- Kapitel 139 -

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Eliana POV

Ihr Herz droht ihr aus der Brust zu springen, während sie sich noch immer gegen die Hauswand presst.
„Verwische unsere Spuren!", weist sie den Panther flüsternd an, der mit glühend grünen Augen einen Zauber wirkt. Erleichterung macht sich breit. So kann ihre Schwester die beiden nicht ausfindig machen. Selbst mit ihrer Fähigkeit Magieflüsse zu sehen ist es einfach unmöglich. Selbst für Ember. Dafür hat sie sich weit genug von ihr entfernt, da ist sie sich sicher. Die Spannung fällt dennoch nicht ab, sie steigt nur noch weiter an, als die Brünette sich in der Gasse umsieht. Elianas Hirn läuft auf Hochtouren, während sie sich immer weiter in Richtung der Holzkisten begibt, die am Hintereingang eines der Häuser stehen. Sie kauert sich betend dahinter und drückt den Panther fest an sich. Sie kann Embers Schritte deutlich hören. Der Sand knirscht unter ihren Füßen, was sie schier die Kontrolle verlieren lässt. Immer wieder wandert ihr Blick um die Ecke. Plötzlich springt ihr der schwarze Umhang des blauhaarigen Magiers ins Auge, der sich an einen der Holzbalken unter dem Dach des Hauses gegenüber lehnt. Grinsend beobachtet er die Szene und scheint sich die Situation zusammenzureimen. Immer wieder huscht auch sein Blick zu Ember, ehe er Elianas flehenden Blick trifft. Sie faltet ihre Hände und senkt den Kopf. Es ist eine unmissverständliche Bitte. Das sieht selbst der Flüchtige.

„Ember, was hast du denn? Wieso läufst du einfach davon?", erklingt plötzlich die Stimme des Blondschopfs, der bereits während des Duells an Embers Seite gewesen ist.
Wie war sein Name noch gleich?
Angestrengt denkt die Energiemagierin nach, doch es will ihr einfach nicht einfallen.
„Ich dachte nur..ich glaube ich habe..", murmelt die Feuermagierin nachdenklich und kniet sich auf den sandigen Boden. „Verdammt der Sand stört meine Impulstechnik", zetert sie und erhebt sich erneut.
„Was ist denn los?", erklingt nun die Stimme des breitgebauten Eismagiers. An ihn kann Eliana sich am besten erinnern, da er tatsächlich einiges auf dem Kasten hat.
„Ich dachte meine Schwester gesehen zu haben", erklärt Ember nun, woraufhin Eliana scharf die Luft einzieht.
„Was?! Machst du Witze? Wieso sollte sie denn hier sein?", entkommt es dem Blondschopf lachend, der die Arme vor der Brust verschränkt. „Die sitzt doch ganz bestimmt mit einem Glas Wein in eurem Anwesen und lacht sich ins Fäustchen", fügt er hinzu, was der Energiemagierin einen wütenden Ausdruck beschert. Wie schön es wäre wenn er recht hätte, denkt sie sich mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich gebe Kayrian recht. Was sollte Eliana hier wollen? Du hast dich sicher geirrt", pflichtet der braunhaarige Magier dem Blondschopf bei, was Eliana ausatmen lässt.

