- Kapitel 153 -

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Ember POV

„Wie lange braucht er denn?", murrt Kairyan genervt und scharrt mit den Füßen über den Sandboden.
„Sei nicht so ungeduldig", tadelt Arryn und schlägt ihm auf den Hinterkopf.
„Er wird kommen. Habt Geduld", wirft Ember an der Hauswand angelehnt ein und hat ihre Arme dabei vor der Brust verschränkt. Dennoch, es erscheint auch ihr seltsam.
Wieso ist der Informant Sekurions noch nicht hier? Es hieß, dass er wahrscheinlich sogar vor uns hier in der Hauptstadt Traverna eintreffen würde. Er begleitete den zweiten Prinzen auf einen politischen Ausflug ans Grenzgebiet. Das haben sie zumindest aufschnappen können, doch..sie müssten schon längst wieder hier sein. „Und was wenn das eine Falle ist? Was wenn er übergelaufen ist?", spekuliert der Blondschopf nachdenklich und sieht sich prüfend um.
„Die Möglichkeit besteht", meint Ember und fixiert einen Punkt an der Wand gegenüber. „General Sekurion hat sich für ihn verbürgt. Er würde niemals jemanden mit solch einer Aufgabe betrauen, dem er nicht vertraut", grätscht Arryn dazwischen.
„Man kann den Leuten nun mal nicht in die Köpfe schauen. Jeder hat seinen Preis", kontert Kairyan in Gedanken versunken und ist mittlerweile in die Hocke übergegangen.
„Was sollen wir tun, sollte es tatsächlich so sein? Ohne den Informanten finden wir die Attentäter nicht", entkommt es dem Braunhaarigen mit erhobener Braue.
„Wir werden sie finden. Es wird nur länger dauern", korrigiert Ember ihn und seufzt ergeben.
„Wir werden nicht eher heimkehren, ehe wir sie nicht gefunden haben", fügt sie in eisigem Tonfall hinzu. „Vergesst nicht..wenn wir mit leeren Händen zurückkehren wird man Alastair früher oder später hinrichten. Dann wäre all das Warten und Hoffen umsonst gewesen", fährt sie fort und ballt ihre Hand zur Faust. Arryn und Kairyan legen mitfühlende Ausdrücke auf und nicken. „Natürlich werden wir sie finden. Wir werden sie zurück nach Adaron zerren und sie vor des Königs Füße werfen. Dann kann er nicht anders, als General Kalen freizulassen", meint Kairyan und legt aufmunternd einen Arm um die Feuermagierin. „Nicht wahr, Emberlein?", säuselt er spitz und bekommt im nächsten Moment ihren Ellenbogen in die Rippen gerammt.
„Wieso kommt es mir so vor, als hätten wir diese Situation schon einmal durchgemacht?", keucht er und hält sich die Seite. Langsam herannahende Schritte ziehen die Aufmerksamkeit der Magier auf sich. Stille breitet sich aus und ihre Augen wandern geschlossen nach links in Richtung der Brücke. Ein schmächtiger Mann, welcher in einen beigen Umhang gehüllt ist läuft auf sie zu. Ohne ein Wort zu verlieren passiert er Ember und hat die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dabei streift sein Umhang auf dem Boden und zieht den Sand hinter sich her. Als er außer Hörweite ist atmet Kairyan laut aus.
„Und ich dachte schon er wäre unser Mann", stöhnt er genervt auf und fährt sich durch die Haare.
„So beruhige dich doch. Du machst alle hier nur verrückt mit deinem Gejammer", tadelt Arryn erneut. Während die beiden Streithähne wieder einmal in einem Ehestreit stecken, seufzt Ember leise auf. Dabei senkt sie Blick und geht ihre Optionen durch. Plötzlich jedoch sticht ihr etwas ins Auge. Sie kniet sich auf den Boden und kann nicht fassen, was sie dort sieht.
„Leute", murmelt sie, doch die beiden sind zu sehr in ihre Diskussion vertieft, als dass sie ihre Stimme wahrnehmen würden.
„Leute", wiederholt sie sich und schielt genervt zur Seite.
„Du warst doch bisher auch keine große Hilfe du laufender zwei Meter Schrank!", wirft Kairyan dem Braunhaarigen an den Kopf. Ember fasst sich genervt an die Stirn.
„Das darf doch nicht wahr sein..", murmelt sie kopfschüttelnd und lässt eine Linie aus Flammen erscheinen, die sich direkt zwischen den Beiden Magiern aufbaut. Hastig fahren sie auseinander, ehe das Flammenmeer erlischt.
„Hättet ihr nun die Güte mir zuzuhören?", fragt sie mit erhobener Braue und deutet auf den Boden vor sich.
„Schaut euch das an", fügt sie hinzu, während die Beiden Sturköpfe ihr über die Schulter schauen. „Das gibt es doch nicht", entkommt es Kairyan lachend.
„Ein Sandmagier..äußerst clever einen solchen Magier einzuschleusen", murmelt Arryn nachdenklich, während Ember nickt. General Sekurion weiß was er tut, so viel steht fest. „Kairyan, beeile dich bevor der Wind die Karte verwischt", weist sie den Blondschopf an, der mithilfe seiner Glasmagie eine Momentaufnahme der Abbildung auf dem Boden anfertigt. Anschließend streut Ember Sand über die Glasschicht in Kairyans Händen, die sie durch eine kleine Stichflamme erhitzt, um sie auszuhärten.
„Machen wir uns auf den Weg. Je schneller wir sie finden, umso schneller können wir heimkehren", meint sie und schreitet voran.

