- Kapitel 183 -

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Währenddessen verläuft an der Front alles nach Plan. Dank Settos und meiner Flammen können die brennenden Geschosse der Barriere schon seit einigen Minuten nichts mehr anhaben. Auch wenn es allmählich an den Kräften zehrt..wir dürfen noch nicht nachlassen. Die kleine gelb leuchtende Magiekugel zeigt Sekurion innerhalb der Tunnelsysteme. Er schlägt sich wie erwartet hervorragend. Auch einige der dunklen Magier konnten die Truppen der Gegner infiltrieren und haben bereits einige Gruppierungen der Nachhut zerschlagen. Wenn alles weiter nach Plan verläuft sollten wir es tatsächlich mit ihnen aufnehmen können. Selbst wenn unsere Streitkraft noch immer unvollständig ist.
Ich muss mich konzentrieren.
Die flammende Barriere, die Setto und ich aufrecht erhalten darf nicht brechen. Wer weiß was mit all den Magiern innerhalb der Tunnel geschehen würde..
„Miss Akela, wie ist die Lage?", reißt Sekurion mich aus den Gedanken, weshalb ich hastig den Kopf schüttle und mich zusammenreiße.
„Bisher verläuft alles nach Plan, Sir", informiere ich ihn und schiele zu ihm herab. Nickend schaltet er einen Gardemagier aus und atmet schwer.
„Der Sauerstoff dort unten scheint recht knapp zu sein", merke ich an und sehe mich bereits suchend nach ein paar Luftmagiern um. Mit einem Schnippsen befördere ich die umstehenden Magier neben mich, die mir mehr als überrumpelt entgegensehen.
„Nutzt eure Magie um die Tunnel mit Frischluft zu versorgen", weise ich sie an, ehe Sekurion ein Lächeln zeigt.
„Sie sind durchaus vorausschauend. Aus ihnen wird einmal eine großartige Magierin", meint er und stürmt weiter voran. Ich spüre wie meine Wangen erröten beim Lob des besten Magiers des Reiches.
„Vielen Dank Sir", murmle ich und lenke meine Konzentration erneut auf die Barriere. Gerade, als ich denke Adaron hätte die Situation einigermaßen unter Kontrolle erscheint neben Sekurions Leuchtkugel eine zweite.

