- Kapitel 91 -

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Unfassbar! Das ist einfach nicht möglich! Das kann nicht sein, das ist so nicht richtig, schießt es Eliana verzweifelt durch den Kopf.
Verbittert sieht sie ihrer Schwester dabei zu, wie man sie feiert, wie man sie bewundert, wie man sie beglückwünscht. Das hätte ihr Sieg werden sollen, ihre Glückwünsche, ihre Feier! Dessen ist sie sich sicher.
Mit zusammengebissenen Zähnen und bösem Blick starrt sie Ember in Grund und Boden.
Was fällt ihr eigentlich ein?
Zu allem Überfluss nimmt sie sich auch noch das Recht heraus ihren Wunsch dafür zu verwenden, ihre Verliererschwester gütigerweise davor zu bewahren ihre Zauberkräfte zu verlieren.
„Ich hasse sie..ich hasse sie einfach abgöttisch!", zischt sie aufgebracht ehe sie ihre Haare zur Seite wirft und die Nase rümpft.

Abgesehen von Eliana teilt auch noch ein Weiterer ihre Verbitterung. Chronus, der blonde Stellvertreter General Sorins reckt arrogant das Kinn und sieht wiederwillig mit an, wie eine der stärksten Magierinnen, die ihm je untergekommen sind, Salem freudestrahlend in die Arme rennt.
„Tch..", entkommt es ihm erbost, während er die Arme vor der Brust verschränkt. Seine langen Haare hat er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, weshalb sie ihm nun im Nacken kitzeln.
Er gibt es nur ungern zu, doch mit Ember Akela hat Kalens Trupp eine unfassbar fähige Magierin dazu gewonnen. Sie mag noch recht unreif sein und besitzt Verbesserungspotential, doch er weiß genauso gut, wie Salem, dass sie die Definition eines Rohdiamants verkörpert.
Zu gern hätte er sie in seinem Trupp gewusst. Zu gern hätte er sie nach seinem Willen geformt, sie zu einer wahrhaftigen Waffe gemacht, doch nun..
Er wird jeher aus seinen Gedanken gerissen, als besagte Magierin plötzlich vor ihm steht. Ohne seinen Kopf zu drehen, auch nur eine Miene zu verziehen, schielt er abwartend zu ihr hinab.
„Ich bin eurem Truppführer zu Dank verpflichtet. Er hat mich sicher durch die letzte Etappe des Duells geführt. Seine Magierklasse als auch sein Können sind ohne Zweifel unfassbar bewundernswert", beginnt die kleine Brünette, während Chronus lediglich eine Braue hebt.
„Jedoch, war es General Kalen, der mich nach der ersten Etappe erwählte. Er war es, der von Anfang an an meiner Seite stand, an mich glaubte und mich mit all seinen mitteln unterstützte. Er saß an meinem Krankenbett und versorgte meine Wunden, er verbrachte Stunden mit mir, um sich Strategien mit mir auszudenken und er war es, der mich erst dorthin brachte, wo mich General Sorin abholte. Meine Loyalität gilt ganz und gar General Kalen, was mich allerdings nicht davon abhält General Sorin als einen guten Freund zu betrachten, der mir zur Seite stand als ich es brauchte. Eines ist Gewiss, sollte ich jemals die Chance dazu bekommen ihm etwas davon zurückgeben zu können, werde ich keine Sekunde zögern. In welchem Trupp man letztlich dient, spielt für mich eher sekundär eine Rolle. Ich vertrete die Meinung, dass man sich auch untereinander jederzeit zur Hilfe eilen kann. Aus diesem Grund hoffe ich auch mit General Sorins Trupp auf gute Zusammenarbeit", fährt sie fort und streckt dem blonden Magier lächelnd die Hand entgegen. Verdutzt und mit offenem Mund starrt er ihr entgegen, während sich seine Muskeln vor Überraschtheit lockern. Seine Arme rutschen ihm die Seiten entlang.
„Nun schauen sie doch nicht so. Sie bringen mich beinahe in Verlegenheit", flüstert sie grinsend, woraufhin sich eine leichte Röte auf Chronus sonst recht bleichen Haut abzeichnet. Der Nerv unterhalb seines rechten Auges zuckt leicht, als er ihren Blick vehement meidet.
