- Kapitel 37 -

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In der Zwischenzeit warten die drei, in Stofftücher verhüllten Magier auf weitere Anweisungen seitens Veros. Sie treffen Vorkehrungen und bereiten schon einmal das Nötigste vor, um jederzeit startklar zu sein.
Geschützt durch das riesige Stahlkonstrukt sitzen sie in einer Nische, die Zugang ins Innere des gutbewachten Stahlklotzes ermöglicht. Stille herrscht zwischen ihnen und jeder scheint seinen eigenen Aufgaben nachzugehen. Waffen werden poliert und Zauber werden ausgewählt, während die Sonne hell erleuchtet am Morgenhimmel steht und ihnen somit das nötige Licht spendet.

„Ich hasse das", entkommt es einem von ihnen plötzlich mürrisch, während er eine seiner Klingen schärft. Das schwarze Tuch, welches er um sein Gesicht gebunden hat gibt nach wie vor lediglich seine Augenpartie preis.
„Du hasst was?", fragt sein Kamerad, der entspannt auf dem Stahl liegt und ein Bein über das andere geschlagen hat, während er verträumt den Farbwechsel der Morgendämmerung beobachtet. „Das hier! Erst ruft er uns und dann lässt er uns ohne jegliche Informationen schmoren", zetert er angesäuert und rammt seine Klinge lautstark in den massiven Stahlboden. Die Scheide seines Kettenschwertes glüht, während sie das harte Material durchschneidet als wäre es Butter.

