Blind Fire

- Kapitel 86 -

Mein Herz hämmert gegen meine Brust. So stark, dass ich befürchte es bleibt jeden Moment vor Erschöpfung stehen. Nervös beschleunigt sich meine Atmung unwissentlich, während ich mich unsicher umsehe. Es sind nur wenige der Teilnehmer übrig geblieben. Der Rest hat den Kampf der dritten Etappe wohl verloren. Nur wenige Meter rechts von mir sehe ich Eliana mit General Amaya. Natürlich hat sie es ebenfalls bis hier her geschafft. Zähneknirschend ziehe ich die Brauen zusammen, ehe ich den Kopf schüttle. Nein, sie steht nicht ohne Grund hier. Wer weiß wer ihr Gegner gewesen ist. Sie hat sich diesen Platz hier genauso fair erkämpft, wie all die anderen.
Ich entdecke Kion direkt neben Eliana und auch Arsu kann ich wenige Meter weiter ausmachen. Die beiden haben es also auch geschafft. Nun, ich habe tatsächlich nichts anderes von ihnen erwartet. Seufzend lasse ich meinen Blick weiter gleiten und bleibe schließlich ganz links an einem blonden Schopf hängen. Kairyan grinst mir breit entgegen und winkt übermütig. Arryn hingegen nickt mir mit einem kleinen Lächeln zu, bevor er Kairyan mit der Rückseite seines Handballens auf den Kopf schlägt. „Reiß dich gefälligst zusammen", weist er ihn harsch zurecht, während der Blondschopf sich den Kopf reibt. Ein Schmunzeln entkommt mir. Es freut mich wirklich die beiden hier mit mir stehen zu sehen. Sie müssen sich bei Weitem mehr angestrengt haben, als der Rest von uns wenn man bedenkt, dass sie keinen der Generäle als Unterstützung zur Verfügung hatten. Das zeigt nur noch mehr, wie viel Potenzial sie zum Sieg haben. Komischerweise fühle ich kein Unbehagen bei dem Gedanken daran einen der Beiden als Sieger anzuerkennen. Ganz im Gegenteil. Wenn ich es jemandem gönne dieses Duell zu gewinnen, dann einem der zwei Schwachköpfe dort drüben.
In mich hineinlachend wende ich den Blick ab und konzentriere mich auf General Sekurion, der soeben den Saal betritt. Augenblicklich kehrt die Nervosität zurück. Ich habe die dritte Etappe zwar für mich entscheiden können, doch ob das ausgereicht hat um mich auch gegen alle anderen hier durchzusetzen? Kion ist mir, was seinen Scharfsinn und seine Cleverness angeht, beinahe ebenbürtig. Auch Arsu ist eine starke Magierin, die ihre Kräfte über alle Maße geschickt zu nutzen weiß. An Elianas Macht muss ich gar nicht erst großartig Gedanken verschwenden und schließlich..Kairyan und Arryn. Beide sehr fähig, sehr talentiert. Kairyan verfügt über einen unbändigen Willen und Arryn strotzt nur so vor Kraft.
Wer wird es letztendlich wohl werden?
Wer kann sich letztlich Sieger des Duells der magischen Künste nennen?

„Ich freue mich überaus euch alle wohlbehalten und munter hier anzutreffen. Die dritte und letzte Etappe hat euch alles abverlangt, was ihr aufzufahren hattet. Wie ihr seht haben sich die Reihen drastisch gelichtet. Nur wenige von euch haben es bis zu diesem Punkt des Duells geschafft. Diejenigen von euch, die jetzt hier vor mir stehen, können bereits jetzt schon stolz auf sich und ihre Leistungen sein. Im Namen der königlichen Familie, des schwarzen Rings und auch meiner Wenigkeit spreche ich euch hiermit unseren Dank aus. Dank, für eure Bereitschaft dem Königreich zu dienen, Dank für eure Tapferkeit und Dank für eure unglaublichen Leistungen. Wer auch immer am Ende als Sieger hervorgeht kann sich als einer der besten Magier des Königreichs Adaron betiteln. Und das mit Recht, denn er musste sich wahrlich starken Kontrahenten entgegenstellen", beginnt General Sekurion seine Rede, während die Aufregung in mir immer weiter ansteigt. Plötzlich spüre ich einen sanften Griff um meine Schulter. Levion beugt sich unmerklich ein Stück zu mir vor und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, welches ich aus dem Augenwinkel erkenne. „Beruhige dich Ember. Genieße diesen Moment, er gehört nämlich ganz und gar dir", flüstert er mir zu, woraufhin ich zaghaft nicke.
Er hat recht.
Ich weiß, dass er recht hat, doch..auch wenn ich mich über allem Maße freuen sollte, so kann ich es nicht. Selbst wenn mir das große Glück zuteilwurde gemeinsam mit meinen Freunden hier stehen zu dürfen, spüre ich ganz deutlich, dass mir etwas fehlt. Dass mir jemand fehlt.
Leises Lachen erklingt hinter mir, ehe ich Levions Hand plötzlich vor mir auftauchen sehe.
„Nun zieh nicht solch ein Gesicht. Oder willst du etwa, dass er dich so sieht?", neckt der langhaarige Magier provokant, während ich meine Augen aufreiße. Eine kleine Zeitkugel schwebt über seiner Handfläche. Ich beobachte sie dabei, wie sie ihren Platz schräg vor mir einnimmt und schwebend in der Luft stehen bleibt. Erstaunt öffnet sich mein Mund einen kleinen Spalt weit, als ich erkenne, was sie zeigt.
„Das ist..", hauche ich ungläubig und wende meinen Blick ein Stück zur Seite.
„Wie geht es ihm? Hast du mit ihm gesprochen? Was hat er gesagt?", rattere ich flüsternd meine sich überschlagenden Fragen herunter, was Levion lediglich ein breites Grinsen beschert.
„Hmm..ich glaube sein genauer Wortlaut war, Das ist meine Kleine", entgegnet er mir knapp, ehe General Sekurion erneut die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht, doch alles was ich sehe ist Alastair. Ich sehe ihn in der Kerkerzelle stehen, schelmisch grinsend emporblicken und winken. Kopfschüttelnd unterdrücke ich aufkommendes Lachen.
„Er ist wahnsinnig stolz auf dich, Ember", erklingt Levions seichte Stimme hinter mir, was mir die Tränen in die Augen treibt.
„Keine Sorge, die Zeitkugel bleibt die gesamte Siegerehrung über erhalten. Sie zeigt tatsächlich die Gegenwart. Sie ist von einer magischen Barriere umgeben, sodass nur du sie sehen kannst", erklärt er woraufhin mir ein leises Schluchzen entrinnt.
„Danke..Levion..wann hast du-", hauche ich und wische mir hastig über die Augen.
„Nun, als du mir am Ende der dritten Etappe ins Land der Träume abgedriftet bist hatte ich ein wenig Zeit übrig..Sieh es als mein Siegerehrungsgeschenk an", kontert er grinsend und widmet sich erneut General Sekurion und seiner Rede.
Pfft, dieser Kerl..redet von Siegerehrungsgeschenk dabei steht doch noch nicht fest wer gewonnen hat.