- Kapitel 102 -

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Der Abschied von zu Hause ist mir deutlich leichter gefallen, als der von Tarik. Eliana ließ sich entschuldigen, da sie sich laut Aussagen des Dienstpersonals nicht gut fühlte und es bevorzugte in ihrem Zimmer zu bleiben. Seit dem Vorfall auf dem Marktplatz der Hauptstadt haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt, doch das stört mich nicht. Es hätte mich sogar sehr gewundert wenn es anders gekommen wäre.

Gedankenverloren streife ich durch die Straßen der Hauptstadt und schlage den Weg zum vereinbarten Treffpunkt ein. Salem, sowie die restlichen Truppmitglieder der Elite haben sich heute extra versammelt, um mich abzuholen. Von heute an werde ich im Quartier des Trupps wohnen. Laut Kairyans Brief hat er bereits einige Tage vor mir sein Quartier bezogen. Arryn hingegen hat sich bislang noch nicht gemeldet. Womöglich ist er noch mitten im Umzugsstress. Schließlich hat er von uns dreien den weitesten Anreiseweg. Sowie ich hörte liegt das Anwesen der Khiones am äußersten Grenzbezirk des Nordens. Er wird sich also nicht in einem Rutsch her teleportieren können.
Unweigerlich flackern Erinnerungen in mir auf, während ich die Straßen durchquere. Als ich am großen Platz des Hauptquartiers des schwarzen Rings vorbeikomme, hallen mir Salems Worte im Ohr wieder.
„..Es muss mindestens einen starken Feuermagier in deiner Blutlinie geben..", richtig, ich erinnere mich. Ich wollte Tarik diesbezüglich doch noch fragen. Seufzend fasse ich mir an den Kopf. Es gab einfach zu viel anderes worüber wir sprachen. Das zusätzliche Abschlusstraining, um welches ich ihn gebeten habe, die Sache mit Alastair und nicht zu vergessen, der Abschied.
Ich werde ihn einfach in meinem Brief darauf ansprechen, denke ich und passiere den großen Platz. Einige neugierige Augenpaare liegen auf mir, als ich endlich den Treffpunkt erreiche.
Salems rote Haarpracht, die er gekonnt nach hinten gekämmt hat, sticht mir bereits von weitem entgegen. Ein so strahlendes Rot habe ich bislang nur selten zu sehen bekommen. In meiner Heimatstadt gibt es schließlich niemanden mit roten Haaren.
Als er mich entdeckt winkt er ausschweifend mit beiden Händen und schlägt Darko dabei beinahe ins Gesicht. Dieser packt Salems Arm und drückt ihn genervt zur Seite. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und bringe die letzten Meter eilig hinter mich.
„Ember! Wie schön dich wiederzusehen. Ich hoffe du hattest eine angenehme Anreise", grüßt Salem gewohnt euphorisch und staunt nicht schlecht, als er Agira auf meiner Nase entdeckt. Verwirrt starrt er auf mein Artefakt und verstummt für einen Moment. Dewi macht sich die Phase der Stille zunutze und springt freudig auf mich zu.
„Endlich! Meine Armlehne ist wieder da", entkommt es ihm lachend, während ich augenverdrehend einen Ausfallschritt zur Seite mache und er somit ins Leere fällt. Der Blondschopf reibt sich mit verzogenem Gesicht den Kopf und sieht beleidigt zu mir auf. „Wurde auch Zeit, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst", meldet sich nun auch Hera zu Wort und legt lächelnd eine Hand auf meine Schulter.
„Willkommen zurück, Ember", fügt Raven grinsend hinzu und lässt schwarze Nebelsterne um mich herum fliegen. Skeptisch betrachte ich die funkelnden Wölkchen, ehe sie sich in Luft auflösen. „Was ist das denn für eine finstere Form der Begrüßung?! Wenn schon, dann müssen es hell strahlende Sterne sein!", kritisiert Ray tadelnd und schnippt mit den Fingern. Augenblicklich erscheinen hell leuchtende Punkte um mich herum und bilden langsam die Form eines Sterns.
„Überrumpelt sie doch nicht gleich wieder mit euren Zankereien", wirft Jasper leise lachend ein. „Willkommen zurück im Chaoshaufen, Ember", fügt er nun grinsend hinzu und hat seine Arme dabei verschränkt. Schmunzelnd nicke ich ihm zu und sehe mich suchend um, denn es scheinen ein paar der Mitglieder zu fehlen.
„Falls du die restlichen vier von uns suchst, die sind leider verhindert. Ein Einsatz kam unerwartet rein, weshalb sie leider nicht die Chance hatten dich persönlich in Empfang zu nehmen", greift Raven meine wohl offensichtlich ins Gesicht geschriebene Frage auf.
„Das spielt doch keine Rolle. Wir reichen dir doch, oder Ember?", kontert Dewi lachend, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hat und lässig einen Arm um meine Schultern wirft.
„Ja..in der Tat ist es bereits anstrengend mit nur sechs von euch", entgegne ich mit hochgezogener Braue und schiebe seinen Arm beiseite.
„Autsch, der hat gesessen", gesteht Jasper grinsend und boxt mir spielerisch gegen die Schulter, woraufhin ich ihm lediglich verschmitzt entgegenblicke. Salem, der sich mittlerweile wieder aus seinen Gedanken befreit hat, ergreift nun das Wort.
„Lasst uns aufbrechen. Schließlich wollen wir Ember doch noch unser Quartier zeigen, oder?", wirft er fragend ein und erntet synchrones Nicken.
„Ja auf jeden Fall! Das wird spitze! Dein Zimmer ist genau neben meinem. Das wird witzig, glaub mir", sprudelt es aus Dewi, der nach wie vor neben mir steht und mich nun mit funkelnden Augen ansieht. „Was heißt hier dein Zimmer? Du Einfallspinsel teilst dir ein Zimmer mit mir, also ist das unser Zimmer", wirft Raven lachend ein und packt Dewi in den Schwitzkasten.
„Du hast sicher auch ein Haustier, oder?", richtet der schwarzhaarige sein Wort nun an mich, während er Dewi noch immer fest im Griff hat. Überrumpelt von der Frage schüttle ich den Kopf. Es scheint seltsamerweise völlig normal zu sein ein Haustier zu halten.
Haben die denn überhaupt Zeit für ein Haustier? Schießt mir die Frage durch den Kopf, während auch Hera sich nun einklinkt.
„Tatsächlich nicht? Wie schade, dabei hatte ich gehofft einen geeigneteren Spielkameraden, als Selens Wasserschlange für Spirit zu finden", entkommt es ihr seufzend, woraufhin ich verwirrt die Brauen hebe.
„Spirit? Selen?", murmle ich fragend.
„Spirit ist mein Adler. Leider versteht er sich nicht so gut mit Selens Wasserschlange, Kri. Selen und ich teilen uns ein Zimmer musst du wissen", erklärt sie mit ausladender Handbewegung.
„Habt ihr denn wirklich alle hier ein Haustier?!", entkommt es mir irritiert und ernte synchrones Lachen.
„Du wirst es verstehen sobald du eine Weile Teil dieses Trupps bist", entgegnet Salem lachend und schlägt den Weg in Richtung des Portals ein, welches zu den Quartieren der Trupps führt.

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