- Kapitel 26 -

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Ich beschließe mich zunächst einmal ordentlich zu waschen, da ich bislang noch nicht dazu kam. Plötzlich ist mir General Kalens Besuch umso unangenehmer. Er hat mich zwar auch auf dem Schauplatz so blutverschmiert und verschwitzt zu Gesicht bekommen, dennoch ist es mir etwas peinlich.

Während des Waschens inspiziere ich meine Verletzungen und wende einfache Heilzauber an. Leider ist meine Magierklasse nicht gerade bekannt dafür starke Heilkräfte zu besitzen, weshalb mir lediglich die Zauber der grundlegenden Wundbehandlung zur Verfügung stehen. Glücklicherweise habe ich bis auf einige Blessuren, die sich in den nächsten Tagen zu blauen Flecken verwandeln werden, und einigen Kratzern nicht sonderlich viele Beschwerden aufzuweisen. Zumindest äußerlich scheine ich gut davon gekommen zu sein.

Als ich mich um meine Verletzungen kümmere ertappe ich mich dabei, wie meine Gedanken für einen kurzen Moment zu Kairyan und Arryn huschen. Wie letzterer die Explosion wohl überstanden hat? Sicher hatte er sich rechtzeitig in eine Eismembran hüllen können, schließlich müsste er sich relativ weit weg vom Ursprungsort der Explosion befunden haben. Kairyan hingegen musste körperlich ordentlich einstecken. Ich frage mich, ob er seine Wunden mittlerweile heilen konnte oder ob sein Wissen der Wundversorgung meinem Niveau entspricht. Sollte dies so sein empfinde ich wahrlich ein wenig Mitleid für ihn.

Seufzend wickle ich mir nach meiner mehr oder weniger erholsamen Dusche erneut das Handtuch um meinen nassen Körper, schlendere zurück ins Zimmer und steuere den Kleiderschrank an.
General Sekurion meinte, dass sich passende Roben für den Abend darin befinden würden.
Arryn und Kairyan haben das Ziel der ersten Etappe doch sicherlich auch erreicht, oder?
Prüfend begutachte ich den kleinen Metallschrank. Ich hoffe, sie haben auch an Unterwäsche gedacht. Mit gemischten Gefühlen öffne ich die Metalltüren des Schranks und finde ein einfaches, weißes Shirt zusammen mit einer grauen Stoffhose, fein säuberlich gefaltet in einem der Fächer. Darunter befindet sich tatsächlich frische Unterwäsche für die nächsten zwei Tage. An der recht kurzen Kleiderstange hängt ein dunkelrotes Abendkleid mit einem braunen Stofftäschchen am Kleiderbügel. Stirnrunzelnd greife ich danach und ziehe es aus dem Schrank. Erst jetzt bemerke ich, dass es ein bodenlanges Kleid zu sein scheint. Die Farbe erinnert mich an Wein, der von seichten Sonnenstrahlen angestrahlt wird. Ein weiterer blick in den Schrank zeigt mir, dass sich auch elegante schwarze Absatzschuhe darin befinden, die vermutlich zum Kleid gehören. Etwas unsicher greife ich nach ihnen und sehe mir die Sachen in meinen Händen mit einem unbeholfenen Lächeln an.
„Ich hoffe ihre Worte vorhin waren nicht nur heiße Luft, General Kalen..ich werde heute Abend mehr als nur gute Führung brauchen..", murmle ich ergeben und lasse meine Hände sinken. Das braune Säckchen fällt mir erneut ins Auge woraufhin ich beginne daran zu fummeln. Als ich es öffne entdecke ich Schmuck, der farblich auf die Farbe des Kleids abgestimmt wurde. Vorsichtig hole ich ein wunderschönes Collier hervor, welches dunkle Granate in sich verarbeitet hat. Neugierig, was sich sonst noch in dem Säckchen befindet greife ich tiefer hinein und habe im nächsten Moment zwei Ohrringe in der Hand, die ebenfalls mit dunkelroten Granaten versehen sind. Als letztes bleibt ein Ring übrig, der einen großen Stein aufweist. Auch dieser schimmert rot und scheint perfekt zum Set zu passen.

Ich starre auf mein Bett, auf welchem ich die Sachen ausgebreitet habe und hebe skeptisch meine Braue. Ich muss gestehen, dass ich selbst tatsächlich nichts Rotes besitze. Mein Kleiderschrank ist eher in dunklen Grüntönen gehalten. Ab und an hat sich ein cremefarbenes Teil eingeschlichen, doch rot zählt definitiv nicht zu meinen Farben.

Sich darüber nun Gedanken zu machen ist allerdings Zeitverschwendung. Außer dieser Abendrobe und dem vermeintlichen Schlafanzug befindet sich nichts weiter in diesem Schrank, was ich heute Abend tragen könnte, also bleibt mir überhaupt nichts anderes übrig.

Skeptisch begutachte ich mich im Spiegel, der neben dem kleinen Metalltisch schwebt und drehe mich hin und her. Das Kleid ist genau auf meine Größe zugeschnitten, was mich überrascht die Brauen heben lässt. Abgesehen davon hat es einen dezenten Rückenausschnitt während es vorne sogar meine Schlüsselbeine verdeckt. Es besitzt an der rechten Seite einen langen Schlitz, um bequeme Schrittlängen tätigen zu können. Auch die Schuhe sind weitaus angenehmer zu tragen, als erwartet. Der Schmuck glänzt und funkelt an mir ohne die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich zu ziehen. Zugegeben, derjenige, der diese Robe zusammengestellt hat weiß genauestens was er tut. So gut war ich in meinen gesamten zwanzig Jahren noch nicht gekleidet und das, obwohl meine Eltern mir allerhand teure Kleider kauften.

