben stets ein wachsames Auge auf die Wachposten, die sich seit der letzten Ablöse nicht bewegt haben.
„Darf ich dich etwas fragen?", durchbricht Midan plötzlich die Stille, ehe Eliana sich ebenfalls zurücklehnt.
„Sicher", seufzt sie und sieht ihm wartend entgegen.
„Was wird mit dir geschehen, sobald du wieder zu Hause bist?", fragt er, woraufhin Eliana ruhig die Augen schließt.
„Ich weiß es nicht. Bisher weiß womöglich nur Ember über meine Schandtat Bescheid. Ob sie es unseren Eltern verraten hat weiß ich nicht. Mittlerweile sollte wahrscheinlich auch bekannt sein, dass ich bezüglich meines Aufenthaltsortes gelogen habe", gesteht sie und fixiert einen Punkt auf dem Boden.
„Was hast du vor sollte es dennoch bekannt sein?", hakt er weiter nach.
„Ich werde jede Strafe akzeptieren. Selbst wenn Ember stillschweigen bewahrt hat. Ich werde meinen Platz als Familienoberhaupt abtreten und mich den Konsequenzen stellen. Viel zu lange habe ich mich davor gedrückt. Schließlich bin ich an all dem hier Schuld. Ich trage die alleinige Verantwortung dafür", entgegnet sie und streicht dem Schattenpanther sachte über den Rücken.
„Was wenn sie dich einsperren? Möchtest du den Rest deines Lebens im Kerker verbringen?", entkommt es Midan aufgebracht.
„Wenn das mein Schicksal ist werde ich es annehmen", kontert Eliana kühl und hat den Blick dabei noch immer auf ihren Panther gerichtet.
„Sei doch nicht dumm. Du bist im Königreich Trios. Bringe deiner Schwester den Feuerfuchs und komm zurück. Du bist immer willkommen im Clan der Kestrels. Das waren doch die Worte des Ältesten, nicht wahr?", schlägt er vor, was die Blondine seufzen lässt.
„Auf die Weise wäre ich zwar frei, doch..ich hätte mich wieder einmal den Konsequenzen entzogen. Es ist an der Zeit für mich, nicht mehr davonzulaufen. Ich muss mich der Verantwortung stellen. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, Midan. Ich bin noch lange nicht an dem Punkt angelangt, an dem ich sein will. Ember wird mir vermutlich niemals verzeihen können..doch ich möchte ihr zumindest zeigen, dass es mir aufrichtig leid tut. Dafür nehme ich jede Strafe in Kauf", erklärt sie und hört den Blauhaarigen seufzen.
„Ich verstehe dich..glaube mir, das tue ich wirklich. Ist es denn nicht Strafe genug mit deinem Gewissen zu leben? Deinen Rang aufzugeben? Deine Familie zu verlassen? Ich bin mir sicher, dass auch Ember das so sehen wird. Ich bitte dich..überlege es dir wenigstens. Hier bei uns könntest du in Ruhe leben. Du könntest den Schattenkämpfern beitreten und die Siedlung beschützen. Damit würdest du deine Schuld doch wiedergutmachen. Dein Leben Tag für Tag aufs Spiel zu setzen ist doch genug. Was nützt es wenn du im Kerker verrottest? Davon hätte keiner etwas", kontert er und schlägt genervt auf den Waldboden. Eliana hingegen schmunzelt, als sie seine Worte hört.
„Machst du dir etwa Sorgen um mich?", triezt sie und erntet einen wütenden Blick.
„Überspanne den Bogen nicht", zischt er, woraufhin Eliana leise auflacht.
„Sei beruhigt. Ich werde die Strafe in Würde entgegennehmen. Sollte ich in den Kerkern landen, so werde ich auch das akzeptieren. Ob es nun einen Nutzen hat oder nicht. Es steht mir einfach nicht zu selbst darüber zu entscheiden. Nicht nach all dem, was ich getan habe", haucht sie, während ihr Panther den Kopf hebt und ihr schnurrend die Hand ableckt. „Alles worum ich dich bitte ist gut für diese Riesenkatze hier zu sorgen. Sollte ich tatsächlich weggesperrt werden, werde ich ihn zu dir schicken. In einer Siedlung bestehend aus dunklen Magiern ist er am besten aufgehoben. Er wird euch von Nutzen sein..ganz sicher", entgegnet sie und sieht ihn die Augen aufreißen.
„Ich könnte ihn niemand anderem anvertrauen, als dir", fügt sie leise hinzu und wischt sich eine Träne aus den Augen.
„Eliana..", haucht Midan erschrocken und springt hastig auf. Er kniet sich vor sie und umgreift ihre Hände.
„Rede keinen Unsinn. Ihr beiden werdet nicht getrennt. Du wirst nicht im Kerker landen. Entweder kommt ihr beide oder keiner", entgegnet er mit Nachdruck, woraufhin Eliana überrumpelt die Brauen hebt, ehe sie niedergeschlagen zu Boden starrt.
„Bitte..Midan. Kümmere dich um den Panther sollte ich es nicht mehr tun können..das ist alles, worum ich dich bitte. Versprich es mir, sowie ich dir versprach deinen Bruder zu schützen", kontert die Blondine und sieht ihm ernst ins Gesicht. Unfähig etwas zu erwidern öffnet Midan seinen Mund einen Spalt weit, ehe er leise seufzt. „Ich verspreche es dir", murmelt er ergeben.

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