- Kapitel 125 -

1.1K 122 2
                                    

In der Küche angekommen werde ich staunend von einigen Augenpaaren gemustert, ehe sich die Bediensteten eilig verneigen.
„Lady Ember, willkommen zurück", richten sie ihr Wort synchron an mich, woraufhin auch ich mich dezent verbeuge.
„Vielen Dank. Es hat mich sehr gefreut die Kochkünste des Hauses nach langer Zeit wieder einmal zu genießen", meine ich, woraufhin leises Gemurmel und Gekicher ausbricht.
„Wie können wir euch behilflich sein? Wünscht ihr einen Nachschlag?", entkommt es der Küchenchefin fragend, woraufhin ich verneinend den Kopf schüttle.
„Ich bin hier, um meiner Schwester ihr Abendessen zu bringen", erkläre ich und werde von einigen Mädchen skeptisch beäugt.
Ich kenne sie.
Soweit ich mich recht erinnern kann sind das Elianas persönlich bereitgestellte Dienstmädchen.
„Ihr müsst euch diese Mühe doch nicht machen, Milady. Wir wären überaus erfreut, das an eurer Stelle zu erledigen", meint nun eines der Dienstmädchen, die mich misstrauisch mustern, doch so leicht lasse ich mich auch hier nicht abspeisen.
„Ihr arbeitet so hart. Bitte, genehmigt euch eine kleine Pause und lasst mich etwas Nettes für meine Schwester tun", kontere ich und setze mein einstudiertes Lächeln auf, was sie augenblicklich verstummen lässt. Wiederwillig nicken sie und verneigen sich, während sie ein „Zu gütig, Milady", murmeln.

