- Kapitel 20 -

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„Sag mal..nicht, dass es mich etwas angeht aber..es würde mich interessieren wie du so ruhig bleiben konntest im Angesicht deiner Angst?", stellt der recht groß geratene Magier mir die Frage, nachdem er seinen Zauber aufgehoben hat.
„Weil sie lächerlich ist", entgegne ich plump und klopfe mir den Dreck von der Kleidung, da ich noch etwas ramponiert bin vom Kampf mit Kairyan. Verwirrt zieht mein Gegenüber die Brauen hoch und hebt einen Mundwinkel.
„Da ist was dran. Allerdings..wer hat denn keine Angst im Dunkeln, nicht wahr?", entgegnet er mir mit provokantem Unterton in der Stimme. „Die Hilflosigkeit, das Ungewisse, das beklemmende Gefühl..die Dunkelheit hat schon etwas Beängstigendes an sich", fügt er trällernd hinzu woraufhin ich ihm nur einen ausdruckslosen Blick zuwerfe.
„Fangen wir dann an oder willst du Wurzeln schlagen?", dränge ich ihn genervt woraufhin er beschwichtigend die Hände vor sich hält.
„Schon gut, wofür hältst du mich? Einen Botaniker?", kontert er grinsend ehe er sich einige Meter auf die rechte Seite begibt. Ich tue es ihm gleich, mit dem Unterschied, dass ich mir die linke Seite vornehme.
„Wer das Siegel als erstes findet gibt dem Anderen Bescheid. Dann wird entschieden, wer in die Mitte treten darf", ruft er mir nochmals rüber woraufhin ich augenverdrehend nicke.
Als würde er nach seinen eigenen Regeln spielen, doch momentan habe ich größere Chancen auf den Sieg wenn ich sein Spiel mitspiele.
Es ist nicht nur die Tatsache, dass vier Augen mehr sehen als zwei, sondern viel eher die Sicherheit einen Partner zu haben, sollten uns die restlichen Teilnehmer einholen. Ich möchte unter allen Umständen vermeiden, dass ich meine Kräfte einsetzen muss, weshalb dies die klügste Taktik ist. Natürlich habe ich den Verrat von Kairyans neuster Bekanntschaft, die sich die Birne blutig geschlagen hat noch im Hinterkopf, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt, richtig?

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, als ich plötzlich starke magische Energieströme wahrnehme. Ihr Ursprung ist noch ein Stück entfernt, doch es ist unverkennbar die Schwingung des Siegels. Prüfend schiele ich nach rechts, um festzustellen, ob er auch schon bemerkt hat, dass das Siegel ganz in der Nähe zu sein scheint. Konzentriert analysiert er den Untergrund und wirft mir immer wieder ein paar Blicke zu. Vermutlich aus demselben Grund, weshalb auch ich ihn im Auge behalte.

Ich entscheide mich dafür meine Vermutung für mich zu behalten. Ich vertraue ihm zu wenig. Abgesehen davon gehe ich ohnehin nicht davon aus, dass er fair spielt. Mit erhöhter Aufmerksamkeit suche ich den Boden ab.
„Agira, filtern", befehle ich meinem Artefakt leise, um es mit derselben Taktik zu versuchen, mit der ich zuvor auch den Gravitator ausfindig machen konnte. Das magische Siegel ist dunkelgrün, wenn man den Worten von General Letro trauen kann, was bedeutet, dass es möglich sein kann das Siegel durch die Wellenlängen, die es abgibt, aufzuspüren.

„Hey! Ich glaube ich habe da was!", reißt mich die Stimme meines temporären Verbündeten aus den Gedanken woraufhin ich zu ihm rüber sehe. Er steht winkend auf der anderen Seite des Erdstreifens und trägt ein aufgeregtes Grinsen auf den Lippen. Hastig mache ich mich auf den Weg zu ihm und jogge die letzten Meter langsam bis ich schließlich stehen bleibe.
„Was gibt's? Hast du es gefunden?", frage ich etwas außer Atem woraufhin er mir ein verschmitztes Grinsen zuwirft. „Ja, sieh doch mal..dort vorn", meint er und deutet mit dem Finger auf eine Stelle etwa hundertfünfzig Meter von uns entfernt. Mit geweiteten Augen begutachte ich das grün schimmernde Siegel. Er stand tatsächlich zu seinem Wort und hat mich zu sich geholt.
Überrascht von seiner Aufrichtigkeit hebe ich eine Braue ehe ich mich ihm erneut zuwende.
„Und wie stellst du dir jetzt den zweiten Teil des Deals vor?", frage ich nachdenklich und verschränke wartend meine Arme vor der Brust. Ich ertappe mich dabei, wie ich tatsächlich dazu geneigt bin ihm einen ehrlichen Kampf zu liefern. Ganz ohne miese Tricks.

Das Grinsen in seinem Gesicht wird breiter ehe er mich an den Schultern packt und mir schelmisch entgegenblickt.
„Nun wird entschieden, wer von uns beiden der Etappensieger wird, was sonst?", meint er lachend und verstummt abrupt. Ein undurchschaubarer Ausdruck legt sich auf sein Gesicht, ehe sich meine Welt auch schon wieder schwarz färbt. Verwirrt öffne ich den Mund, komme allerdings nicht mehr dazu etwas zu sagen.
„Doch ich fürchte, dass du dir etwas schwer tun wirst mit mir mitzuhalten", fügt er hinzu woraufhin er mich ruckartig um meine eigene Achse dreht. Mehrere Male wirbelt er mich auf der Stelle herum ehe er von mir ablässt. „Du kannst deine Angst vielleicht unterdrücken, doch selbst der mutigste Mensch kann in absoluter Finsternis nichts sehen", entkommt es ihm fies lächelnd, was ich anhand seiner Tonlage ausmachen kann.

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