- Kapitel 137 -

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„Bitte nehmen sie doch Platz, Ember", bietet General Sekurion mir an und deutet mit ausladender Handbewegung auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Wortlos setze ich mich und fixiere ihn mit meinem Blick. „Mir ist zu Ohren gekommen, was geschehen ist. Ihr Verlust tut mir leid. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass sie sich nun gerne um die Situation kümmern möchten. Ich habe ihre Beurlaubung jedoch nicht ohne Grund aufgehoben", beginnt er zu erklären und setzt sich ebenfalls. Er verschränkt die Hände vor sich und sieht mir prüfend entgegen. Unfähig irgendwelche Emotionen zu zeigen sitze ich einfach nur da und lausche seinen Worten.
Etliche Nächte habe ich mir gemeinsam mit Rayon um die Ohren geschlagen. Etliche Meilen zurückgelegt nur um mit leeren Händen zurückzukehren. Mein gesundheitlicher Zustand hat sich ebenfalls verschlechtert. Meine Haut ist noch blasser, als sonst und die tiefen Furchen unterhalb meiner Augen färben sich allmählich blau. Mittlerweile ist mir deutlich anzusehen, dass es mir nicht gut geht und ich habe auch nicht länger die Kraft es zu verbergen. Ich gebe mein Bestes, um meinen Eltern keine Sorgen zu bereiten, doch nachdem Elianas Brief eingetroffen ist hat sich die Lage zu Hause um einiges entspannt. All der Aufruhr legte sich und ich bekam den Eindruck, dass die Suche nach Setto von Anfang an nur zweitranging gewesen sei. Das hatte zur Folge, dass ich nun noch härter an der Suche nach Setto arbeiten muss, da meine Eltern ihre Bediensteten wieder zurückriefen. Rayon und der Rest meines Trupps sowie Arryn und Kayrian sind die einzig Verbliebenen, die noch immer an der Suche festhalten, nachdem ich auch den beiden in unzähligen Seiten Papier erklärt habe, was geschehen ist.
„Wie es scheint hat sich das monatelange Ausharren gelohnt. Vor ein paar Tagen erreichte mich die Nachricht eines von mir persönlich eingeschleusten Magiers, der sich im Königreich Trios nach Informationen bezüglich der entkommenen Attentäter umhören sollte. Nun hat er endlich genügend Material sammeln können, um zumindest den etwaigen Aufenthaltsort der Drei zu bestimmen", offenbart er mir, weshalb sich meine blutunterlaufenen Augen weiten. „Ich war so frei und habe mir vorbehalten ihnen die Nachricht zu erst zu verkünden. Abgesehen davon habe ich es mir ebenfalls erlaubt vorab ein Team zusammenzustellen, welches ihnen meiner Meinung nach am besten zur Hand gehen wird", fährt er fort und vollführt eine ausladende Handbewegung in Richtung der Tür, die sich soeben öffnet. Mein Mund klappt auf und meine spröden Lippen beginnen augenblicklich zu brennen. Taumelnd springe ich auf und trete einige Schritte näher an die Magier ran. „Emberlein! Sag, gibt es schon was neues von Setto?", grüßt Kayrian besorgt. Er zieht mich in eine innige Umarmung, als ich meinen Blick betrübt zur Seite gleiten lasse. „Wir werden ihn finden, ganz sicher", murmelt er in mein Haar und streicht mir behutsam über den Rücken.
„Es ist schön dich wohlbehalten wiederzusehen, Ember. Ich schließe mich dem blonden Affen an..wir werden Setto finden. Ich habe meinem Trupp bereits alles geschildert. Auch mein Heimatort weiß Bescheid. Sie halten alle die Augen offen", richtet nun auch Arryn sein Wort an mich und legt mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
„Ich danke euch. Das bedeutet mir sehr viel", entgegne ich und seufze ergeben.