Das rote Schimmern lässt mich die Augen weiten.
„Ember! Hör mir zu..es ist ernst. Der König..die Königsfamilie..Darko..", erklingt es lückenhaft, weshalb meine Gesichtszüge von Sekunde zu Sekunde besorgter erscheinen.
„Was? Salem ich verstehe dich nicht", entgegne ich fordernd.
„Der Kronprinz von Trios ist in den Palast eingedrungen. Er hat geplant den König zu stürzen, doch wir konnten gerade noch rechtzeitig einschreiten", erklärt Salem nun ruhiger und flüstert bedacht. „Ember..wir wurden geschlagen..", haucht er verbittert, was meine Welt erschüttert.
Diese wenigen Worte reichen aus um mir den Boden unter den Füßen weg zu ziehen.
„Das ist nicht wahr..", hauche ich und sacke kraftlos auf die Knie.
Setto, der mittlerweile, der einzige ist, der die flammende Barriere aufrecht erhält sieht besorgt zu mir herüber und intensiviert seine Kraft, um nach wie vor dafür zu sorgen, dass die Geschosse der Gegner keinen Schaden anrichten können. „Wir konnten die Königsfamilie dank General Kalens schneller Reaktion zwar aus der größten Gefahr retten, doch..Darko ist schwerverletzt. Ray ist kraftlos zusammengebrochen, da er sich zu sehr verausgabt hat und General Kalen versucht gerade verzweifelt den Kronprinzen davon abzuhalten aus dem Gefängnis der Dunkelheit auszubrechen. Als Lichtmagier ist er das genaue Gegenteil zu General Kalen..wer weiß wie lange er das noch durchhält. Ember..", seine Stimme wird brüchig, als er sich krampfhaft nach vorn beugt und die Augen zusammenkneift.
„Ich weiß General Sekurion braucht dich dort draußen..ich weiß, das Königreich braucht dich, doch..", fügt er den Tränen nahe hinzu. „Ich kann nicht alle beschützen und General Kalen unterstützen..ich muss mich entscheiden aber das ist einfach unmöglich! Wie könnte ich mich zwischen dem König und meiner Familie entscheiden? Ember..was soll ich tun? Was kann ich tun? Hellion wäre nicht rechtzeitig hier..genauso wie General Sorin..wieso seid ihr alle nur so weit weg?!", entkommt es ihm frustriert.
„Ich werde mich nicht entscheiden Ember. Wenn ich nicht alle retten kann dann..", er stoppt plötzlich, während ich ihm mit Tränen in den Augen entgegensehe unfähig etwas zu erwidern. Ich verstehe auch ohne, dass er weiterspricht auf was er hinaus will.
„Ich wollte dir noch so vieles sagen..noch so vieles zeigen. Ich wäre so gern noch länger ein Teil eures Lebens. Ich hätte euch gern noch weiter wachsen sehen..hätte gern noch länger mit euch am Tisch gesessen und die Zeit genossen. Mit euch gelacht und gekämpft..doch wenn es das ist was ich tun muss, um euch alle zu beschützen sehe ich meinem Schicksal entschlossen entgegen. Ember..richte den anderen bitte aus, dass es mir eine Ehre war mit ihnen zu kämpfen..sie meine Familie nennen zu dürfen. Richte Hellion aus, dass ich ihm unendlich dankbar bin. Er hat mich erst zudem gemacht, was ich heute bin. Ohne ihn..ohne die anderen..wäre ich vermutlich wirklich zu jenem Monster geworden, welches meine Eltern und meine Brüder immer in mir sehen wollten", richtet er sein Wort erneut an mich und sieht mir mit einem seichten Lächeln entgegen.
„Ich bitte dich nur noch um eines..Ember. Ich werde versuchen mich gegen den Kronprinzen zu behaupten. Das heißt aber auch, dass sowohl der König als auch Darko und Ray schutzlos sein werden. Sie sind momentan zu schwach um sich zu verteidigen. Ich weiß es ist egoistisch von mir das Leben von General Kalen, Darko und Ray über das der tausend anderen Magier zu stellen, die du gerade krampfhaft versuchst zu beschützen, doch..bitte, Ember..komm so schnell du kannst zum Palast. Lauf, renne, fliege..mir völlig gleich, doch..bitte hilf uns", erreichen die Worte Salems mich nur dumpf.
Auch wenn ich auf genau diese Worte vorbereitet gewesen bin, dachte ich nicht, dass ich sie tatsächlich hören würde.
Zwiegespalten sehe ich zwischen den beiden Magiekugeln her.
Wenn Salem mich um Hilfe bittet muss die Lage mehr als todernst sein. Dessen bin ich mir bewusst, doch..was wird aus Sekruion?
„Miss Akela!", reißt die Stimme der Nummer eins mich aus den chaotischen Gedanken.
„Gehen sie!", fügt er hinzu und überwältigt einen weiteren Gardemagier.
„Aber Sir was wird aus-", presse ich verweint heraus, woraufhin er mir einen zuversichtlichen Blick schenkt.
„Wir schaffen das hier. Sie haben schließlich gute Vorarbeit geleistet. Außerdem..", kontert er und senkt seinen Blick für einen Moment. „Wie könnte ich sie hier festhalten wenn ich Zeuge Mister Raions Opferbereitschaft werden durfte. Es ist unangebracht das von meiner Position aus zu sagen, doch..ich respektiere keinen anderen Trupp so sehr wie den der Nummer Zwei. Den Trupp Alastair Kalens. Auch wenn ich Neutralität walten lassen sollte, bin auch ich nur ein Mensch. Es hat mir das Herz gebrochen ihn so leiden zu sehen. Ich kann nicht zulassen, dass es so endet. Dass sein Leid fortgeführt wird. Sollte er auch nur einen einzigen seiner Kameraden verlieren würde es ihn brechen. Sollte es ihn selbst das Leben kosten wird es seinen Trupp brechen. Miss Akela..nein, Ember..darf auch ich einen egoistischen Wunsch äußern?", entgegnet er und sieht mir fragend entgegen.
„Bitte..egal was es dich auch kosten mag..egal was du tun musst..und wenn du zum Teufel selbst werden musst..rette das Leben deiner Kameraden. Rette das Leben meiner Kameraden..meiner Freunde. Ich habe vollstes Vertrauen in dich. Wenn es jemand schaffen kann, dann du. Wenn selbst Salem in der dunkelsten Stunde deine Hilfe ersucht wird es so sein..es kann nur so sein. Ich vertraue dir, Ember. Vertraue also auch mir und den restlichen Magiern, die allesamt an deiner Seite kämpfen und die Stellung hier halten werden", weist er mich an woraufhin ich die Augen schmerzlich zusammenkneife.
Ich kann sie doch nicht zurücklassen..doch ich kann genauso wenig Alastair und Salem im Stich lassen..was soll ich nur tun?
Meine Familie oder mein Königreich?

Sei gewarnt Ember..dein Weg wird sich schon bald gabeln und du wirst dich an einer Lichtung stehend wiederfinden. Welchen Weg wirst du wählen? Welchem Weg wirst du den Rücken zukehren? Die Entscheidung liegt ganz bei dir", hallen ihr plötzlich Hellions Worte in Gedanken wieder.
Ist das etwa die Entscheidung von der er sprach? Die Weggabelung?

Blind FireWhere stories live. Discover now