- Kapitel 112 -

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Der nächste Tag bricht an und ich bin bereits früh aus den Federn gesprungen. Das Füchschen liegt noch immer schlummernd im Bett, während ich die letzten Sachen in meine Tasche stopfe. Ich werfe freudig einen Blick auf die große Standuhr in Alastairs Zimmer und klatsche euphorisch in die Hände.
„Hey Kleiner, Zeit zum Aufstehen", meine ich und laufe bereits auf die Tür zu. Verschlafen streckt er sich ausgiebig und springt elegant von der Matratze. Schlaftrunken trottet er neben mir her, woraufhin ich mich bücke und ihn behutsam auf meinen Arm nehme.
„Na du bist mir vielleicht ein Morgenmuffel", scherze ich lachend, während er bereits erneut in den Schlaf driftet.

„Guten Morgen!", grüße ich die anderen, die ebenfalls noch mindestens genauso verschlafen dreinblicken, wie der Fuchs in meinen Armen. Ich stelle die Tasche in die Ecke des Speisesaals und setze mich an den Tisch. Salem reicht mir eines der weichgekochten Eier rüber und scheint als einziger schon richtig wach zu sein. Dewis Kopf wankt sekündlich und ich befürchte, dass er bald Bekanntschaft mit seinem Teller macht. Raven hingegen schlürft genüsslich die Milch aus seiner Schüssel und schmatzt im Anschluss. „Wieso bist du denn so gut gelaunt? Es ist viel zu früh am Morgen", gähnt Hera ausgiebig.
„Ich freue mich eben auf den Tag", meine ich schulterzuckend und rücke den kleinen Kerl auf meinem Schoß zurecht.
„Du musst dich sehr freuen General Sorin wiederzusehen, habe ich recht?", wirft Salem nun lächelnd ein, woraufhin ich nicke. „Es ist schön zu sehen, dass du wieder ein wenig Auftrieb gefunden hast", entgegnet er mir erfreut und schiebt sich den letzten Bissen seines Brötchens in den Mund. Verwundert sehe ich zu ihm rüber, ehe ich meinen Blick auf das Tierchen auf meinen Oberschenkeln gleiten lasse. Es ist also auch den anderen aufgefallen, denke ich mir kopfschüttelnd.

Auf dem Weg ins Quartier des Trupps der großen Nummer Drei laufe ich schweigend neben Salem her, der genau wie Jasper sein Haustier nicht aufs Anwesen mitnehmen darf, da Hellion und Arion schlichtweg zu groß sind.
„Ach, irgendjemand muss doch auf unser zu Hause aufpassen", waren seine Worte, während er sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Noch vor wenigen Tagen hätte ich ihm diese Aussage ohne Umschweife geglaubt, doch seit ich selbst in den Genuss eines tierischen Begleiters kommen durfte zweifle ich an seinen Worten. Ich weiß wie viel Hellion ihm bedeutet und wie ungern er ihn allein mit Arion zurücklässt. Andererseits kann ich auch Levion und seinen Trupp verstehen. Wer hätte keine Angst wenn ein Feuerlöwe und ein Schattenwolf frei umhertigern.
„Na, schon aufgeregt?", richtet Dewi sein Wort an mich, der mir von hinten auf die Schultern springt.
„Schwachsinn, weshalb sollte ich aufgeregt sein?", meine ich und schiebe ihn von mir herunter.
„Naja ihr habt euch lange nicht gesehen und abgesehen davon wirst auch du dich mit Chronus herumschlagen müssen", entgegnet er und verschränkt seine Arme hinter seinem Kopf, während Astra hechelnd neben ihm herläuft.
„Ich empfand ihn als nicht so schlimm, wie ihr ihn alle darstellt", kontere ich schulterzuckend. „Ist das dein Ernst? Dieser Kerl ist mit Abstand der nervigste Mann den ich kenne und das, obwohl ich mit den beiden Nervensägen unter einem Dach wohne", spottet Hera und deutet auf Raven und Dewi, die ihr vielsagende Blicke zuwerfen.
„Sollte das jetzt ein Kompliment sein?", entkommt es dem Schwarzhaarigen ungläubig und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Er ist..speziell", wirft Salem nun nachdenklich ein und fasst sich dabei ans Kinn. „Nichtsdestotrotz ist er ein sehr fähiger Magier, der eines Tages vielleicht in General Sorins Fußstapfen treten wird. Wir sollten uns also mit ihm abfinden", fügt er hinzu und verliert nach jedem weiteren Wort die Motivation neutral zu klingen.
„Tja, da hast du wohl was vor dir, hmm?", triezt Dewi lachend und hält sich den Bauch dabei. „Ja..scheinbar..", murrt Salem und seufzt ergeben.
„Seht mal, wir sind da", mischt Jasper sich ein und deutet auf den riesigen Gebäudekomplex, der sich Bergab befindet.
„Wow, schicke Hütte", pfeift Darko während Rays Augen zu funkeln beginnen.
„Es ist..sagenhaft!", haucht er und hat den Mund dabei weit geöffnet. Auch ich bestaune das Bauwerk und bin schwer beeindruckt. Andererseits habe ich Levions Einrichtungsstil bereits so in etwa erwartet. Viele Glaselemente reflektieren das Sonnenlicht und kleinere, feine Handarbeiten umspielen die Fassade. Eine Taschenuhr spiegelt sich auf der Glaskuppel und stellt somit eindeutig das Siegel seiner Familie dar. Es ist so wie Ray sagte, sagenhaft.
„Wie haben die sich das mit ihrem Budget leisten können? Normalerweise bekommen wir doch mehr?", murmelt Darko nachdenklich woraufhin Salem ergeben seufzt.
„Wir hätten auch mehr, wenn Raven und Dewi nicht ständig irgendwas bei ihren Zankereien kaputtmachen würden", knirscht der Rothaarige. „Klar, das Quartier sieht fantastisch aus, doch ich finde unser zu Hause schöner", meine ich und setze den Fuchs auf dem Boden ab, da er allmählich unruhig wird. Erstaunt blicken die beiden mir entgegen, ehe Salem sachte lächelt.