Derweil im Hauptquartier General Sorins

Sorin sitzt mit einer leichten Decke über den Beinen im Wintergarten und genießt seinen Tee, während er den Sonnenaufgang beobachtet. Chronus sitzt schweigend neben ihm und leistet ihm Gesellschaft, wie so oft in letzter Zeit. Plötzlich entrinnt Sorin ein Seufzen.
„Ob das gutgehen wird..", murmelt er und nippt erneut an der Teetasse. Chronus hebt verwirrt die Brauen und beugt sich mit ernster Miene nach vorn. „Sir, sagen sie..haben sie eine neue Version der Zukunft gesehen?", spricht er seine Vermutung laut aus und erntet bestätigendes Nicken.
„Was haben sie gesehen?", entkommt es ihm lautstark, während er aufspringt. Seit Ember ins Königreich Trios entsandt wurde ist die Spannung in ihm kaum auszuhalten. Er macht sich unentwegt Gedanken über sie. Er hielt diese Mission für viel zu gefährlich. Was hat General Sekurion sich nur dabei gedacht, ausgerechnet Ember dorthin zuschicken? Sogar er ist der Meinung, dass Salem besser dafür geeignet wäre. Schließlich ist auch er ein Feuermagier. Dazu hat er mehr Erfahrung, als Ember. Immer wieder rutscht ihm sein Herz in die Hose, sobald Sorin seufzt. Immer wieder befürchtet er das Schlimmste. Sollte Sorin Embers Tod voraussehen, so würde Chronus mit seiner Einheit auf der Stelle ins Königreich Trios aufbrechen. So lautet der Befehl Sekurions. Die Ungewissheit kostet ihn den Schlaf.
„Nun..nichts wahrlich Neues. Es ist nur eine weitere Komponente hinzugekommen..ich frage mich, ob das nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist", entgegnet Sorin leise schmunzelnd. „Wir werden es abwarten müssen", fügter hinzu und stellt die Tasse auf den Tisch, ehe auch er sich erhebt. „Halte deine Einheit bereit, Chronus. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ihr gebraucht werdet", verkündet er, was Chronus die Farbe aus dem Gesicht weichen lässt.
„Sir..haben sie etwa..", haucht er und starrt verzweifelt auf den Rücken des Generals.
„Nicht doch..beruhige dich, Chronus. Wir brauchen eure Kraft hier. Zumindest wenn die Zukunft diesen Verlauf nimmt", erklärt er, was Chronus auf die Knie sacken lässt.
„Erschrecken sie mich doch nicht so, Sir. Ich dachte schon mein Herz würde aufhören zu schlagen", seufzt er und fasst sich erleichtert an die Brust.
„Du solltest lernen besser mit Stresssituationen umzugehen, mein Lieber. Dein Herz darf nicht aufhören zu schlagen. Du wärst ihr dann doch keine große Hilfe mehr, nicht wahr?", kontert Sorin lachend, während Chronus sich zischend erhebt.
„Machen sie sich nicht lustig über mich. Die Situation ist ernst", murrt er und schreitet in Richtung des Ausgangs.
„Chronus", erklingt Sorins Stimme erneut, weshalb er inne hält. „Ich weiß, dass sie dir am Herzen liegt. Auch mir macht es zu schaffen. All die schlaflosen Nächte rühren nicht von irgendwo her. Das muss ich dir wohl nicht sagen. Auch ich mache mir Sorgen, doch ich habe Vertrauen in sie. Ember ist stark, vergiss das nicht. So schnell bringt sie nichts um. Falls es dich beruhigt..du wirst sie schon bald wiedersehen, doch für eine großartige Begrüßung wird keine Zeit bleiben", fügt er hinzu und sieht aus dem Panoramafenster vor sich, während er die Hände hinter seinem Rücken faltet.

Blind FireWhere stories live. Discover now