- Kapitel 156 -

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Die Häuser haben ihren Glanz verloren und die Straßen wirken trostloser. Das muss wohl das Viertel, der weniger wohlhabenden Gesellschaftsschicht sein. Einerseits wundert es mich nicht. Das dürfte der beste Platz sein, um für einige Zeit unterzutauchen. Wer würde hier schon suchen?
Langsam und konzentriert gehe ich einen Schritt nach dem anderen und spüre überall um mich herum Magieflüsse. Sie sind so vielfältig, wie schwach. Hin und wieder vernehme ich starke Präsenzen, doch sie passen nicht zu denen der Attentäter.
„Übernimm dich nicht. Lass dir genügend Zeit. Wir müssen die Welt nicht an einem tag retten", redet Kayrian mir ins Gewissen, woraufhin ich seufzend nicke.
„Verstanden", entgegne ich und sehe mich um. Die Gegend wird karger, je weiter wir voranschreiten. Umso tiefer wir in dieses Viertel eindringen, desto düsterer werden die Blicke, die uns zugeworfen werden. Ich spüre Misstrauen und Mordlust aus den Gassen herausströmen. Die Straßen sind wie leer gefegt. Scheinbar haben die Menschen, die hier leben ihr ganz eigenes System entwickelt, um zu überleben. Man kann es ihnen nicht verübeln. Ein Fehler und man verliert sein Leben schneller, als man sich versieht. Unsere Uniformen ziehen wohl nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Seufzend schwenke ich den Blick und gehe auf die Knie. Ich drücke meine Handfläche gegen den sandigen Boden und treibe meine Konzentration zu Höchstleistungen an. Mittlerweile befinden wir uns im Zentrum des Viertels. Von hier aus sollte ich in der Lage sein den Aufenthaltsort der Attentäter aufzuspüren. Ich sortiere die einzelnen Magieflüsse. Ich schiebe die uninteressanten beiseite und sehe drei verbleibende vor meinem inneren Auge.
Das müssen sie sein.
Wir haben sie.
Unglaube macht sich breit. Wir sind unserem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Ich unterdrücke meine Vorfreude und erhebe mich, während ich ausatme.
„Ich habe sie", meine ich und sehe in zwei fassungslose Gesichter.
„Bist du dir sicher?", hakt Kayrian nach und hebt die Hände vor sich. „Ich meine..wir müssen nichts überstürzen. Du kannst dir mehr Zeit lassen, wenn du willst", ergänzt er, woraufhin ich den Kopf schüttele.
„Ich bin mir sicher. Lasst uns keine Zeit verlieren. Unser Erscheinen hat hier im Viertel sicher schon die Runde gemacht. Je schneller wir sie festsetzen, umso besser. Ich möchte nicht, dass das in eine Verfolgungsjagd ausartet. Uns bleibt nur eine Chance. Die sollten wir nutzen", kontere ich und schlage bereits die Richtung ein, aus der die Magieflüsse stammen.
„Ember hat recht. Da es uns als Magier des schwarzen Rings verboten ist unsere Identität zu verschleiern haben wir doppelten Zeitdruck. Lasst uns keine Zeit verlieren", pflichtet Arryn mir bei, ehe Kayrian seufzt.
„Ich weiß, ich weiß..ich möchte nur nicht, dass du dich übernimmst. Auf deinen Schultern lastet so viel. Ich habe Angst, dass du unter all dem Druck zusammenbrichst", gesteht Kairyan kleinlaut.
Überrascht senke ich den Blick, ehe sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schleicht.
„Und selbst wenn..dafür habe ich doch euch beiden. Ihr werdet mich auffangen, sollte ich fallen", entgegne ich und werfe dem Blondschopf einen amüsierten Seitenblick zu, ehe er seinen Mund einen Spalt weit öffnet.
„Ember..", haucht er, während ich bereits weitergehe.
„Kommt, wir haben keine Zeit zu verlieren", füge ich hinzu und hebe winkend eine Hand, während ich meinen Blick fokussiert nach vorn richte.
Wir werden sie aus ihren Löchern zerren, wie Würmer aus der Erde.
Sie werden noch vor mir auf die Knie fallen und um Vergebung flehen.
Die lodernden Flammen meiner Aura wird sich in ihren Augen spiegeln.
Die Furcht wird grenzenlos sein.
Der Abgrund, welchen ich sie hinabstoßen werde wird bodenlos sein. Sie werden den Tag noch bereuen, an welchem sie diesen Auftrag angenommen haben. Denn sie werden begreifen, dass das ihr Ende besiegelt hat.

