- Kapitel 146 -

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„Hör mich doch an! Das ist absolut wahnsinnig!", blafft er, während er Eliana und dem Panther nach draußen gefolgt ist.
„Ob es wahnsinnig ist oder nicht spielt keine Rolle. Wenn die Konoda ihn wirklich mitgenommen haben ist er schon seit zwei Tagen bei ihnen. Ich kann ihn keine Sekunde länger fremden Händen überlassen", knirscht die Blondine und stapft entschlossen durch den Sand.
„Die Konoda übertreffen uns um mindestens das doppelte an Einwohnern. Ganz zu schweigen von ihrer Abwehrkraft!", versucht er es nach wie vor. „Das ist mir völlig gleich. Alles was ich zu tun habe ist Setto zurückzuholen", beharrt die blonde Schönheit auf ihren Worten von zuvor und läuft unbeirrt weiter.
„Du wirst schneller getötet werden, als du dich versiehst", entkommt es Midan verzweifelt. „Wenn es dir solche Sorgen bereitet, dann begleite mich doch. Es steht dir frei zu tun, was auch immer du willst. Wir beide schulden uns nichts mehr. Ich danke dir für alles, doch ich kann nicht untätig bleiben. Jetzt wo ich weiß, wo Setto ist hält mich nichts mehr auf. Komm mit mir oder bleibe hier. Es ist deine Entscheidung", entgegnet Eliana kühl und wirft ihm einen Seitenblick zu, während der Panther wie in Trance voraneilt. Seufzend schüttelt Midan den Kopf und fährt sich durch die blauen Haare. „Ich-", beginnt er wird jedoch von einem lauten Poltern unterbrochen.
Die beiden Magier sehen sich alarmiert in der Gegend um, als plötzlich ein junger Mann aus dem Wald stolpert. Eliana wirft ihm einen verwirrten Blick zu und reibt sich für einen Moment die Augen. Ihr Blick schweift zwischen Midan und dem jungen Kerl her.
„Träume ich?", murmelt sie, da die beiden sich wie aus dem Gesicht schnitten sind.
„Moran! Was tust du hier? Habe ich dir nicht verboten dich so weit von der Siedlung zu entfernen?", brüllt Midan aufgebracht und stapft wutentbrannt auf den ängstlich dreinblickenden Jungen zu.
„Ich weiß..ich habe doch nur..ich wollte..ich wollte den Fuchs suchen gehen, den du seit ein paar Wochen in der Laube versteckst. Als ich ihn gestern besuchen wollte ist er nicht mehr da gewesen. Da habe ich mir Sorgen gemacht", erklärt Moran leise und senkt beschämt den Blick, was Eliana den Mund aufklappen lässt. Das ist Midans jüngerer Bruder?
Kein Wunder, dass die beiden sich so ähnlich sehen. Dass sie jedoch wirklich wie ein und dieselbe Person aussehen ist selbst für sie erstaunlich. Midan muss als junger Magier wohl genauso ausgesehen haben, wie Moran. Ein lautes Lachen entkommt ihr, während sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischt.
„Du hast mir aber einen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon ich würde den Verstand verlieren. Mit zwei von Midans Sorte wäre ich definitiv überfordert gewesen", wirft sie ein und erntet einen wütenden und einen verwirrten Blick seitens der Brüder.
„Du wusstest von dem Fuchs? Woher?", wechselt Midan das Thema und stemmt eine Hand in die Hüfte. Er wirkt beinahe wie ein strenger Vater, der gerade dabei ist seinen Sohn auszuschimpfen.
„Du bist in letzter Zeit oft in der Laube gewesen..da habe ich einen Blick hineingeworfen und den kleinen Fuchs entdeckt", gesteht Moran kleinlaut und spielt unsicher an seinen Fingern herum.
„Das ist doch..", murrt Midan und schlägt sich die Hand gegen die Stirn.
„Das heißt vorgestern am Morgen war der Fuchs noch da?", klinkt Eliana sich nachdenklich ein und erntet ein Nicken seitens Moran.
„Ja, er war dort. Ich habe ihn nicht frei gelassen, das schwöre ich!", entgegnet er aufgebracht und hebt beschwichtigend die Hände vor sich.
„Ich verstehe..dann haben ihn die Konoda tatsächlich mitgenommen", murmelt die Blondine, was Moran jegliche Farbe aus dem Gesicht entweichen lässt.
„Was? Die Konoda..haben ihn?", wiederholt er ängstlich und verkrampft sich augenblicklich. „Beruhige dich. Wir wissen nicht wo er ist. Er kann auch einfach nur hier im Wald umherstreifen", versucht Midan seinen Bruder zu beruhigen und tätschelt ihm den Kopf.
„Mach dir keine Sorgen. Mein Panther wird ihn finden", fügt Eliana mit erhobenem Finger hinzu und stapft bereits ein paar Schritte voran.
„Hey, bleib stehen", weist Midan sie an und wendet sich erneut seinem Bruder zu. „Und du geh nach Hause. Sollte irgendetwas geschehen, zögere nicht Orion zu dir zu rufen", befielt er und versucht Eliana einzuholen.
„Aber ich-", protestiert Moran, wird jedoch von seinem Bruder mit einem vielsagenden Blick gestraft.

