- Kapitel 41 -

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Erinnere dich an die Aufgabenstellung, wie genau war der Wortlaut des Ordensmitglieds?", meint er herausfordernd während ich angestrengt nachdenke. „Weiter darf ich dir leider nicht auf die Sprünge helfen, doch ich bin mir sicher, dass du herausfinden wirst worauf ich hinaus wollte", fügt er hinzu ehe seine Stimme verstummt.

Grübelnd fasse ich mir ans Kinn und starre dabei auf den Kelch in meinen Händen. Die Aufgabenstellung..was ist unsere Aufgabe..der genaue Wortlaut des Ordensmitglieds..
Ich versuche mir zusammenzureimen, was genau Kalen mir dadurch offenbaren wollte, komme jedoch zu keinem brauchbaren Ergebnis.
Seufzend schwenke ich den Kelch hin und her und sehe dabei zu, wie die klare Flüssigkeit beinahe überschwappt. Hastig stoppe ich meine Bewegung, um nichts zu verschütten, da ich nicht weiß, ob mein Sieg gezählt wird, sollte ich nicht den gesamten Inhalt austrinken.

Moment einmal..austrinken?

Ich halte inne und spinne den aufkommenden Gedanken weiter.
„Eure Aufgabe besteht nun darin, euch einen der Kelche auszusuchen..", hallen mir die Worte des Ordensmitglieds nach, woraufhin es mir wie Schuppen von den Augen fällt.
Von austrinken war nie die Rede. Unsere Aufgabe bestand lediglich darin uns für einen der Kelche zu entscheiden und das haben wir getan. Damit wäre die Aufgabe beendet. Das war es, was Kalen mir damit sagen wollte. Es ist völlig egal für welchen Kelch ich mich entschieden hätte, da ich ohnehin nie hätte daraus trinken müssen.

Ich schüttle ungläubig schmunzelnd den Kopf während ich ein „Vielen Dank, Sir. Ich habe verstanden, was sie mir sagen wollten", in Gedanken an Kalen richte und entschlossen dem Ordensmitglied entgegen blicke.
„Ich füge mich der Entscheidung meiner Kontrahentin. Wenn sie diesen Kelch für sich auserwählt hat dann akzeptiere ich diesen hier", meine ich und deute auf den Kelch in meinen Händen. Erstaunt hebt er die Brauen und mustert mich verwirrt während die Brünette mir gegenüber bereits zum Trinken ansetzt. Mit einem Ruck kippt sie den Inhalt hinunter und knallt den leeren Kelch auf die Tischplatte.
Überrascht klappt mir der Mund auf, als ich sehe, dass sie den Inhalt tatsächlich leerte. Gespannt starre ich ihr entgegen, die Sekunden vergehen und nichts geschieht.
„Ha! Du bist in meine Falle gelaufen! Ich wusste in welchem Kelch sich das Gift befand und habe sie deshalb vertauscht. Zugegeben, anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich den richtigen Kelch auserwählte, doch nachdem ich nach wie vor am Leben bin hast folglich du den vergifteten Kelch. Ich wünsche viel Spaß beim sterben", verkündet sie triumphierend und sieht gehässig zu mir rüber.
Ein leises Lachen entkommt mir während ich den Kelch auf den Tisch stelle. Ich applaudiere dezent und stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab nachdem ich meinen Ellenbogen auf den Tisch legte. „Ich gratuliere..wir haben wohl eine meisterhafte Strategin hier", veräpple ich sie woraufhin sie verwirrt ihr Gesicht verzieht.
„Ja, sieht wohl so aus. Und jetzt trink, beende die Aufgabe. Ich will endlich mit der Nächsten anfangen können", drängt sie zornig woraufhin ich sachte den Kopf schüttle.
„Verzeih, doch das werde ich nicht tun", entgegne ich süffisant grinsend und ernte einen empörten Gesichtsausdruck.
„Hey! Du hast dich für diesen Kelch entschieden also trink jetzt gefälligst", zischt sie während ich mich entspannt zurücklehne.
„Unsere Meisterstrategin hat wohl eine entscheidende Sache übersehen..", meine ich und schürze die Lippen.
„Ach ja? Und das wäre?", blafft sie genervt.
„..die eigentliche Aufgabenstellung", entgegne ich schulterzuckend, woraufhin sich weitere Fragezeichen über ihr Gesicht legen. „Dann setze ich dich mal ins Bild..du Intelligenzbolzen", beginne ich und lehne mich dabei provokant nach vorn. „Unsere Aufgabe bestand daraus sich für einen der Kelche zu entscheiden. Davon sie auszutrinken war nie die Rede. Folglich ist es nicht nötig den Inhalt des ausgewählten Kelches auszutrinken. Schließlich war das auch nie Sinn und Zweck der Sache", kläre ich sie auf und blicke in ihr fragendes Gesicht. „Aber..das..d-das ist nicht richtig, das stimmt so nicht..oder?", richtet sie ihr Wort an das Ordensmitglied, welches gespannt dem Verlauf des Geschehens verfolgt.
„S-Soll das etwa heißen, dass es egal gewesen wäre welchen Kelch man nimmt?! Das ist doch..ein schlechter Scherz! Wozu dann das Ganze?!", entkommt es ihr wütend. Das Ordensmitglied setzt bereits zur Beantwortung der Frage an, doch ich komme ihm zuvor.
„Der Sinn dieser Aufgabe war nicht uns gegenseitig zu töten. Man wollte schlichtweg herausfinden, wer bereit dazu ist sich wissentlich für den jeweils anderen zu opfern und ihm somit das Leben zu retten. Deshalb sagte man auch beiden von uns, in welchem Kelch sich vermeintlich Gift befand. Jedoch erzählte man mir, dass das Gift in den Kelch zu meiner Rechten eingeflößt wurde, während man dir sagte es sei im anderen. Man wollte sehen, wer von uns beiden trotz dieser Information zum vergifteten Kelch greift und wer nur sein eigenes Wohl im Sinn hat. Ich bezweifle sogar, dass überhaupt einer der Kelche vergiftet wurde. Ich habe diese Aufgabe ganz klar für mich entschieden, da ich von Anfang an wusste, dass du die Kelche zu Beginn ausgetauscht hast. Ich kann zwar meine Augen nicht nutzen, doch mein Tastsinn funktioniert hervorragend. Ich habe die Schwingungen wahrgenommen, als du deine Tauschaktion durchgeführt hast und habe somit nach dem richtigen Kelch gegriffen, in dem ich nach Aussage des Ordensmitglieds das Gift vermutete, um dir dein Leben zu retten", erkläre ich und mustere die silberfunkelnden Behälter vor mir grinsend.

Der Brünetten entgleiten jegliche Gesichtszüge und ihre Farbe gleicht der einer Schneelandschaft.
„Ist das wahr?", entkommt es ihr trocken während sie aus geweiteten Augen zum Ordensmitglied starrt. Dieser räuspert sich kurz und nickt bestätigend.
„Ich habe der Erklärung ihrer Kontrahentin nichts weiter hinzuzufügen. Sie hat es auf den Punkt genau erfasst", meint er eintönig und sieht verstohlen zu mir hinab.
„Das..das kann nicht sein..ich kann nicht verloren haben! Das ist unmöglich!", brüllt sie aufgebracht und richtet ihren Finger zornig auf mich. „Das kann ich nicht zulassen!", zischt sie, während plötzlich ihr Zauberspruchbuch neben ihr erscheint und schwebend eine Seite aufschlägt. Das Ordensmitglied verkrampft sich alarmiert und stellt sich schützend vor mich.
„Ich fordere sie hiermit auf jegliche Angriffe zu unterlassen! Andernfalls wird dies schwerwiegende Konsequenzen haben", weist er sie forsch zurecht, doch sie scheint seine Worte überhaupt nicht wahrzunehmen.
„Wenn ich nicht gewinnen kann dann du auch nicht!", ruft sie energisch und murmelt bereits einen Zauberspruch, den sie allerdings nicht zu Ende sprechen kann.

Plötzlich erscheint ein in Uniform gekleideter Mann vor ihr und greift nach ihren Armen.
„Rivera, so beruhige dich doch! Du bringst dich noch in Teufels Küche und mich gleich dazu!", redet er auf sie ein, während ich zu dem Schluss komme, dass dies wohl ihr Bindungspartner sein muss.
„Gehen sie mir aus dem Weg, Senur! Solange ich noch meine Zauberkräfte besitze werde ich sie für meine Rache nutzen! Ich werde ihr jegliche Seelen an den Hals hetzen, die mir zur Verfügung stehen!", blafft sie wütend, während sie versucht sich aus seinem Griff zu befreien.

Amüsiert schmunzle ich und trete einige Schritte auf sie zu. Mit verschränkten Armen und mit teuflischem Grinsen sehe ich auf sie hinab. Ihre Blicke sollen mich erdolchen, mich zerfleischen, mich töten, doch das kümmert mich kein bisschen. „Na, wie fühlt es sich an der größte Verlierer der magischen Geschichte zu sein?", spotte ich provokant, woraufhin sie sich endgültig losreißt und auf mich zustürmt. Mit einem galanten Ausfallschritt weiche ich aus und sehe ihr dabei zu, wie sie mit dem Gesicht voran auf dem Boden aufkommt.
„Wer verliert schon gegen eine Blinde, nicht wahr?", säusle ich lachend, während ich mich zu ihr hinab beuge.

Mit einem breiten Grinsen trete ich zurück neben das Ordensmitglied, welches mir erstaunt entgegen blickt und warte darauf meine nächste Aufgabe zu bestreiten.

Blind FireWhere stories live. Discover now