- Kapitel 129 -

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Ich schlage mir die Hände gegen die Stirn. Die Befragung der Bediensteten ergab absolut nichts. Ich habe keine Spur, die mich zu Setto führt, was mich minütlich wahnsinniger werden lässt. Allein der Gedanke daran, dass er irgendwo allein umherstreunt oder eingesperrt festsitzt lässt mich den Verstand verlieren. Ich habe ihn schließlich hier her gebracht, was bedeutet alles was ihm hier zustößt ist unumgänglich meine Schuld. Ich könnte es mir nie verzeihen sollte er Verletzungen davontragen oder gar sein Leben verlieren. Meine Gedanken drehen sich einzig und allein um Setto. Alles andere, alles weitere, alles, weswegen ich eigentlich herkam rückt in den Hintergrund. Nichts ist mehr von Bedeutung für mich. Alles was ich will, ist Setto sicher bei mir zu wissen.
„Milady? Ich komme um Bericht zu erstatten", reißt Rayon mich erneut aus den Gedanken, woraufhin ich ihm einen halbherzigen Blick zuwerfe. „Es ist nach wie vor keine Spur von ihm zu sehen. Ich schließe mich eurer Vermutung an. Ich denke, dass er von hier weggebracht wurde. Einige der Küchenhilfen sowie auch ich sind ausgebildete Fährtenleser. Wäre er lediglich ausgebüchst hätten wir ihn bis jetzt sicher gefunden", erklärt er seinen Gedankengang, was mich nur noch wütender werden lässt.
Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Wenn nicht einmal Fährtenleser in der Lage sind ihn aufzuspüren muss er einfach verschleppt worden sein. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich gehe gedanklich die letzten Tage und Stunden durch und versuche mich daran zu erinnern, ob mir jemand verdächtig vorgekommen ist. Eliana betritt den Raum, was mich aufsehen lässt.
„Ich soll dir dein Mittagessen bringen. Mutter und Vater machen sich Sorgen um dich. Sie möchten wissen, ob sie dir irgendwie helfen können", rattert sie fast wie auswendig gelernt herunter, woraufhin ich verächtlich schnaube. „Ich denke nicht, dass mir irgendjemand hier helfen kann. Wenn man Setto bis jetzt nicht gefunden hat wird man ihn mit euren Mitteln auch nicht finden. Ich werde mich wohl persönlich darum kümmern müssen", entgegne ich gereizt.
„Und was genau hast du vor? Willst du Flugblätter verteilen? Einen Marktschreier beauftragen? Der Fuchs ist weg, sieh es ein", murrt sie augenverdrehend und lässt das Tablett lautstark auf die Tischplatte fallen.
„Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Wie könntest du auch? Dafür sind wir einfach zu verschieden. Doch lass mich eines klarstellen..Ich werde nicht eher ruhen, bevor ich nicht weiß wo er ist und ob es ihm gut geht. Und wenn ich dafür Himmel und Hölle in Bewegung setzen muss", zische ich und packe sie unsanft am Kragen ihrer Bluse. Sie hingegen zieht erschrocken die Brauen nach oben und reißt sich los.
„Wo willst du überhaupt anfangen?! Du bist doch so schlau und so clever..dir sollte selbst klar sein, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist", kontert sie und drückt mir ihren Zeigefinger gegen die Brust.
„Wenn du das so siehst kannst du mir gern dabei zusehen, wie ich das Unmögliche möglich mache", entgegne ich in eisigem Tonfall und mache mich auf den Weg in die Stadt.
„Hey! Ember! Wo willst du hin?!", höre ich Eliana von oben herabrufen, doch ich ignoriere sie gekonnt. Ich habe bereits einen Verdacht wer in das Verschwinden von Setto verwickelt sein könnte. Mein letzter Trumpf, die letzte plausible Möglichkeit, die übrig bleibt.
„So warte doch! Wir haben die komplette Innenstadt bereits abgesucht. Er ist nicht hier!", nörgelt Eliana und zieht sich den Umhang hektisch über die Schultern, während wir bereits durch den Schnee stapfen.
„Als ich vor ein paar Tagen hier angekommen bin habe ich den Weg über den Marktplatz genommen. Dabei hat mich ein Händler angesprochen und mich nach meinem Preis für Setto gefragt. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht zum Verkauf steht, doch mittlerweile habe auch ich begriffen, dass ein einfaches Nein für manche Menschen nichts bedeutet. Also werde ich ihm einen Besuch abstatten", erkläre ich und höre sie scharf die Luft einziehen.
„E-Ein Händler sagst du? Naja..also..selbst wenn er es gewesen ist hat er deinen Fuchs bestimmt schon weiterverkauft. Wer weiß wo er sich bereits befindet. Du wirst ihn unmöglich ausfindig machen können", entgegnet sie beharrlich, doch ich denke gar nicht daran ihr zuzuhören.
„Ich habe es dir schon einmal gesagt..ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen um ihn zurückzuholen. Wenn du noch immer denkst, dass das unmöglich sei, dann werde ich dir zeigen, dass das lediglich deine Grenzen sind, nicht meine", murre ich benebelt vor Wut.
„Okay, okay..sagen wir es war dieser Händler..was willst du schon tun? Was kannst du denn tun? Als Magierin des schwarzen Rings ist es dir untersagt Zivilisten zu verletzen. Vergiss deine Stellung nicht, Ember", versucht Eliana es auf andere Weise, doch da hat sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
„Hast du eine Ahnung wie der schwarze Ring mit Gefangenen ihrer Mitglieder umgeht? Meine Bestrafung würde im Vergleich dazu noch als Gnadenstoß durchgehen", kontere ich, woraufhin sie die Augen aufreißt.
„Ember! Jetzt hör dir doch einmal selber zu. Du bist ja vollkommen wahnsinnig", zetert sie und klammert sich an meinen Oberarm, was mich wütend die Brauen verziehen lässt.
„Wenn du mitkommen möchtest, um mir zu helfen habe ich nichts dagegen, doch solltest du mir noch einmal in den Weg treten werde ich keine Gnade walten lassen, Eliana", hauche ich ihr bedrohlich entgegen und reiße mich aus ihrem Griff.
„Ember!", entkommt es ihr schockiert, doch ich lasse sie einfach stehen. Ich höre ihre herannahenden Schritte, als sie mich einholt. Sie hat ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen und schweigt. Es wundert mich durchaus, dass sie mich begleitet, doch es kümmert mich einfach zu wenig, als dass ich mir weiter Gedanken darüber mache.