Wir machen uns an den Abstieg und folgen dem Trampelpfad, der in Schlangenlinien hinabführt. Wir haben uns in Zweiergruppen aufgeteilt, da der Pfad nicht breit genug für alle ist. So kommt es, dass Dewi neben mir läuft während Astra einige Meter voraus gerannt ist. Der Blondschopf schielt auf den Fuchs hinab, der mit meinem Tempo Schritt hält.
„Hast du dir eigentlich schon überlegt, wie du ihn nennen willst?", fragt er nach einigen Augenblicken in denen er das orangene Fellknäul beobachtet hat. Ich weite meine Augen und sehe nachdenklich in den Himmel.
„Wie ich ihn nennen will? Also darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht", gestehe ich ehrlich und höre ihn scharf die Luft einziehen. Er gestikuliert wild mit den Händen während er mich fassungslos ansieht. „Was? Das war das Erste, worüber ich mir Gedanken gemacht habe, als ich Astra zu mir geholt habe", entfährt es ihm, woraufhin ich seine Hände aus meinem Gesicht schiebe. „Bisher hat sich einfach noch keine Gelegenheit ergeben", rechtfertige ich mich schulterzuckend, doch Dewi scheint mir überhaupt nicht mehr zuzuhören.
„Wie wäre es mit Poseidon!", schlägt er mit strahlenden Augen vor, weshalb ich ihn irritiert mustere.
„Wieso sollte ich ihn nach einem Wassergott benennen?", hake ich ungläubig nach und ernte verständnisloses Kopfschütteln.
„Na, weil Poseidon einfach unglaublich war", erklärt er während ich Darko hinter uns lauthals auflachen höre.
„Du willst einen Feuerfuchs Poseidon taufen? Hast du zu viel Sonne abbekommen Kleiner?", spottet er während Corvus auf seiner Schulter sitzt.
„Pfft, du hast deinen Raben auch nicht gerade sonderlich kreativ benannt", zetert der Blondschopf und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Immerhin hat der Name auch einen Bezug zu ihm", kontert Darko schnippisch. Nachdenklich beäuge ich den kleinen Fuchs und fasse mir dabei gedankenverloren ans Kinn.
„Ein Name, hmm..", murmle ich in meinen Kragen.

Blind FireWhere stories live. Discover now