- Kapitel 113 -

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„Wir heißen euch herzlich Willkommen in unserem Quartier. Wir freuen uns sehr, dass ihr es einrichten konntet", begrüßt Levion uns mit einem dezenten Lächeln und ausladender Handbewegung. Sein Blick gleitet über uns hinweg, ehe er an mir hängen bleibt. Sein Lächeln wird breiter, da er scheinbar merkt, wie sehr ich den Drang unterdrücken muss nicht einfach auf ihn loszustürmen.
Erinnerung der letzten Duelletappe steigen auf und ich habe die Szenen der Siegerehrung vor Augen. Seine Elite steht ordentlich in Reih und Glied hinter ihm und salutiert respektvoll, während auch wir uns förmlich zeigen. Levion lässt seinen Blick neben mich gleiten und hebt interessiert eine Braue, als er den Fuchs genauer unter die Lupe nimmt.
„Ember, ist das etwa die Art seinen ehemaligen Bindungspartner auf Zeit zu begrüßen?", richtet er nun provokant grinsend sein Wort direkt an mich, woraufhin ich erschrocken die Augen weite. Er streckt die Arme weit aus und deutet mir an zu ihm zu kommen. Lächelnd schüttle ich den Kopf und löse mich aus der Formation. Ohne weiter darüber nachzudenken laufe ich zunächst schnellen Schrittes los, ehe ich die restlichen Meter auf ihn zu renne. Ich schlinge meine Arme fest um seinen Oberkörper. Ein lautes Lachen erklingt, während auch er einen Arm über meinen Rücken legt.
„Es freut mich sehr zu sehen, dass du wohl auf bist", meint er während ich mich zaghaft von ihm löse. „Du siehst gut aus, Ember. Wie ich sehe hast du auch schon einen neuen Freund gefunden? Ich hoffe wir können zu einem späteren Zeitpunkt noch ein wenig mehr miteinander sprechen", spielt er auf den Fuchs an, der uns mit Adleraugen beobachtet. Lachend nicke ich und verneige mich respektvoll vor ihm. „Auch du siehst blendend aus, Levion. Ich würde mich freuen eine Tasse Tee mit dir zu genießen und dir ein wenig über die letzten Wochen zu berichten", entgegne ich woraufhin er auch die restlichen Truppmitglieder zu sich winkt.