Mit mürrischem Blick sehe ich mir mein Gesicht an und merke, dass es überhaupt nicht zu meinem eleganten Kleidungsstil am heutigen Abend passt. Seufzend fahre ich mir durch die offenen Haare und gebe mich geschlagen. Es ist wohl an der Zeit den einzigen mir bekannten Hausfrauenzauber anzuwenden, der sich auf die Ästhetik bezieht. Tatsächlich musste ich ihn in der Vergangenheit bereits des Öfteren anwenden, da wir hier und da Gäste auf unserem Anwesen empfingen, denen man nicht ungeschminkt unter die Augen treten durfte. Es gehörte sich für eine Dame schlichtweg nicht keinen Wert auf ihr Äußeres zu legen - Kampftraining hin oder her. Das waren zumindest Meister Tariks Worte, als ich mich damals darüber beschwerte.

Mit letzten Handgriffen stehe ich vor dem Spiegel und versuche vergebens meine Haare davon abzuhalten in alle Richtungen abzustehen.
Nach dem Waschen sind sie leider stets widerspenstig und elektrisiert.
Und da soll noch einmal jemand sagen mit glatten Haaren geboren zu sein sei ein Segen. Es sieht umso lachhafter aus wenn sie in diesem Zustand vom Kopf stehen.

Ein lautes Klopfen lässt mich zusammenfahren, ehe ich tief ein und ausatme.
„Ja bitte?", melde ich mich und trete vom Spiegel zur Seite. Die Tür öffnet sich langsam und lässt das Licht des Flurs ins Zimmer scheinen. General Kalen steht in schwarzem Anzug und dazu passenden Herrenschuhen im Türrahmen und sieht mir mit funkelnden Augen entgegen. Seine schwarzen Haare sind ordentlich nach hinten gekämmt, was seine Stirn zum Vorschein bringt. Mit unauffälligen Blicken wandert er meinen Körper entlang, ehe er ein schelmisches Grinsen auflegt und eintritt.
„Du siehst bezaubernd aus, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf", meint er und greift sachte nach meiner Hand, ehe er einen flüchtigen Kuss auf meinem Handrücken hinterlässt. Augenblicklich verkrampfen sich meine Muskeln und ein Schauer huscht über meinen spärlich bedeckten Rücken. Er hingegen scheint äußerst zufrieden mit meiner Reaktion zu sein, denn sein Grinsen wird umso breiter.
„Vielen Dank, Sir. Ich bin mir sicher, dass auch ihr Anblick sehenswert ist. Ich beneide all meine Kontrahenten um die Gabe des Sehens am heutigen Abend", entgegne ich, während ich mich dezent vor ihm verneige und meine Hand dabei über mein rechtes Schlüsselbein lege. Er hingegen hebt amüsiert eine Braue sowie einen seiner Mundwinkel. „Das ist zu viel Lob seitens einer solch schönen Frau..Die Blicke werden einzig und allein auf dir liegen, dafür werde ich sorgen, meine Kleine", kontert er ehe er meine Hand ergreift und sie geschickt auf seinem Unterarm ablegt, um mich formell in den Speisesaal zu geleiten.
„Sie scheinen sich dabei sehr sicher zu sein, Sir", entgegne ich frech und schmunzle ungeniert, während wir durch die verwinkelten Korridore laufen.
„Natürlich, wie könnte ich auch nicht? Schließlich habe ich die Robe ausgewählt. Ich wäre persönlich gekränkt sollten die Blicke nicht auf meiner hinreißenden Tanzpartnerin liegen", lacht er leise auf, woraufhin ich erstaunt die Brauen hebe.
„Sie haben diese Stücke zusammengesucht?", frage ich überrascht woraufhin er dezent nickt.
„Ich hoffe sie entsprechen deinem Geschmack. Ich habe die Farbe Rot ausgewählt, da ich finde, dass sie sehr gut zu deiner intensiven Ausstrahlung passt", erklärt er mit einem neugierigen Seitenblick in meine Richtung.
„Ich vertraue ihrem Geschmack. Solange es ihnen zusagt werde ich mich nicht beschweren", meine ich gelassen und verstärke meinen Griff um seinen Unterarm unmerklich, da ich auf diesen hohen Schuhen etwas unsicher bin.
„Ach ja? Wirst du nicht?", hakt er mit erhobener Braue nach woraufhin ich nicke.
„Natürlich nicht, schließlich bin ich für heute Abend ihre Begleitung. Soweit mir beigebracht wurde, ist es die Aufgabe der Dame den Herrn so gut wie möglich aussehen zu lassen und wie sollte das besser funktionieren, wenn nicht durch das Tragen der Robe, die der Herr selbst ausgesucht hat?", kontere ich triumphierend grinsend, da ich sehe wie ihm für einen kurzen Moment die Gesichtszüge entgleiten. „Sieh sich einer das an..meine Begleitung ist nicht nur hinreißend sondern auch äußerst gebildet", murmelt er mit einem teuflischen Grinsen ehe wir vor einer großen, dunkel gehaltenen Metalltür zum Stehen kommen.

„Wenn ich bitten darf?", meint er nun und hält mir wartend die Tür auf während er mit der freien Hand galant nach meiner greift und mich vorsichtig, dennoch bestimmt, über die Türschwelle führt.

Blind FireWhere stories live. Discover now