„Woher willst du wissen, wie ich momentan dreinblicke? Meines Wissens nach-", setzt er zum Konter an, wird jedoch von Embers Kichern unterbrochen.
„Oh bitte verzeihen sie", grätscht sie dazwischen und schnippt mit dem Finger, woraufhin sich Agiras Gläser aufhellen.
„Darf ich vorstellen? Die Wirkung meines Artefakts", verkündet sie lächelnd und sieht Chronus nun mit feurigem Blick entgegen. Dieser hingegen kann seine Gesichtsmuskeln nicht länger im Zaum halten, weshalb ihm sein Mund aufklappt, ehe er sich zwingt zur Seite zu blicken. Er kann es sich jedoch nicht nehmen lassen mit weitaus weicheren Gesichtszügen zu ihr hinab zu schielen.
Noch immer streckt sie ihm die Hand entgegen. Wie hartnäckig, denkt er sich während er seufzt und ihrer überrumpelnden, freundlichen Art nachgeben muss.
Zaghaft ergreift er ihre Hand, jedoch nicht ohne den Blick weiterhin vehement abzuwenden.
„Ich gratuliere ihnen..Miss Akela", entgegnet er zerknirscht, während Ember zufrieden seine Geste erwidert und seine Hand freundschaftlich umschließt.
„Lassen wir die Formalitäten doch hinter uns. Bitte, nenn mich Ember", meint sie locker, was Chronus erneut aus dem Konzept bringt.
„Ich hätte dich gern als Kameradin unseres Trupps gesehen. Ich wünsche dir dennoch alles gute", entgegnet er monoton, während er innerlich mit sich hadert es so emotionslos wie möglich auszudrücken. Wie gern er sie in seinem Trupp gehabt hätte muss sie schließlich nicht wissen. Melodisches Lachen seitens der brünetten Magierin reißt ihn aus den Gedanken, weshalb er nicht drum herumkommt ihr nun doch ins Gesicht zu blicken.
„Aber das können wir doch trotzdem sein, auch wenn wir nicht im selben Trupp sind", entgegnet sie grinsend und umklammert Chronus Hand dabei mit festem Griff. So fest, dass er sein Gesicht dezent verziehen muss, um das plötzliche Stechen seiner Hand zu überspielen.
„Ich bin schon sehr gespannt darauf zu sehen, was General Sorins Trupp so zu bieten hat. Ich hoffe auf eine baldige Einladung zum Training mit anschließender Führung", fährt sie lachend fort, ehe sie ihm mit festem Blick in seine hellblauen Augen sieht. In diesem Moment ist der sonst recht verhaltene Magier zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich sprachlos. Dieses kleine unbedeutende Mädchen hat es geschafft ihm die steinerne Fassade bröckeln zu lassen.
Dieses Mädchen..ist wahrlich eine Klasse für sich, denkt er, während er dem Drang wiedersteht ungläubig den Kopf zu schütteln. Zu nichts weiter fähig, als sie verdattert anzustarren steht er da, mit ihrer Hand in seiner, während sie den Griff allmählich lockert.
„Ich danke dir für das nette Gespräch. Bis hoffentlich bald!", richtet sie ihr Wort an ihn, ehe sie von seiner Hand ablässt und winkend zu Salem und dem restlichen Haufen rennt.
Chronus sieht ihr noch einige Sekunden nach, bis er Salems ungläubigen Blick erhascht. Eilig sammelt er sich wieder und rümpft gewohnt die Nase, während er die Arme verschränkt. Dennoch, diese Fassade kann er nicht lange aufrechterhalten. Sein Blick wandert überfordert zu General Sorin, der nach wie vor auf dem Podest steht und zufrieden lächelnd die Szene vor sich beobachtet. Ratlos fixiert er Sorin, der lediglich kichernd mit den Schultern zuckt und erneut zu Ember sieht. Belustigt richtet er seinen Blick hinab zur kleinen Zeitkugel, die seinen langjährigen Freund den Tränen nahe zeigt.

Blind FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt