- Kapitel 124 -

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„Und du bist sicher?", vergewissert sich Salem erneut, als er gemeinsam mit den anderen vor mir steht. Mein Gepäck für ein paar Tage steht zusammen mit dem Füchschen neben mir auf dem Boden, während ich meine Tasche mit ein wenig Reiseproviant enger schultere.
„Ja, ich bin mir sicher", entgegne ich entschlossen und nicke dabei unterstreichend. Auch Dewi sieht unsicher von oben auf mich herab und hat die Arme dabei verschränkt.
„Ich meine..es ist dir wichtig oder?", hakt er nach und erntet stummes Nicken meinerseits. „Dann lässt sich wohl nichts machen", seufzt er und wechselt seine Position. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen schielt er zu Darko rüber, der ihm bestärkend zunickt.
„Vergiss nicht..egal, was dabei herauskommt..du weißt, dass deine Familie hier auf deine Rückkehr wartet", wirft Salem nun ein und legt dabei eine Hand auf meine Schulter, was mich lächeln lässt.
„Das weiß ich, vielen Dank", entkommt es mir berührt, während ich meine Hand sachte auf seine lege. „Ich werde mich melden, sobald ich angekommen bin", meine ich und gehe bereits ein paar Schritte auf die schwere Eingangstür des Quartiers zu.
„Du weißt, dass wir einen Suchtrupp losschicken, sollte kein Brief von dir eintreffen", weist Darko mich schelmisch grinsend hin, woraufhin ich nur lachend die Augen verdrehe.
„Und es soll auch nicht wenigstens einer von uns zumindest bis zu deiner Heimatstadt mit dir kommen?", hakt Salem noch einmal nach.
„Keine Sorge, ich schaffe das schon. Ich werde mit allem fertig, was mich erwartet, oder etwa nicht, Salem?", trieze ich, woraufhin er verlegen zur Seite sieht und sich am Hinterkopf kratzt. „Diese Aussage bezog sich eher auf feindlichen Gardemagier..allein bei dem Gedanken an deine Schwester bekomme ich eine Gänsehaut", kontert er und schüttelt sich am ganzen Körper. „Mach dir keine Gedanken Ember. Wir werden deine Leiche schon finden! Und wir beginnen mit dem Kreuzverhör deiner Schwester", scherzt Darko lachend und schlägt Salem dabei auf die Schulter.
„Du willst dir gar nicht erst vorstellen, was wir mit ihr anstellen werden..", fügt Dewi teuflisch dreinblickend hinzu, was mir dieses Mal eine Gänsehaut einjagt. Dewi kann so furchteinflößend wirken wenn er es ernst meint. „Ich bin mein ganzes Leben schon mit ihr fertig geworden, da schaffe ich die wenigen Tage auch noch. Auch ohne zu einer verwesenden Leiche zu werden", stelle ich klar und ernte ein dümmliches Grinsen seitens der Beiden.
„Du wirst uns fehlen", mischt Hera sich nun ein und zieht mich in eine innige Umarmung, der sich auch die anderen anschließen.
„Ich werde euch auch vermissen", presse ich hervor, da sie mich beinahe erdrücken. „Aber ich möchte endlich Antworten auf meine Fragen. Auch wenn es für mich keine große Rolle spielt, so will ich dennoch die Wahrheit kennen. All die Jahre über dachte ich, es läge an mir..dass ich das Problem sei. Das etwas mit mir nicht stimmt und ich deshalb nicht in meine Familie passte, doch..was wenn es nicht meine Schuld ist? Diese Frage lässt mich einfach nicht los und deshalb muss ich gehen", erkläre ich ihnen und sehe in verständnisvolle Gesichter.
„Natürlich musst du gehen. Ich hoffe du findest die Antworten, die du suchst", meint Salem nun, während sich einer nach dem anderen von mir löst.
„Danke für euer Verständnis. Ich werde bald zurückkehren", beruhige ich sie und öffne die Eingangstüren des Quartiers.
„Gehen wir, Setto*", richte ich mein Wort an meinen tierischen Begleiter, der seinen Blick hebt und voranschreitet.

Wir haben das Quartiergelände bereits vor einiger Zeit hinter uns gelassen und machen uns auf den Weg in die Hauptstadt. Setto läuft gemächlich neben mir her und erkundet die Umgebung mit Adleraugen. Der Brief, der vor wenigen Tagen für mich ankam hatte das Siegel des Königreichs Trios auf dem Umschlag. Auch ohne ihn zu öffnen, wusste ich von wem er ist. „Wenn dir jemand deine Frage beantworten kann ist es deine Schwester, Eliana", waren Tariks Worte im Bezug auf das heikle Thema meiner Herkunft. Er hielt sich recht vage. Er meinte, dass er hier und da etwas aufgeschnappt hatte, doch das er nichts konkretes dazu beitragen könnte. Jedes Mal war es Eliana gewesen, die diese Hinweise ausplapperte. Ich werde mein Glück also zunächst einmal bei ihr probieren, bevor ich meine Eltern darauf ansprechen werde. Abgesehen davon offenbarte Tarik mir auch, wie stolz er auf mich sei. Er freute sich über meine Trainingsfortschritte und auch darüber, dass ich mich mit meinen Truppmitgliedern so gut verstehe. In meinem Brief erwähnte ich den Feuerfuchs und dass ich noch einen Namen für ihn bräuchte.
„Die Namensgebung ist natürlich dir überlassen, doch wenn du erlaubst kann ich dir einen Vorschlag liefern. Ich habe noch nie einen echten Feuerfuchs zu Gesicht bekommen, doch ich stelle ihn mir ähnlich wie einen Wüstenfuchs vor, die es hier zwischen unseren Dünen wie Sand am Meer gibt. Das Volk aus Trios verehrte diese kleinen Kreaturen für eine lange Zeit, da sie die Anwesenheit des Wüstengottes Seth verkünden sollten. Daraus resultierte der Name Setto. Er ist ein recht alter und traditioneller Name hier in Trios. Er steht für Cleverness und Eleganz, was meiner Meinung nach ausgenzeichnet zu einem solch anmutigen Sagenwesen wie einem Feuerfuchs passt. Auch wenn du dich anders entscheidest, wird der Name den du ihm gibst perfekt sein, weil er von dir kommt. Er ist dein Feuerfuchs und du wirst die richte Wahl treffen", kommen mir seine Zeilen in Erinnerung, weshalb ich leise in mich hineinlächle.
Tarik hatte recht. Der Name passt wirklich hervorragend und ich fühle mich geehrt meinen Begleiter nach seinem Vorschlag zu benennen. Auf die Art fühle ich mich ein Stück weit mit Tarik verbunden. Auch wenn es sich lächerlich anhört, aber auf die Weise habe ich das Gefühl ihn ein wenig zu ehren.

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