- Kapitel 40 -

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Ich blinzle mehrfach und kneife meine Augen zusammen. Es dauert einige wenige Sekunden, bis ich mich an das grelle Licht meiner neuen Umgebung gewöhnt habe.
Letztlich hebe ich den Blick und sehe mich neugierig um. Unbemerkt lasse ich einen Impuls durch den Untergrund gleiten, um mir einen Überblick zu verschaffen, doch genauso wie zuvor auch befinden wir uns noch immer im absoluten Nichts.
Ich war noch nie in einem Teleportationsloch, geschweige denn einem Teleportationskanal. Scheinbar gibt es hier keine Wände, keine Hindernisse, keinen geschlossenen Raum, der die Wellen an mich zurückgeben würde. Alles was ich sehe ist ein kleiner grauer Tisch, bestehend aus Metall, auf dem zwei silberfarbene Kelche nebeneinander aufgereiht sind. Neben dem Tisch stehen sich zwei Metallstühle gegenüber, doch ansonsten befindet sich absolut nichts in der näheren Umgebung.

Erst jetzt komme ich auf die Idee neben mich zu blicken und bin erstaunt noch jemanden vorzufinden. Ein junges Mädchen steht mit verschränkten Armen und mürrischem Gesichtsausdruck einige Meter neben mir und sieht skeptisch auf die Szene vor uns. Ich beäuge sie unauffällig von der Seite und merke, wie sie sich mir zuwendet. Ein amüsiertes Grunzen entkommt ihrer Kehle, ehe sie augenverdrehend den Kopf schüttelt.

„Ernsthaft? Die Blinde ist mein Gegner? Das ich nicht lache", murmelt sie schmunzelnd und sieht siegreich über mich hinweg.
„Du scheinst ziemlich überzeugt von dir zu sein", säusle ich provokant und ernte ein Schnauben. „Natürlich bin ich das. Wer könnte gegen eine Blinde schon verlieren?", lacht sie hämisch während ich leise auflache.
„Ganz recht..wer könnte gegen eine Blinde schon verlieren?..das müsste sicherlich der größte Versager in der Geschichte der Magier sein, nicht wahr?", stimme ich gespielt lachend mit ein und werfe ihr einen provokanten Blick zu.
„Ja in der Tat..das..das wäre die Lachnummer des Jahrhunderts", ergänzt sie schwer atmend, da ihr noch immer ein herzhaftes Lachen entkommt.

Unsere Konversation wird jeher unterbrochen, als sich ein Ordensmitglied vor uns materialisiert und verwirrt zwischen uns her blickt. Es muss ein seltsamer Anblick sein, zwei Konkurrenten zusammen lachend und scherzend vorzufinden, doch der Schein trügt. Ich habe mit keinem Wort, das ich aussprach, einen Scherz gemacht.

„Willkommen, liebe Teilnehmer, zu eurer ersten Aufgabe. Ich werde es kurz machen und euch erklären, was euch nun erwartet. Wie ihr sehen könnt ist ein Tisch für Zwei gedeckt worden. Auf diesem Tisch befinden sich zwei Kelche, gefüllt mit Wasser. Einem dieser Kelche jedoch wurde Gift untergemischt", beginnt das Ordensmitglied zu erklären, während mein Blick flüchtig zurück zum Tisch schweift. „Eure Aufgabe besteht nun darin, euch einen der Kelche auszusuchen. Es ist euch erlaubt, euch abzusprechen, Verhandlungen einzugehen und die Kelche untereinander hin und her zu reichen. Allerdings ist es verboten vom Inhalt eines Kelchs zu probieren und ihn anschließend umzutauschen. Solltet ihr euch für einen Kelch entschieden haben, ist das euer Kelch – ohne Ausnahmen. Auch hierbei gelten die allgemeinen Regeln des Duells, was bedeutet es werden keine verbotenen Zaubersprüche angewendet. Sollten noch offene Fragen bestehen stellt diese bitte jetzt, denn sobald die Aufgabe begonnen hat ist es mir untersagt weitere Fragen zu beantworten", beendet er seine Erklärung und sieht abwartend zwischen uns her.

„Alles verstanden, können wir dann jetzt anfangen?", blafft die Brünette mit straffem Pferdeschwanz und blickt ihm fordernd entgegen. Er richtet seinen Blick auf mich und hebt eine Braue. „Ich hätte tatsächlich noch eine Frage, wenn es genehm ist, Sir", meine ich und sehe provokant neben mich. Die Brünette verzieht genervt ihr Gesicht und scharrt mit den Füßen.
„Aber natürlich, Miss. Was möchten sie wissen?", entgegnet er mir höflich, jedoch eintönig.
„Es ist uns untersagt den Inhalt der Kelche zu probieren und sie dann zu tauschen..gilt diese Regel auch wenn man lediglich daran riecht?", stelle ich meine Frage keck und ernte einen kurzzeitig irritierten Gesichtsausdruck seinerseits.
„Nein, daran zu riechen und anschließend zu Tauschen ist erlaubt", entgegnet er und sieht mich prüfend an.
„Vielen Dank, Sir. Das war alles, was ich wissen wollte", meine ich zufrieden und sehe ihn nicken. „Nun denn, dann bitte ich die Damen meinen Kollegen zu folgen. Sie werden euch einen der Plätze zuteilen", meint er und deutet mit der Hand hinter sich, wo sich bereits zwei weitere Ordensmitglieder aufgereiht haben.

Blind FireWhere stories live. Discover now