Midan hingegen hebt interessiert die Brauen. Er versteht zwar nicht ganz, was hier vor sich geht, doch er beschließt sich einen Spaß zu erlauben. Mit einem Mal springt er durch die Schatten und kommt direkt vor Eliana zum Stehen. Mit aufmüpfigem Grinsen sieht er auf sie herab, während sie die Brauen zusammenzieht.
„Hat da etwa jemand Angst vor den Magiern des schwarzen Rings?", triezt er gekonnt und kniet sich vor die Blondine. Diese fletscht die Zähne und möchte ihm am liebsten an die Gurgel springen, doch sie hält sich zurück.
„Ich habe keine Angst", entgegnet sie flüsternd und späht erneut um die Ecke.
„Ach nein? Weshalb dann das Versteckspiel?", hakt er provokant lächelnd nach und beugt sich noch ein Stück näher zu ihr hinab.
„Du verstehst das nicht. Meine Schwester darf mich nicht finden. Bitte..", haucht sie flehend, woraufhin Midan die Brauen hebt.
„Deine Schwester?! Sind sie etwa deinetwegen hier?", bohrt er weiter nach, woraufhin Eliana den Kopf schüttelt.
„Mit Sicherheit nicht..ich weiß nicht wieso sie auf einmal hier ist..Sie sollte doch im Quartier sein", stammelt sie und rauft sich die Haare. Die drei Magier des schwarzen Rings kommen immer näher, während Eliana die Möglichkeiten ausgehen. „Verdammt..", murrt sie und sieht sich hilfesuchend nach einem Ausweg um. Midan schielt um die Ecke und verfolgt Elianas Nervenzusammenbruch.
„Du kannst dich doch in Luft auflösen! Hilf mir, bitte!", fleht sie, da der Blauhaarige ihr einziger Ausweg zu sein scheint. Ein schelmisches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen während Ember immer näher rückt.
„Was erhalte ich als Gegenleistung?", triezt er und stützt sich bereits mit einer Hand auf den Kisten hinter ihr ab.
„Du..du bekommst deinen Umhang zurück!", bietet die Blondine aufgeregt, nimmt den Stoff demonstrativ in die Hand und späht ebenfalls um die Ecke.
„So kommen wir aber nicht ins Geschäft", kontert er, was Eliana wütend quittiert.
„Was willst du denn?", hakt sie forsch nach, während Embers Schritte immer lauter werden. „Du hörst auf mich zu verfolgen und lässt mich in Ruhe. Wir sehen uns nie wieder und jeder geht seiner Wege", unterbreitet er ihr seine Forderung, die Eliana vehement verneint.
„Das geht nicht..", knirscht sie, woraufhin Midan den Blick senkt, gespielt seufzt und sie wieder einmal nicht erklären lässt, was sie eigentlich von ihm möchte.
„Tja..dann sieh zu wie du klar kommst", meint er und will bereits aufstehen, als Eliana ihn am Kragen packt. Sie zieht ihn nah zu sich und bohrt ihren Blick direkt durch seine Seele.
„Du wolltest mir die ganze Zeit über nicht zuhören, dabei wollte ich dich lediglich etwas fragen. Das ist alles deine Schuld also hilf mir gefälligst", zischt sie bedrohlich, woraufhin Midan erschrocken die Augen weitet.
„Erst stiehlst du meinen Umhang, dann verfolgst du mich bis über die Landesgrenze hinweg und nun bittest du mich so um Hilfe?", spottet er, während Ember nur noch zwei Meter von ihnen entfernt ist.
„Sollte das nicht mehr als genug sein, um dir zu zeigen, dass es mir wirklich wichtig ist mit dir zu sprechen?", kontert Eliana, woraufhin Midan ihr stumm entgegenstarrt und wortlos seine Magie wirken lässt.
„Ember! Komm schon wir haben noch einen weiten Weg bis in die Hauptstadt! Wir dürfen keine Zeit verlieren. Hast du schon vergessen was General Sekurion gesagt hat?", ruft der Blondschopf ihrer Schwester zu, woraufhin sie stehen bleibt.
„Ja doch..ich möchte nur sichergehen..ich könnte schwören, dass es ihr Magiefluss gewesen ist", entgegnet die Feuermagierin, während Midan und Eliana zusammengekauert hinter den Kisten sitzen und den Atem anhalten.
„Wie oft noch? Das war garantiert nicht deine Schwester. Was sollte sie hier denn schon wollen?", kontert der Magier mit verschränkten Armen vor der Brust.
„Ich weiß es nicht..das würde ich sie gern selbst fragen wenn ich sie finde", entgegnet Ember nachdenklich und sieht sich prüfend um. Sie schließt die Lücke und späht hinter die Kisten. Elianas Herz bleibt für einen Augenblick stehen, während sie Ember direkt in die Augen sieht und Midan sicherheitshalber ihre Hand auf den Mund presst. Dieser sieht ihr wütend entgegen, rührt sich jedoch nicht.
„Ember..ich bitte dich..Kayrian hat recht", erklingt die Stimme des Eismagiers erneut, woraufhin die Feuermagierin auf dem Absatz kehrt macht. Erleichtert atmet Eliana aus und spürt wie die Spannung fällt. „Ja doch..ich komme schon", murrt Ember und entfernt sich immer weiter.

