- Kapitel 189 -

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Plötzlich schiebt sich ein seltsam schimmernder roter Schopf in mein Blickfeld. Es sind nur Sekundenbruchteile, doch ich habe ihn klar und deutlich vor mir gesehen.
Salem.
Grinsend schiebt er sich vor mich und ergreift meine Hand. Seine Erscheinung wirkt nahezu geisterhaft, dennoch spüre ich die Wärme seiner Hand auf meiner Haut.
„Du musst nicht allein in der Hölle schmoren", erklingt seine Stimme, während er lächelnd zu mir herüber sieht.
„Wir werden gemeinsam untergehen", höre ich Darkos tiefe Stimme auf der anderen Seite neben mir. Auch seine Umrisse sind nur schemenhaft zu erkennen. Auch er legt seine Hand auf meinen Unterarm.
„Lass mich helfen, Ember", erklingt nun auch Rays Stimme, ehe seine Aura vor mir erscheint. Das Licht wird von einem Fleck Dunkelheit erfüllt, als plötzlich auch Alastairs Aura vor mir erscheint und sein verwegenes grinsen aufgesetzt hat.
„Auch wenn wir dir nicht körperlich zur Seite stehen können..so sind wir im Geiste bei dir, Ember", hallen mir seine Worte in den Ohren. Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln. „Aber ihr-", schluchze ich und sehe ihnen in die Augen.
„Wir sind ein Trupp..eine Familie. Geht einer von uns unter gehen wir alle unter. Nichts und niemand wird uns trennen können. Weder Leben noch Tod. Weder Bewusstlosigkeit noch Kraftlosigkeit. Unser Wille ist nicht zu brechen. Um dich zu beschützen..", erklärt Alastair, ehe Salem dazwischen grätscht.
„Um dich zu unterstützen..", fügt er hinzu, als auch Ray und Darko ein Grinsen auflegen.
„Um an deiner Seite zu sein..", entkommt es ihnen synchron, während sich meine Flammen mit ihrer Magie verbinden.
„Gehen wir über unsere Grenzen hinaus", hallt es von ihnen, ehe meine Augen eine seltsame Farbe annehmen. Die anderen leihen mir ihre Kraft, obwohl sie selbst gerade noch so am Leben sind. Es ist ihnen also mehr als Ernst.
Sie vertrauen auf mich.
Sie vertrauen auf meine Kraft.
„Ember..", vernehme ich die Stimme meiner Schwester, weshalb ich meinen Blick zur Seite wende. Sie umklammert meine Hand zusammen mit den anderen.
„Du bist so stark geworden..ich bin stolz deine Schwester sein zu dürfen", richtet sie ihre Worte an mich, woraufhin ich unkontrolliert Schluchze. „Eliana..", hauche ich nicht fähig mehr über meine Lippen zu bringen, da auch sie nur in Form ihrer Aura erscheint.
„Du wirst immer meine Schwester sein, völlig egal wie sehr das Schicksal uns voneinander wegzerrt..völlig egal, ob uns nicht das gleiche Blut verbindet..ich liebe dich auch..Eliana..", hauche ich während mir Tränen die Wangen entlang rinnen.
„Für immer", entgegnet sie mir seicht lächelnd. „Für immer", flüstere ich bestätigend und fühle ihre Blitzmagie im inneren meines Kerns flackern.
„Keine Rücksicht auf Verluste, klar? Leg alles in deinen Angriff hinein. Nur so haben wir eine Chance gegen ihn", wirft Alastair ein und schielt zum Kronprinzen, der nach wie vor den Flammen meiner Faust entgegensieht. „Verstanden, Sir..", murmle ich grinsend und sporne mich selbst noch weiter zu Höchstleistungen an.
„Alastair..ich..", entkommt es mir zuletzt, weshalb er mir mit erhobener Braue entgegensieht.
„Ich weiß", grätscht er dazwischen und schenkt mir ein liebevolles Lächeln.
„Ich empfinde genauso", fügt er beschämt hinzu und wird belustigt von Salem beäugt.
„Na endlich", haucht der Rotschopf und packt meinen Unterarm noch fester.
„Damit ihr euch das von Angesicht zu Angesicht sagen könnt..Damit auch der Rest ein Teil hiervon sein kann..", brüllt er so laut wie ein Löwe. „..lasst uns das zu Ende bringen und heimkehren!", fügt er entschlossen hinzu, ehe ich spüre, wie meine Flammen noch intensiver werden.
Sie nehmen eine violette Farbe an, ehe ich aushole.
Ein gleißendes Licht entströmt meiner Faust.
Ich habe das Gefühl alles schaffen zu können. Jeden Gegner niederstrecken zu können. Egal ob königlich oder nicht. An jenem Tag, als der Kronprinz sich dazu entschied mein Königreich anzugreifen hat sich sein Schicksal entschieden. Sein Tod war unausweichlich. Ich umklammere das magische Zentrum des Prinzen, sein Herz, und drücke zu. Die schmerzverzehrten Schreie kümmern mich nicht. Alles, was ich sehe, sind die Gesichter der Menschen, die ich liebe. Jeder der versucht mir das alles zu nehmen verdient nichts anderes, als den Tod. Ich habe kein Mitleid mit dem zuckenden Kronprinzen, der seine letzten Atemzüge tätigt.
„Unmöglich..ich bin königlich..royal!", keucht er, ehe ich meine Hand zurückziehe und sein noch schlagendes Herz in den Händen halte.
„Sieh deine Niederlage ein. Du hattes von Anfang an keine Chance gegen das Königreich Adaron. Die Magier des schwarzen Rings sind nicht umsonst die besten des Reiches. Wenn du wirklich dachtest, dass das ausreicht um uns zu schlagen..musst du wirklich verblendet von deinem eigenen Licht gewesen sein", richte ich mein Wort an ihn und sehe ihm mit noch immer glühenden Augen entgegen.
„Lass dir das eine Lehre gewesen sein. Jeder, der versucht meine Familie zu verletzen zahlt mit seinem Leben", füge ich mit dunkler Stimme hinzu, während der Langhaarige nach Luft schnappt und mir mit großen Augen entgegensieht.
„Ich spüre unsere Verbundenheit..du bist eine Bürgerin Trios..du hast dein Reich verraten", haucht er dem Tode nahe.
„Mag sein, dass ich meinen Ursprung in deinem Reich habe, doch..ich habe mich für das Königreich entschieden, welches mich großzog. Das Königreich, welches mir eine Familie schenkte", kontere ich wütend, ehe der Kronprinz ein Lächeln aufsetzt.
„Du wirst für deinen Verrat büßen..kleine Feuermagierin..wir haben dir dein Leben geschenkt..deine Kraft..", entkommt es seiner Kehle rau, während er allmählich verblasst. „Nein, meine Kraft habe ich mir hart erarbeitet. Dich zu schlagen habe ich nur mithilfe meiner Kameraden vollbracht. Mithilfe meiner Familie. Ob nun Blutsverwandt oder nicht spielt keine Rolle. Ob Bürger des Reiches Adaron oder Trios. Das Band welches uns bindet ist größer als jede Landesgrenze", kontere ich und sehe dabei zu, wie er seine Augen schmerzverzehrt nach hinten dreht. Sein letzter Atemzug entweicht ihm, ehe er zu Boden geht.

Blind FireWhere stories live. Discover now