„Es freut mich zu sehen, dass ich scheinbar die richtige Wahl getroffen habe. Leider ist es nicht möglich noch weitere Magier hinzuzuziehen. Zum einen, da die ganze Sachlage unter strengster Geheimhaltung steht und zum anderen, da zu viele Magier womöglich die Aufmerksamkeit der Garde auf sich ziehen würde. Ich hoffe sie alle verstehen, wie wichtig diese Aufgabe für die Befreiung Alastair Kalens ist", wirft General Sekurion nun ein, weshalb jeder von uns stumm nickt.
„Gut, dann lassen sie uns zu den weiteren Details kommen. Die Führung während dieses Vorhabens erteile ich General Sorin, der sie von hier aus koordinieren wird. Die einzig weitere Person, die in die Sache involviert sein wird ist Salem Raion. Selbstverständlich, da er als stellvertretender Truppführer darüber in Kenntnis gesetzt werden muss und zum anderen, da seine Familie ihnen den diskreten Grenzübergang gewährleisten wird. Der Plan ist simpel, dennoch ist das Unterfangen nicht zu unterschätzen. Der Fokus liegt primär darauf, die Attentäter ausfindig zu machen. Sobald das erledigt ist schaffen sie sie auf ebenfalls diskretem Wege über die Reichsgrenzen und bringen sie auf direktem Wege ins Hauptquartier des schwarzen Rings. Von dort aus werde ich alles weitere übernehmen", erklärt er und senkt den Blick dabei.
„Verzeihen sie, General Sekurion? Wie genau sollen wir die Mistker- ich meine, die Attentäter festsetzen?", hakt Kayrian nach und entlockt dem Schwarzhaarigen ein seichtes Grinsen.
„Wie sie das anstellen überlasse ich voll und ganz ihnen. Sie müssen allerdings am Leben sein. Dennoch..über deren Zustand bei ihrer Ankunft habe ich keine Ansprüche wenn sie verstehen", entgegnet der Energiemagier, was dem Blondschopf ein zufriedenes Grinsen eintreibt. „Ich habe verstanden, Sir", meint er diabolisch dreinblickend, was auch meine Augen lodern lässt.
„Wir werden unser Bestes geben, um sie in einigermaßen gutem Zustand hier abzuliefern", pflichte ich Kairyan bei und verneige mich mit teuflischem Grinsen.
„Arryn..bitte sorgen sie als Eismagier dafür, dass jegliche Flammen unter Kontrolle bleiben", meint General Sekurion mit erhobener Braue. „Auch die Flammen auf verschmorter Haut", fügt er seufzend hinzu, da er wahrscheinlich vom Schlimmsten ausgeht, womit er definitiv ins Schwarze getroffen hat. Mein Blick muss Bände gesprochen haben, da er ganz besonders mich mahnend ansieht.
„Selbstverständlich, Sir. Sie können sich auf mich verlassen", versichert Arryn ihm und hat als einziger von uns einen relativ gefassten Ausdruck auf dem Gesicht.
„Nun denn..alles weitere ist mit General Sorin zu besprechen. Er ist bereits auf dem Weg hier her", beendet General Sekurion die Besprechung und entlässt uns somit.
„Ember, ich zähle auf sie. Ich lehne mich für Alastair gerade weit aus dem Fenster. Enttäuschen sie mich nicht", richtet er sein Wort erneut an mich, ehe ich aus der Tür schreite. Ich drehe mich erneut um und verneige mich respektvoll. „Und was ihren Feuerfuchs betrifft..sie können sich sicher sein, dass auch ich ihre Suche unterstütze. Nennen sie mir einen Kontakt und ich übersende einige Geldmittel, um die Suche voranzutreiben", fügt er lächelnd hinzu, woraufhin ich überrascht aufsehe.
„Ich danke ihnen von Herzen, Sir. Ich werde sie nicht enttäuschen. Verlassen sie sich auf mich. Ich werde die Attentäter zu ihnen bringen und wenn ich sie dafür durch die Hölle und zurück schleifen muss", entgegne ich eisern und verneige mich erneut tief vor ihm.
Ein zufriedenes Lächeln ziert seine Lippen, als ich die Tür hinter mir schließe und zu den anderen aufschließe.

Blind FireWhere stories live. Discover now