Nach einer eindrucksvollen Führung durch die Innenräume hat Ray sich schmollend in den Garten verzogen. Darko hatte lediglich die Augen verdreht.
„Ich werde mich Mal darum kümmern..", murmelte er, ehe er seinem Bruder nach draußen folgte. Jasper hat es in den hinteren Teil des Komplexes verschlagen, in welchem er die Spielereien des Quartiers begutachtet. „Männer..", seufzte Hera mit verschränkten Armen vor der Brust und bezirzte einen von Levions Magiern dazu ihr die Waffenkammer zu präsentieren. Dewi und Raven sind in eine Diskussion mit Chronus vertieft, der ihnen wiederwillig sein Zimmer zeigt, während Salem versucht die Streithähne zu besänftigen.
Das gibt Levion und mir die Zeit uns in die minimalistisch eingerichtete Küche zu verziehen und eine Tasse Tee aufzusetzen.
„Sag Ember, wie ist es dir ergangen?", fragt er und lehnt sich elegant gegen die Küchentheke. „Nun..ich denke ich habe mich sehr gut eingelebt", entgegne ich und kratze mich verlegen am Hinterkopf.
„Daran hatte ich keine Zweifel", kontert er lachend und schließt seine Augen dabei. „Wie läuft es mit deinem Training? Ich nehme an Salem hat deinen Unterricht übernommen", spekuliert er, woraufhin ich stumm nicke.
„Das ist sehr gut. Salem ist ein sehr fähiger Feuermagier. Er wird dir einiges beibringen können", meint er lächelnd und fasst sich nachdenklich ans Kinn.
„Da wird Chronus sich gewaltig umsehen müssen wenn er gegen dich antritt", fügt er grinsend hinzu.
„Was?", entkommt es mir verblüfft, woraufhin er eine abtuende Handbewegung vollführt. „Chronus spricht seit geraumer Zeit oft von dir musst du wissen. Du scheinst ihn beeindruckt zu haben", flüstert er mit vorgehaltener Hand. Erschrocken ziehe ich die Brauen in die Höhe und hebe abwehrend meine Hände vor mich. „Ich..ich habe doch überhaupt nichts mit ihm zu tun", stammle ich verwirrt.
„Die Begegnung mit dir während der Siegerehrung hat wohl bereits ausgereicht. Er brennt schon regelrecht auf den Kampf gegen dich", erklärt er spitzbübisch lächelnd und führt mich in den Speisesaal.
„Lass uns in den Wintergarten gehen", schlägt er vor woraufhin ich stumm nicke.
„Ich weiß wirklich nicht, weshalb Chronus so erpicht auf einen Kampf gegen mich ist", seufze ich während wir uns setzen.
Die Herbstsonne fällt durch die gläserne Überdachung und spendet genügend Wärme, um ohne Umhang hier zu verweilen.
„Du darfst nicht vergessen, dass auch er das Duell verfolgt hat. Er hat gesehen zu was du in der Lage bist", erklärt er mit erhobenem Finger. „Abgesehen davon scheint er dich als Person sehr interessant zu finden, doch Genaueres entzieht sich meinem Wissen", fügt er mit geschürzten Lippen hinzu.
„Pfft, gerade dir entzieht sich absolut nichts", spotte ich lachend und spiele auf seine Magierklasse an. Jemand, der die Macht hat in die Vergangenheit und in die Zukunft zu blicken, verfügt über mehr Wissen, als alle anderen Wesen auf dieser Welt zusammen.
„Wieso bist du dann nicht völlig ehrlich zu mir gewesen, als ich dich fragte, wie es dir ergangen ist?", erwischt er mich kalt, weshalb mir die Gesichtszüge entgleiten. Betreten sehe ich zur Seite und umfasse meinen Oberarm.
„Ember, ich weiß die Situation belastet dich sehr, doch du solltest den Kopf nicht so hängen lassen", fügt er sanft hinzu und stellt seine Tasse ab.
„Wie sollte ich denn nicht betrübt sein? Alastair ist nun schon seit über einem Monat unschuldig im Kerker. General Sekurion und du konntet bislang nichts ausrichten und Veros ist nach wie vor im Amt. Abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass mein Training ins Stocken geraten ist. Ich habe ein paar Fortschritte gemacht, doch das reicht um Längen nicht", gestehe ich und schütte ihm mein Herz aus. Viel zu lange habe ich all das für mich behalten. Es tut unglaublich gut, doch es hat auch einen faden Beigeschmack. „Ich verstehe dich. Ich verstehe dich sogar sehr gut, Ember. Auch für Sekurion und mich ist das alles nicht leicht. Wir zerbrechen uns wirklich die Köpfe, doch so einfach ist das nicht. Uns kam die ein oder andere Idee, die wir jedoch wieder verwarfen. Die Risiken sind einfach zu hoch und die Variablen zu vage. Wir können momentan nichts tun, außer abzuwarten. Nur so können wir Alastair vor dem Schlimmsten bewahren", erklärt Levion und streicht sich eine seiner langen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Und für wie lange? Wie lange bewahren wir ihn vor dem Schlimmsten? Sein Prozess wird kommen. Früher oder später wird er verurteilt. Was machen wir wenn es so weit ist?", kontere ich ruhig und vollführe eine ausladende Handbewegung. Levion seufzt ergeben und schließt die Augen.
„Du hast recht, doch bis es dazu kommt werden noch einige Monate vergehen. Die Königsfamilie möchte die Vorkommnisse ruhen lassen. Das Volk soll vergessen. Daher ziehen sie seinen Prozess in die Länge. Auf den ersten Blick erscheint das grausam, doch es könnte seine Rettung sein. Wir werden die Zeit nutzen, um einen Plan auszuarbeiten", erläutert er sein Vorhaben woraufhin ich den Kopf schüttle.
„Du willst ihn noch für einige Monate dort unten schmoren lassen? Ich kann nicht fassen, was du da gerade vorschlägst", entkommt es mir ungläubig.
„Ember, es ist der einzige Weg. Sekurion und ich haben jede erdenkliche Version der Zukunft genaustens betrachtet. Ihn von der Bildfläche fern zu halten verschafft ihm Zeit. Zeit, die wir brauchen, um uns etwas einfallen zu lassen", kontert er und ballt seine Hand zur Faust. Kopfschüttelnd verschränke ich meine Arme vor der Brust.
„Was hast du gesehen?", frage ich stattdessen und höre ihn seufzen.
„Dinge, die ich dir lieber vorenthalten möchte..", murmelt er und massiert sich die Schläfen.
„Ich verstehe dich einfach nicht. Wie kannst du nur zulassen, dass deinem besten Freund so etwas angetan wird? Ich weiß, dass die Situation heikel ist, doch man könnte sicherlich etwas aushandeln! Wenn man es nur versuchen würde, könnte man-", entkommt es mir wütend, doch Levion unterbricht mich mit einer Handbewegung.
„Ember, das sind Dinge, die deine Kompetenzen übersteigen. Überlasse Alastairs Schicksal General Sekurion und mir. Konzentriere dich weiter auf dein Training, das ist das Einzige, was du momentan tun kannst", grätscht er in bestimmtem Tonfall dazwischen, woraufhin ich meine Augen weite.
Ohne ein weiteres Wort erhebe ich mich und greife mir meinen Umhang.
„Die anderen hatten Recht, es war ein Fehler herzukommen", murre ich und stapfe aus dem Wintergarten.
„Ember! So warte doch..Ember!", ruft Levion mir hinterher, der sich mittlerweile ebenfalls erhoben hat.
Ich denke allerdings gar nicht erst daran stehen zu bleiben.

Blind FireWhere stories live. Discover now