„Hier ist es, nicht wahr?", flüstert Kayrian und starrt prüfend auf das sandfarbene Gebäude gegenüber von uns.
„Ja", bestätige ich und richte mich wieder auf. Auf dem Dach der Ruine haben wir uns zurückgezogen. Der Unterschlupf der Attentäter verfügt über eine Steintreppe, welche direkt zu einer kargen Holztür führt. Das Bauwerk sieht brüchig aus. Scheinbar stehen diese Häuser hier schon eine lange Zeit. Die Witterung hat ganze Arbeit geleistet.
„Wie sieht dein Plan aus?", wirft Arryn fragend ein und setzt sich in den Schneidersitz.
„Wir werden sie bei Nacht überrumpeln. Das ist die Zeit, in der Feuermagier am schwächsten sind. Nicht, dass wir darauf angewiesen wären, doch sicher ist sicher", erkläre ich und sehe die beiden nicken.
„Das spielt uns durchaus in die Karten. In der Nacht, wenn jeder schläft, werden sie auch nicht so schnell Hilfe organisieren können. Wir werden über alle Berge sein bevor ihre Verbündeten auch nur realisieren, was hier vor sich geht", pflichtet Arryn meinem Vorschlag bei.
„Richtig. Wir wissen nicht, ob und wie viele Unterstützer sie haben. Fürs erste werden wir abwarten. Möglicherweise ergibt sich noch die ein oder andere nützliche Information aus der Observation. Vergesst nicht, wir haben nur diese eine Chance", meine ich und sehe ihnen eindringlich entgegen.
„Du kannst dich auf uns verlassen", entkommt es dem Blondschopf entschlossen.
„Wir halten dir den Rücken frei", ergänzt Arryn, woraufhin ich stumm nicke.
„Gut. Dann lasst es uns durchziehen", murmle ich und halte ihnen meine Faust entgegen. „Machen wir sie fertig", zischt Kayrian grinsend. „Lassen wir sie bezahlen", wirft der Eismagier ein und schließt sich uns an.

Die Sonne neigt sich allmählich gen den Horizont. Die Schatten werden länger und die Luft kühlt unweigerlich ab. Die hohen Temperaturunterschiede im Königreich Trios sind wahrlich eine einzigartige Begebenheit. Plötzlich entflammt ein schwaches Licht aus dem Inneren des Gebäudes. Sie haben wohl Kerzen angezündet, da die Dunkelheit die Räume eingenommen hat. Ich ziehe meine Brauen zusammen und fokussiere einen Punkt des Zimmers. Ich schließe meine Augen und richte meine Konzentration auf das Gebäude gegenüber. Alle drei Magieflüsse stammen aus dem Inneren des Hauses. Sie sind also alle dort versammelt. Des Weiteren vernehme ich keine weiteren magischen Präsenzen. Demnach müssen sie unter sich sein. Wie überaus praktisch, denke ich mir und hebe einen meiner Mundwinkel.
„Hört mir zu", murmle ich und lasse das Gebäude nicht aus den Augen. „Wir machen es wie folgt", fahre ich fort und erkläre den beiden die Vorgehensweise. Es wäre töricht alle zusammen dort hineinzuplatzen. Cleverer wäre es, wenn ich die Vordertür übernehme. Währenddessen positioniert sich Kayrian auf dem Dach der Attentäter. Arryn wird derweil den Hinterausgang blockieren, den wir zuvor entdeckt haben.
„Sie werden keine Möglichkeit zur Flucht haben", beende ich meine Erklärung und grinse wahnhaft. „Sollte es hart auf hart kommen möchte ich, dass du eine Glasmembran um das Gebäude legst", weise ich den Blondschopf an, der wissend nickt. „Sollte auch nur einer von ihnen entkommen wollen schließt du sie in einen Eisblock ein", meine ich nun an Arryn gewandt, der ebenfalls bestätigend nickt. „Zur Not werden wir sie eben so ins Königreich Adaron schaffen. Und wenn alle Strike reißen, werde ich ihre Körper nahe der Bewusstlosigkeit einäschern", fahre ich fort. „Doch das ist der allerletzte Ausweg, verstanden", ermahne ich sie, während wir alle Drei auf das Gebäude vor uns starren.

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