Seufzend bleibt Eliana stehen und lässt den Blick sinken. Sollte Midan recht behalten und es würde tatsächlich so gefährlich sein sich mit den Konoda anzulegen, könnte sie es sich nicht verzeihen die beiden Brüder so voneinander getrennt zu haben. Sie hat ohnehin bereits zu viel Leid zu verantworten. Diese Schuld könnte sie sich nicht auch noch aufbürden. Mit geballten Fäusten macht sie auf dem Absatz kehrt und steuert Moran an. Ängstlich weicht dieser ein paar Schritte zurück. Die Blondine hingegen bleibt direkt vor ihm stehen und umfasst sachte seine Schulter.
„Du willst auch dabei helfen Setto zurückzuholen, richtig?", fragt sie ihn mit sanfter Stimme und sieht ihn stumm nicken. „Ich verstehe. Das ist sehr tapfer von dir, doch..du solltest auf deinen Bruder hören. Es ist zu gefährlich für dich uns zu begleiten. Warte hier auf uns. Wir werden zurückkommen und wir werden Setto bei uns haben", redet sie ihm ins Gewissen und hinterfragt ihre Aussagen insgeheim selbst ein wenig. Sie ist nicht sonderlich begabt darin anderen Mut zuzusprechen.
Ob sie wohl das Richtige sagt?
„Also zieh nicht solch ein Gesicht. Bereite stattdessen alles für unsere Rückkehr vor. Das schaffst du doch, oder?", fährt sie fort und sieht ihm lächelnd entgegen.
„Aber ich will euch helfen! Ich will mit euch kommen! Die Konoda haben uns schon so viel genommen..ich kann doch nicht einfach zu Hause sitzen und darauf warten, dass etwas geschieht", entkommt es ihm den Tränen nahe, ehe sie verwirrt die Brauen hebt. Moran scheint mutiger zu sein, als sie dachte. Seufzend senkt sie den Blick und denkt nach. Einerseits sehen sechs Augen mehr als vier, doch..wäre es wirklich in Ordnung den Jungen solch einer Gefahr auszusetzen?
Sie hadert mit sich.
Eliana schüttelt den Kopf und nickt entschlossen. Sie muss alles dafür tun, um Setto zurückzuholen. Wenn Moran ihr wirklich so unbedingt helfen will, dann soll er seine Chance bekommen. Wer weiß, vielleicht wird er sich als nützlich erweisen.
Sie schielt zweifelnd zu Midan, der sich kopfschüttelnd an die Stirn fasst.
Es tut mir leid, Midan..denkt sie sich und festigt ihren Griff um Moran.
„Nun gut. Wenn du wirklich helfen willst, dann begleite uns. Ich habe nichts auszusetzen", verkündet sie, während Midans Kinnlade ins Bodenlose versinkt.
„Das kann nicht dein Ernst sein!? Er ist doch noch ein Kind! Wie kannst du ihn solch einer Gefahr aussetzen? Hast du vergessen wie gefährlich die Konoda sind?", blafft er und kommt wütend auf sie zu.
„Er mag noch jung sein, doch er wird keine Erfahrung sammeln wenn du ihn stets in euren vier Wänden einsperrst. Wie soll jemals etwas aus ihm werden wenn du ihn immer nur vor den Gefahren der Welt abschirmst? Die einzige Möglichkeit etwas zu lernen ist Gefahren ins Auge zu sehen", kontert die Blondine und sieht dem Blauhaarigen starr entgegen. „Außerdem sind wir beide doch auch noch hier. Wenn es hart auf hart kommt werde ich deinen Bruder mit meinem Leben beschützen", fügt sie hinzu und hält ihm entschlossen die Hand entgegen.
„Wenn es dazu kommt, dass du dich zwischen Setto und meinem Bruder entscheiden müsstest..wenn du nur einen von beiden retten könntest..würdest du dann immer noch meinen Bruder wählen?", setzt er ihr die Pistole auf die Brust und sieht ihr prüfend in die Augen. „Midan..bitte beruhige dich doch! So etwas überhaupt auszusprechen..es wird schon alles gut gehen!", wirft Moran ein und ballt seine Fäuste dabei.
Eliana hingegen schielt amüsiert zu dem jungen Magier.
„Dein Bruder hat recht. Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Ich werde es nicht soweit kommen lassen", umgeht sie geschickt seine Falle, doch Midan lässt sich nicht lumpen. „Antworte. Wen würdest du wählen?", stellt er ihr erneut die Frage, woraufhin sie seufzt.
„Ich werde deinen Bruder beschützen. Ich verspreche es dir", entgegnet sie und senkt ihren Blick. „Ich bin Setto schon so dicht auf den Fersen. Ob ich ihn nun hier und heute zurückholen werde oder ob ich ihn weiter verfolgen muss..ich werde ihn meiner Schwester zurückbringen", fügt sie hinzu und erntet ein ergebenes Seufzen seitens Midan.
„Bitte Midan..Lass mich doch helfen! Ich werde mein Bestes geben! Ich werde euch nicht enttäuschen", bettelt Moran und faltet die Hände vor sich. Seufzend schüttelt Midan den Kopf.
„Ich vertraue dir, Eliana. Lass es mich nicht bereuen", murmelt er und ergreift ihre Hand.

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