- Kapitel 172 -

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Während sich die Nachricht der Nummer eins der Generäle über einen herannahenden Kampf in den kommenden Tagen wie ein Lauffeuer im Königreich ausbreitet, herrscht pures Empören im Hauptquartier der Nummer zwei.
„Das soll doch ein schlechter Scherz sein!", brodelt es in Ray, der mit zusammengeschobenen Brauen die Tischplatte vor sich fixiert.
„General Sekurion klang ziemlich glaubhaft, Bruderherz", spottet Darko zynisch und verschränkt derweil die Arme hinter seinem Kopf, doch auch ihm ist der Ernst der Lage durchaus klar. Er schaukelt mit dem Stuhl vor und zurück, was im Normalfall einen Tadel seitens Salem einbringt. Dieser jedoch scheint ganz in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein.
„Erst nimmt der König uns General Kalen, wirft ihn in die Kerker, lässt ihn dort verrotten, schenkt den dreckigen Attentätern die Freiheit, lässt diese miese Ratte Veros einfach frei umherlaufen und nun erwartet er allen Ernstes, dass wir seinen königlichen Hintern beschützen?", zischt der sonst immer gut gelaunte Lichtmagier wutentbrannt.
„Beruhige dich, Ray", wirft Salem ruhig ein und steht mit dem Rücken zu den beiden übriggebliebenen Magiern am Fenster. Sein Blick geht ins Leere, sein Verstand arbeitet auf Hochtouren.
„Wie könnte ich?!", entkommt es dem Blondschopf, während er wütend vom Stuhl aufspringt. „Wie kannst du so ruhig bleiben?", zischt Ray entgeistert, ehe sich plötzlich Darkos Hand auf seine Schulter legt. Ohne Worte gibt er seinem Bruder zu verstehen, was er ihm sagen möchte.
„Zum Teufel mit dem König", flucht Ray stattdessen und stellt sich an eines der gegenüberliegenden Fenster.

„Salem könnte unmöglich so ruhig bleiben wenn er nicht schon einen Plan hätte. Ist es nicht so Salem?", wirft Darko ein und hebt beschwichtigend die Hände nach oben.
„General Kalen ist nicht hier, um uns anzuführen, uns zu zeigen in welche Richtung wir gehen müssen. Er ist nicht hier um uns zu sagen, was richtig und was falsch ist", beginnt Salem seine Ansprache, ehe er sich nachdenklich durch die roten Strähnen fährt.
„Doch..war er in schwierigen Situationen immer an unserer Seite? Hat er uns immer alles vorgekaut? Oder hat er uns zu Magiern gemacht, die selbstständig agieren können? Die nicht immer eine klare Anweisung brauchen und dennoch die richtige Entscheidung treffen können?", fährt er fort und dreht sich nun endlich zu den beiden Magiern um.
„Ray, ich verstehe deinen Zorn. Ich verstehe deine Empörung. Glaube mir..allen von uns geht es gerade so wie dir. Doch was nützt es General Kalen wenn wir jetzt rebellieren? Wenn wir uns nun zurückziehen? Wofür haben wir denn dann all die Zeit über ausgeharrt? Soll das etwa alles umsonst gewesen sein?", meint er und geht einige Schritte auf den Lichtmagier zu, ehe er ihn an den Schultern packt.
„Wir drei sind die einzigen, die übrig sind. Ember ist weiß Gott wo in Trios und setzt ihr Leben auf's Spiel um Kalen zu befreien. Hera, Dewi, Raven und Jasper stapfen entlang der östlichen Grenze durch die Gegend, um die feindlichen Belagerungen im Auge zu behalten. Ich schaffe das hier nicht ohne euch. Ich brauche euch", redet er ihm weiter ins Gewissen, woraufhin Ray ergeben seufzt.
„Verzeih mir..ich bin am Ende mit meinen Nerven schätze ich", murmelt der Blondschopf, ehe er ein seichtes Klopfen auf seiner Schulter verspürt. Salem sieht ihm seicht lächelnd entgegen und nickt.
„Wir werden das schon schaffen. Gemeinsam", ermutigt der Rotschopf die beiden Magier und sieht auch Darko zuversichtlich entgegen.
„Dein Bruder hatte nicht unrecht, weißt du", fährt Salem fort und hebt spitzbübisch eine Braue. „Ich habe tatsächlich schon einen Plan im Kopf. Die Ausführung jedoch ist nicht ganz ungefährlich", merkt er an und erntet ein leises Lachen der Brüder.
„Etwas anderes haben wir auch nicht erwartet", spottet Darko und hängt sich neugierig auf Salems Schulter. „Also..weihe uns ein. Was hast du dir ausgedacht?", will der Schwarzhaarige nun wissen.
„Mit Ember in Trios und dem Rest unseres Trupps an der Grenze sind wir zahlenmäßig sehr knapp vertreten. Wir werden den Schutz der königlichen Familie den anderen Trupps überlassen", erklärt der Rotschopf.
„Und was genau werden wir dann beschützen?", hakt Darko verwirrt nach.
„Die Kerker", entgegnet Salem grinsend. „Unsere Priorität liegt auf General Kalen. Sein Überleben ist das Wichtigste für uns", fügt er hinzu.
„Denkst du wirklich, dass die Königsfamilie damit einverstanden sein wird?", seufzt Ray skeptisch.
„Der König wird keine andere Wahl haben. Will er unsere Hilfe wird er unseren Bedingungen zustimmen müssen. Neben all den Argumenten, die dafür sprechen ist es immerhin besser, als wenn wir unseren Dienst komplett verweigern. Das weiß selbst der König. Ganz zurückgeblieben ist er nun auch nicht", entgegnet Salem mit erhobenem Finger und sieht in verblüfte Gesichter.
„Wir sind Teil des Trupps des zweiten Generals. Der Schutz der Königsfamilie obliegt in erster Linie dem Trupp General Sekurions. Daran ist nicht zu rütteln", legt er nach während die Intensität seines Blicks sich verdichtet.
„Ob wir damit durchkommen?", murmelt Darko nachdenklich.
„Ob die anderen heil zurückkommen?", ergänzt Ray spottend. „Salem hat recht. Unser Trupp hat Vorrang. Unser Schutz gebührt nur unserer Familie und den Bürgern, die sich nicht selbst helfen können. Ich gebe mein Leben nur für euch", murrt Ray entschlossen, woraufhin Salem nickt.
„Wir werden Kalen beschützen. Ember wird wohlbehalten heimkehren und der Rest wird ebenfalls wieder zu uns stoßen. Habt vertrauen. Wir sind Alastair Kalens Trupp. Niemand kann uns in die Knie zwingen. Weder die Garde Trios noch unser König", bestärkt Salem die beiden und sieht ihnen entschlossen entgegen.
„Nun gut. Ziehen wir es durch", meint Ray und nickt ergeben.
„Heizen wir ihnen ordentlich ein", pflichtet Darko seinem Bruder bei.
„Die Familie über allem", meint Salem und klopft den Brüdern zwielichtig grinsend auf die Schulter.

Blind FireWhere stories live. Discover now