Mit einem Tablett und einem Glas Wasser bewaffnet balanciere ich die Stufen hinauf, während Setto mir neugierig folgt.
„Mach dich schon einmal auf den Hausdrachen gefasst..", flüstere ich ihm grinsend zu und bleibe vor Vaters Arbeitszimmer stehen. Ein dumpfes „Herein" ertönt, nachdem ich an die Tür klopfe. Ohne zu zögern umfasse ich den Türknauf und trete ein.
„Sieh einer an..das verhätschelte Nesthäkchen ist zurückgekehrt", erklingt ihre Stimme eisig, während ich Schwierigkeiten damit habe sie bei all den Büchern und Akten auf ihrem Tisch zu entdecken. Ich ziehe schmunzelnd eine Braue in die Höhe und verlagere mein Gewicht von einem auf das andere Bein.
„Es freut mich auch dich wiederzusehen", kontere ich und schreite weiter auf den Tisch zu. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und wollte nach dir sehen, nachdem du das Abendessen versäumt hast. Daher habe ich dir deine Portion gebracht", füge ich hinzu, schiebe einige Bücher beiseite und lasse das Tablett auf den Tisch gleiten. Ihr blonder Schopf kommt zum Vorschein als sie sich auch schon seufzend zurück in den Stuhl fallen lässt.
„Du bist besorgt um mich? Was haben sie dir denn erzählt? Das ich dem Tode geweiht bin?", spottet sie mit fiesem Grinsen auf den Lippen, woraufhin ich die Augen verdrehe und mich mit verschränkten Armen gegen den Tisch lehne. „Darf ich mir denn keine Sorgen um meine Schwester machen, wenn sie nichts zu Abend isst weil sie in Arbeit ertrinkt?", kontere ich gespielt theatralisch und sehe sie spottend seufzen.
„Pah, das haben sie dir also eingeredet. Kein schlechter Zug", lacht sie und faltet ihre Hände auf der Tischplatte. „Scheinbar sind sie genauso gute Lügner, wie du", fügt sie spitz hinzu, woraufhin ich meine Hand zur Faust balle, mich jedoch zur Vernunft besinne.
Was hatte ich denn anderes erwartet? Möglicherweise konnte ich diese Situation aber auch zu meinen Gunsten nutzen.
„Nun..wir sind eben beide ihre Kinder. Etwas muss ich ja von ihnen vererbt bekommen haben", leite ich das Thema geschickt in die gewünschte Richtung und erhalte kurz darauf auch die Reaktion, die ich mir erhofft hatte. Elianas Gesicht verdunkelt sich, ehe sie schrill auflacht. „Ja natürlich..Bitte verzeih. Das hätte ich beinahe vergessen seit du ja wiedererwartend eine blinde Feuermagierin bist, die überraschenderweise doch sehen kann", blafft sie und hat ihre Arme nun auch vor der Brust verschränkt. Ich hingegen hebe meine Brauen und blicke ihr übertrieben schockiert entgegen.
„Ich war ebenso überrascht, wie du, als ich es erfuhr. Scheinbar muss es einen mächtigen Feuermagier in unserer Blutlinie gegeben haben", plappere ich los, woraufhin Eliana mich augenblicklich stoppt.
„Gab es nicht! Kein einziger unserer Vorfahren besaß deine Magierklasse. Das kannst du mir glauben, schließlich verbringe ich seit Monaten meine Zeit mit nichts anderem, als unserer Familiengeschichte. Es ist also ein Paradoxon", grätscht sie dazwischen.
Also hatte ich doch recht behalten.
Salem meinte damals, dass es sicherlich mindestens einen gegeben haben muss, anders konnte meine Magierklasse nicht zustande kommen. Nachdenklich schwenke ich meinen Blick zur Seite und fasse mir ans Kinn. „Nun..dann muss es ein Wunder sein", entgegne ich lächelnd und stütze mich mit den Händen auf der Tischplatte ab. Eliana sieht mir wütend entgegen und ich kann sehen, dass ihr etwas auf der Zunge liegt. Sie hält sich mit aller Kraft zurück.
„Das-", beginnt sie, wird allerdings von Setto unterbrochen, der plötzlich mit einem Satz auf die Tischplatte gesprungen ist. Ein lauter Schrei entkommt ihr, während sie sich schützend nach hinten lehnt.
„Was um alles in der Welt? Wie kannst du es wagen einen wandelnden Flohzirkus hier rein zu schleppen?!", fährt sie mich hysterisch an, während ich Settos Kopf streichle.
„Darf ich vorstellen, das ist Setto. Und wie mir scheint ist er unerwarteterweise viel erfreuter dich kennenzulernen, als ich dachte", erkläre ich lachend während Eliana sich wieder ein wenig entspannt.
„Wie ich sehe hast du dich ja schon bestens an den Versagerhaufen von Trupp angepasst", zischt sie und rutscht ein Stück zur Seite. Ich ziehe meine Brauen zusammen und mustere sie argwöhnisch.
„Ich habe durch die Arbeit viel über die zwölf Trupps in Erfahrung gebracht und bereits gehört, dass jeder von General Kalens Hündchen ein eigenes Tier besitzt", fügt sie spottend hinzu und wirft sich ihre Wellen über die Schulter.
„Also ich bin lieber ein stolzer Schäferhund an der Front, als ein kleiner Pudel hinter dem Schreibtisch", kontere ich grinsend, woraufhin sie wütend das Gesicht verzieht. Während sie damit beschäftigt ist mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen, mustere ich die Bücher auf ihrem Tisch. Ich muss gestehen, dass Eliana erstaunlich gut informiert ist. Das bedeutet, wenn sie mir nicht verraten will, was ich wissen will, finde ich die Antwort vielleicht in einem dieser Bücher.
Sagte sie nicht, dass hier die Familiengeschichte hinterlegt sei? Vielleicht finde ich so ja zumindest etwas heraus, was mir weiterhelfen könnte. Ich schnappe mir beiläufig eines der Bücher und blättere gedankenverloren durch die Seiten.
„Bist du fertig mit deiner Schimpftirade? Dein Essen wird kalt", unterbreche ich sie, woraufhin sie mir das Buch aus den Händen reißt und mir ernst entgegen blickt.
„Richtig, hättest du also nun die Güte und würdest mich essen lassen? Allein", herrscht sie, weshalb ich abwehrend die Hände hebe und den Kopf schüttle.
„Selbstverständlich, bitte verzeiht, Milady", spotte ich und winke Setto mit einer Handbewegung zu mir, der zunächst noch ein paar Schritte auf Eliana zugeht und ihr mit seiner Schnauze gegen den Oberarm stupst und sich anschließend zu mir bequemt. Verwirrt mustere ich den kleinen Kerl und auch Eliana scheint irritiert zu sein, wischt sich allerdings schnell über den Arm und scheucht uns mit einer Handbewegung hinaus.
„Du scheinst diese Kratzbürste wohl wirklich zu mögen, oder?", murmle ich nachdenklich zu Setto, der entspannt neben mir herläuft. „Du solltest dennoch vorsichtig sein. Sie ist unberechenbar", warne ich ihn lachend, ehe wir uns in meinem Zimmer Bettfertig machen.

Blind FireWhere stories live. Discover now