Blind Fire

- Kapitel 90 -

Anerkennendes Kopfnicken, seichtes Klatschen und sogar leises Jubeln ist von Kalens Trupp zu vernehmen, während Sorins stellvertretender Truppführer lediglich das Gesicht verzieht und zur Seite blickt. Der rothaarige Magier Salem, der Alastair nun schon seit einigen Tagen als Truppführer vertritt, ballt heimlich seine Hand zur Faust und unterdrückt einen Freudenschrei. Er kann es einfach nicht fassen. Eine weitere Feuermagierin, die den Trupp nun mit ihrer magischen Kraft unterstützt.
„Salem, sie hat sich tatsächlich für uns entschieden! Du hattest recht!", brüllt der kleine blonde Zwerg neben ihm freudig, während seine tiefblauen Augen strahlen. Der Wassermagier Dewi, der mit seinen neunzehn Jahren mitunter einer der jüngsten Magier in Kalens Trupp ist, steht in der Rangliste mit seiner enormen magischen Kraft direkt hinter Salem. Der Rotschopf schielt zu seinem Kameraden hinab und schenkt ihm ein triumphales Lächeln. „Ich sagte dir doch, dass sie eine von uns ist", entgegnet Salem erfreut, während er seinen Blick auch zu den restlichen Truppmitgliedern schweifen lässt.
„Wow sie ist so ne Süße! In Wirklichkeit sieht sie noch niedlicher aus, als auf den Monitoren", kichert Hera, eine der stärksten Luftmagierinnen, die der schwarze Ring zu bieten hat.
„Nicht wahr? Sie ist scheinbar nur ein Jahr älter als unser kleiner Killerzwerg hier", klinkt sich Raven ins Gespräch ein. Seine schwarzen Haarsträhnen umspielen seine Stirn mit leichten Locken, während er sich auf Dewi stützt.
„Hey! Ich bin kein Zwerg! Warte nur ab, ich wachse noch!", keift Dewi angestachelt, woraufhin der dunkle Magier Raven lediglich die Mundwinkel hebt. „Aber sicher doch", entgegnet er neckisch, ehe die beiden sich spielerisch in die Seiten piksen.
„Sie könnte uns tatsächlich von Nutzen sein", mischt sich nun auch Darko, ein weiterer Magier der dunklen Klasse ein. Sein Bruder, ein Lichtmagier, hingegen strahlt übers ganze Gesicht und klatscht freudig in die Hände.
„Wie aufregend! Ich bin gespannt darauf, was sie alles zu bieten hat. Ihre Fähigkeiten sahen auf dem Monitor schon richtig stark aus, doch wie es wohl ist live gegen sie zu kämpfen? Ich will als erstes!", meint er und hebt die Hand, wie in der Schule. Augenrollend drückt Darko den Arm seines Bruders Ray wieder hinunter.
„Komm mal wieder auf den Teppich", murrt der Schwarzhaarige und schüttelt den Kopf dabei. „Wieso so mürrisch? Ray hat durchaus recht. Ember ist wahrlich eine starke Magierin. Ich staunte bereits während der ersten Etappe über ihren Scharfsinn. Als man während der letzten Etappe dann auch noch das volle Ausmaß ihrer Kraft bewundern konnte war mir klar, dass sie einmal unschlagbar werden würde, sofern sie sich für den richtigen Trupp entscheidet", pflichtet Jasper dem übermütigen Blondschopf bei. Als einer der wenigen Magier der Klasse Copycat übersteigen seine Fähigkeiten, die der gewöhnlichen Illusionisten um Längen. Sein Scharfsinn und seine schnelle Auffassungsgabe ermöglichten ihm seinerzeit den Sieg, weshalb es nicht sonderlich verwunderlich ist, dass er Embers Potential bereits relativ früh erkannt hat.

„Nun beruhigt euch alle wieder. Auch wenn uns Embers Entscheidung alle sehr freut, so müssen wir die Fassung wahren. General Kalens Name ist bereits zur Genüge in den Dreck gezogen worden. Wir dürfen ihm keine Schande bereiten. Lasst uns später gemeinsam mit Ember ausgelassen feiern, doch für den Moment-", beginnt Salem den aufgeregten Haufen zurechtzuweisen, wird jedoch unterbrochen.
„Wahren wir die Fassung, schon klar", beendet Dewi seinen Satz mit einem Augenrollen und verschränkten Armen. Salem verzieht sein Gesicht, belässt es jedoch dabei, ehe er sich erneut Ember zuwendet. Diese verfolgt die aufgeregte Konversation mit einem unterdrückten Grinsen und lacht insgeheim in sich hinein. Der Rotschopf stellt mit staunen fest, dass man die begabte Brünette bislang noch nie hat lachen oder Grinsen sehen. Mit dezent erröteten Wangen muss er ihr zugestehen, dass ihr ein Lächeln auf den Lippen wirklich hervorragend steht.
„Pfft, als würde es etwas an der Situation ändern, wenn ihr euch einmal in der Öffentlichkeit benehmen könnt", murrt Chronus, der stellvertretende Truppführer General Sorins arrogant, während er einen verachtenden Blick zur Seite wirft. Salem, sowie auch Ember und die anderen Truppmitglieder verdunkeln ihre Mienen. „Ich bitte um ein wenig Ruhe!", unterbricht General Sekurion die brenzliche Situation während er eine Hand vor sich hebt.
„Da sich die erste Aufregung nun ein wenig gelichtet hat gratuliere ich General Kalen und seinem Trupp zu einem solch vielversprechendem Zuwachs. Auf gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Ergebnisse", lässt er seine Rede ausklingen, ehe er dezent applaudiert und ein Stück zur Seite weicht. Ember hingegen dreht sich erneut zu General Sorin um. Tief und ehrfürchtig verneigt sie sich vor ihm. „Levion..ich danke dir für deine Hilfe. Dass ich nun hier als Siegerin stehen darf habe ich auch dir zu verdanken. Ich stehe tief in deiner Schuld", richtet sie ihr Wort an ihn, während er sie lediglich mit einem Lächeln mustert.
„Aber nicht doch, alles was es zum Sieg gebraucht hat, hattest du bereits in dir. Alles was ich tun musste war es hervorzuholen", entgegnet er ihr lachend, ehe er sie erneut in eine sanfte Umarmung zieht.
„Im Übrigen bin auch ich sehr Stolz auf dich, Ember. Du wirst es noch sehr weit bringen. Irgendwann, wenn Alastair und ich bereits keine Generäle mehr sein werden, werde ich sagen können: Ich kannte sie schon lange Zeit davor", flüstert er ihr ins Ohr, woraufhin sich ihre Augen weiten.
„Lange Zeit vor was?", hakt sie neugierig nach, während Levion ihr durchs Haar streicht.
„Bevor du noch weiter über dich hinauswachsen wirst..", entgegnet er ihr so leise, dass es kaum hörbar ist. Doch Embers Gehör ist nach wie vor gespitzt, wie das eines Wolfes bei der Jagd.
„..Und eines Tages den Platz eines Generals einnehmen wirst. Eines Generals, über den man noch lange Zeit nach unser aller Tod Geschichten erzählen wird. Einer, der als Herrscher über das blinde Feuer zur Legende werden wird", denkt er ehrfürchtig, ehe er sich von seinem ehemaligen Schützling auf Zeit löst und sie ihrem Trupp überlässt, auf den sie strahlend vor Freude zurennt.