Ich schleudere den alten Knacker mit Wucht gegen die Holzbretter seines Standes. Außer mir vor Wut starre ich auf die seichten Spuren des Magieflusses, die Setto hinterlassen hat. Ich packe den Mann am Kragen und beuge mich dicht vor ihn.
„Willst du noch immer abstreiten meinen Fuchs gesehen zu haben? Hältst du mich für dumm? Ich sehe seine Bissspuren überall auf deinem Unterarm. Sein Magiefluss klebt ebenfalls an dir. Wenn dir dein Leben lieb ist verrätst du mir jetzt wo du ihn hingebracht hast", zische ich bedrohlich, während Eliana mich mit aller Kraft von ihm zerren will.
„Ember, so beruhige dich doch. Deinetwegen werden noch höhere Instanzen eingeschaltet! Wie sieht das denn für das Haus Akela aus?!", versucht sie mich zur Vernunft zu bringen, doch der Ruf unserer Familie könnte momentan keine kleinere Rolle für mich spielen.
„Ich..ich habe wirklich nichts damit zu tun..ich schwöre es!", stammelt der alte Mann und hebt unschuldsbeteuernd seine Hände vor sich. „Lügner! Hast du überhaupt eine Ahnung wen du vor dir hast?!", schreie ich hysterisch und hebe bereits meine Hand in die Höhe. Flammen ummanteln meine Faust, was den Händler schockiert die Augen aufreißen lässt.
„Ember!", brüllt Eliana mir ins Ohr, doch ich werfe sie nur mit einem Hieb zur Seite.
„Ich sagte dir doch, dass du mir nicht in die Quere kommen sollst", zische ich und konzentriere mich erneut auf den alten Mann vor mir.
„Bitte ich habe Familie..ich habe Enkelkinder..ich..ich habe-", stammelt er weiter, als Eliana sich schützend vor ihn stellt und ihr Zepter auf mich richtet.
„Ember..es reicht. Du hast ja völlig den Verstand verloren. Als zukünftige Repräsentantin unseres Hauses kann ich das nicht länger dulden auch wenn du zur Familie zählst", richtet sie ihr Machtwort an mich, welchem ich mich unumgänglich fügen muss. Beinahe mechanisch lasse ich von dem Alten ab und beziehe eine kniende Form.
„Eliana..wie kannst du..", zische ich wütend und unfähig mich zu bewegen, da der Zauber des Machtworts zu stark ist.
„Ich kann dich nicht die gesamte Stadt in Trümmer legen lassen nur wegen eines Fuchses", erklärt sie streng und platziert ihr Zepter neben sich.
„Fam..Familie?", stottert der Händler und weitet schockiert die Augen dabei, als er seinen Blick zwischen meiner Schwester und mir hergleiten lässt.
„Ganz recht alter Greis..ich bin Lady Ember, Zweitgeborene des Hauses Akela. Und ich schwöre dir dich bis in alle Ewigkeit heimzusuchen wenn ich Setto nicht zurückbekomme! Ich werde deine Familie, dein Haus, all dein Hab und Gut in Schutt und Asche legen, das schwöre ich dir. Meine Schwester kann dich nicht ewig beschützen", presse ich angestrengt hervor, was ihn erschaudern lässt. Er sieht hilfesuchend zu Eliana, die einen ihrer Blitzangriffe auf mich richtet.
Ohne mit der Wimper zu zucken ertrage ich es und starre dem Händler dabei teuflisch grinsend in die Augen.
„Ember, es reicht!", brüllt sie und lässt erneut einen Blitzhagelregen auf mich niederprasseln.

Blind FireWhere stories live. Discover now