Als sie außer Hörweite sind stößt Eliana ein erleichtertes Seufzen aus.
„Der Königsfamilie sei Dank!", japst sie und lässt von dem Blauhaarigen ab, der sich augenblicklich aus ihrem Griff befreit.
„Der Königsfamilie sei Dank? Ich schätze dein Dank gebührt eher mir", murrt er und fährt sich angewidert über den Mund.
„Wie auch immer..hab vielen Dank. Ich schulde dir etwas", entgegnet sie und richtet sich auf. „Ach, tatsächlich? Du würdest mir einen Gefallen tun wenn du mich ab jetzt in Ruhe lassen würdest", nutzt er die Gelegenheit sofort, woraufhin Eliana die Augen verdreht.
„Wirst du mich jetzt wenigstens anhören bevor sich unsere Wege trennen?", hakt sie nach und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Midan seufzt ergeben und lässt sich auf den Boden plumpsen.
„Ich bin ganz Ohr", murrt er und stützt seinen Kopf genervt auf einer Hand ab. Eliana wischt sich den Dreck von der Uniform und wirft ihm einen Blick von oben herab zu.
„Ich mache es kurz, da du anscheinend ein vielbeschäftigter Mann bist", spottet sie, woraufhin Midan empört schnaubt. „An jenem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind..was hat sich da in dem weißen Sack über deinen Schultern befunden?", kommt sie schlagartig zum Punkt und erntet einen verwirrten Gesichtsausdruck seitens des Magiers. „Wieso willst du das wissen?", hakt er nach. „Beantworte mir die Frage. Das ist alles, was ich wissen will", kontert die Energiemagierin eisern und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Das Geburtstagsgeschenk meines Bruders", entgegnet er mit erhobener Braue, woraufhin Eliana skeptisch das Gesicht verzieht.
„Was genau?", bohrt sie nach.
„Wieso interessiert dich das?", stellt er ihr die Gegenfrage, woraufhin Eliana wütend schnaubt. „Ich muss es wissen!", zischt sie aufgebracht und beugt sich bedrohlich zu ihm hinab.
„Ich habe meinem Bruder ein Haustier gekauft!", entgegnet Midan ebenfalls zornig und springt vom Boden auf.
„Um was für ein Tier handelt es sich?", hakt Eliana weiter nach, was Midan skeptisch die Augen verengen lässt, während er eisern schweigt. „Es war ein Fuchs, nicht wahr? Du hast ihn von dem alten Händler dessen Stand gegenüber des Blumenladens stand", konkretisiert Eliana, was den Magier erstaunt die Brauen heben lässt. „Ich habe tatsächlich recht..", fügt sie schockiert hinzu und lehnt sich gegen die Kisten hinter ihr. „Wo ist er? Wo hast du ihn hingebracht?", bombardiert sie ihn mit Fragen. „Ich sagte bereits, dass er ein Geschenk für meinen Bruder ist", zischt Midan genervt, doch Eliana lässt sich nicht abschütteln.
„Du hast ja keine Ahnung! Dieser Fuchs heißt Setto und gehört meiner Schwester. Er wurde entführt und einfach an dich verkauft. Möchtest du deinem Bruder wirklich Diebesgut schenken?", setzt sie ihm die Pistole auf die Brust.
„Pfft, woher willst du das wissen? Der Händler wirkte kompetent auf mich und ich habe den Fuchs anständig erworben", kontert er, was ihr einen schuldbewussten Ausdruck eintreibt.
„Ich weiß es weil..ich diejenige war, die Setto entführt und dem Händler übergeben hat", offenbart sie mit eisigem Unterton. Verwirrt starrt er ihr entgegen, während Eliana einen Punkt auf dem Boden fixiert.
„Wenn du es gewesen sein sollst, wieso machst du dir nun also die Mühe um ihn zurückzuholen?", fragt er verwirrt, da er nicht verstehen kann, was in diesem Mädchen vorgeht.
„Ich-", beginnt sie zu erklären, als plötzlich ein junger Mann aus den Schatten neben ihnen auftaucht. Schwer atmend sieht er zu Midan und ringt nach Worten.
„Die Siedlung..ein Angriff der Konoda!", stammelt er vor sich hin, woraufhin der Blauhaarige seine Augen zusammenkneift und Eliana verwirrt zwischen den beiden hersieht.

Blind FireWhere stories live. Discover now