Genervtes Seufzen ist zu hören ehe die Dritte im Bunde ihr Zauberspruchbuch zuklappt.
„Hörst du wohl auf solch einen Krach zu machen!? Klar ist die Situation momentan nicht gerade optimal, doch wir werden für den Mist hier gut bezahlt, also halt die Füße still, verstanden?", weist sie den Unruhestifter zurecht, der wiederum nur mit einem verächtlichen Schnauben reagiert.
„Pfft, willst du mir also sagen, dass du mit solch einer Behandlung einverstanden bist nur weil das Geld stimmt? Wir gehören zu den Besten unseres Reiches und hätten solch eine Arbeit überhaupt nicht nötig! Wenn seine königliche Majestät, der Kronprinz, uns nicht höchstpersönlich mit dieser Sache beauftragt hätte, hätte ich definitiv abgelehnt", murrt er und spielt dabei mit dem Kettenende seines Schwertes.
„Komm mal wieder runter, Kenny. Pass auf, sonst explodierst du noch", scherzt der gelassene Magier und lacht leise in sich hinein.
„Halt die Schnauze Nathaniel. Ist mir schon klar, dass du dich nicht beschwerst. Faul auf der Haut rumliegen kannst du ja am besten", kontert Kenny mit erbostem Tonfall, woraufhin sein Kamerad lächelnd nickt.
„Autsch, das hat weh getan..", gibt er gespielt verletzt zurück und fasst sich dabei theatralisch ans Herz. „Könnt ihr zwei Schwachmaten vielleicht endlich die Klappe halten? Habt ihr nichts Besseres zu tun, als euch zu zanken? Kümmert euch lieber um eure Ausrüstung", zetert die junge Magierin genervt und fasst sich dabei mit zwei Fingern an die Stirn. „Richtig, weil du General Veros ja nicht enttäuschen möchtest. Kriech ihm doch noch tiefer in den Arsch, wer weiß vielleicht findest du ja etwas Wertvolles", provoziert Kenny und lacht dabei humorlos auf.
Das Mädchen verzieht wütend ihre Brauen und wirft ihm einen zornigen Blick zu.
„Hör zu, ich halte Veros auch für den größten Kotzbrocken, der auf Erden wandelt, doch er ist nun mal unser Geldgeber und Geld stinkt bekanntlich nicht. Also seht zu, dass ihr eure Aufgaben ordentlich erfüllt, sodass wir unsere Bezahlung kassieren und wieder verschwinden können. Ich hasse Adaron und will keine Minute zu lange hier sein müssen", zischt sie eindringlich und widmet sich erneut ihrem Zauberspruchbuch.
„Hach ja, unsere Kiana ist wieder einmal Feuer und Flamme", seufzt Nathaniel schelmisch grinsend und hat seine Augen dabei schon zur Hälfte geschlossen, während Kenny sich ergeben auf die Zunge beißt. „Wieso er wohl solch einen Anschlag in Auftrag gibt?", fährt Nathaniel nachdenklich fort.
„Das hat uns nicht zu interessieren", entgegnet Kiana kühl und überfliegt einige Zeilen des Buches. „Ich tippe auf einen Machtkomplex", spekuliert Kenny und kaut auf seiner Wange herum.
„Meinst du? Er hat doch ein gutes Leben hier, wie mir scheint. Das Königreich Adaron floriert und ist an Wohlstand nicht zu überbieten. Abgesehen davon ist er einer der Zwölf Generäle des schwarzen Rings, was will man denn mehr?", entgegnet Nathaniel grübelnd und fasst sich ans Kinn.
„Soweit mir bekannt ist belegt nicht er die oberste Position des schwarzen Rings, sondern General Sekurion. Ein Energiemagier der Spitzenklasse. Es würde durchaus Sinn ergeben einen Anschlag auf das Hauptquartier zu planen während alle Generäle anwesend sind. Solch eine Chance ergibt sich schließlich nur einmal im Jahr", erklärt Kenny seine Vermutung und erntet zustimmendes Kopfnicken seitens Nathaniel.
„Da könnte sogar was dran sein..doch..ist ihm dabei völlig egal, dass auch Unschuldige sterben werden?", meint er fragend und richtet sich auf, um seinen beiden Kollegen entgegen sehen zu können.
„Pfft, als würde er auf die Teilnehmer des Duells wert legen. Die Generäle sind ausschließlich während der Zeit des Duells alle hier versammelt. Er wäre dumm wenn er diese Gelegenheit nicht nutzen würde", entgegnet Kenny während er mit den Schultern zuckt.
„Es steht doch noch überhaupt nicht fest, wie wir angreifen sollen", mischt sich Kiana wieder ein und erntet verwirrte Blicke.
„Denkst du ernsthaft jemand, der Attentäter engagiert, wird darum bitten vorsichtig zu sein und ja keine Unschuldigen zu töten? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?", blafft Kenny woraufhin Kiana genervt von ihrem Buch aufsieht.
„Nein, damit will ich sagen, dass nicht feststeht, ob unser Angriff tatsächlich gegen Magier gerichtet sein wird oder, ob er lediglich zur Show dient und eine leere Fläche beinhaltet", erklärt sie, während Nathaniel erneut in den Morgenhimmel blickt.
„Ich bin wirklich gespannt darauf, wer von euch beiden letztendlich recht behalten wird", meint er verträumt während Kenny seufzt.
„Wie auch immer. Das alles könnte mir nicht egaler sein. Mir geht es einfach nur gegen den Strich hier rumzusitzen und zu warten bis Mister eingebildet sich dazu bequemt uns endlich unsere Aufgabe mitzuteilen", mosert dieser erneut, ehe auch er sich in eine lockerere Pose begibt.
„Sieh es positiv, auf die Art und Weise haben wir Spitzenplätze von denen wir uns das Duell nachher ansehen können", meint Nathaniel grinsend und wippt mit seinem Fuß. „Ich freue mich schon zu sehen, was die Magier Adarons so auf dem Kasten haben", fügt er teuflisch lächelnd hinzu und verzieht dabei seine Augen zu Schlitzen.
„Na wenigstens hat einer von uns Spaß an dieser Sache", murmelt Kiana vertieft, während sie einige Zauberformeln umstellt.
„Natürlich! Interessiert es euch denn überhaupt nicht, was die militärische Zukunft eines unserer größten konkurrierenden Königreiche zu bieten hat?", stellt Nathaniel ungläubig die Frage, woraufhin er lediglich ein Augenrollen seitens Kenny erntet.
„Nicht im geringsten. Ich habe mit den Pfeifen ohnehin nichts am Hut und das wird auch so bleiben. Was denkst du denn, wieso ich die Garde verlassen habe? Um Däumchen zu drehen? Sicher nicht. Ich habe einfach keine Lust darauf anderer Leute Kriege führen zu müssen und dabei auch noch mein Leben zu verlieren wenn es dumm läuft", meint Kenny schnaubend woraufhin Kiana ihn schräg beäugt.
„Und weil du das Kämpfen ja so sehr hasst bist du auch Attentäter geworden, schon klar", triezt sie ihn und verdreht die Augen.
„So ein Schwachsinn! Als Attentäter bin ich mein eigener Herr und kann selbst entscheiden wann ich welchen Kampf annehme. Versuch das einmal innerhalb der Garde. Da bist du schneller einen Kopf kürzer, als dir lieb ist", zetert er eingeschnappt und verschränkt die Arme vor der Brust. „Als hättest du einen besseren Grund für diesen Job", fügt er grantig hinzu, während Nathaniel interessiert dem Verlauf des Gesprächs folgt.
„Stell dir vor, den habe ich", murrt sie und legt ihr Buch zur Seite.
„Ach ja? Na da bin ich mal gespannt. Und komm uns jetzt ja nicht mit der Geschichte deines Vaters um die Ecke", herrscht Kenny wütend.
„Wie bitte? Du weißt ganz genau, dass die Garde am Tod meines Vaters schuld ist! Sie haben ihn absichtlich in den Tod rennen lassen, da liegt es doch auf der Hand, dass ich diesem Dreckspack meine Dienste unter keinen Umständen zur Verfügung stelle", zischt sie mit zusammengebissenen Zähnen, um ihre Lautstärke zu zügeln.
„Damit muss man rechnen wenn man der Garde beitritt. Das ist nichts, was verheimlicht wird. Er hat sich dazu bereit erklärt für sein Königreich zu sterben", kontert Kenny schulterzuckend und lehnt sich zurück an die Stahlträgerwand.

Kianas Augen lodern, glühen, brennen vor Wut und sie spürt, dass sie kurz davor ist ihre Beherrschung zu verlieren. Nathaniel hingegen spielt mit einer seinen rötlichen Haarsträhnen herum während auch ihm nicht entgeht, dass die Situation zu eskalieren droht.
„Ich glaube diese Angelegenheit lässt sich so pauschal nicht für richtig oder falsch erklären. Beide Ansichten sind an sich betrachtet richtig. Es hängt eben davon ab, wie man emotional zu dieser Geschichte steht", grätscht er dazwischen und verhindert, dass Kiana gänzlich die Kontrolle über sich verliert.
„Oh weiser Nathaniel, erleuchte uns und nenne uns einen wahrhaftigen Grund ein Attentäter zu werden und nicht in einer Backstube zu stehen oder der Garde zu dienen", zieht Kenny das Ganze ins lächerliche woraufhin Kiana einen kleinen Feuerball in seine Richtung fliegen lässt, welcher ihn an der Stirn trifft. Zischend reibt er sich die Stelle, während Nathaniel unterhalb des Stofftuchs spitzbübisch die Mundwinkel hebt.
„Braucht es denn unbedingt einen Grund?", stellt er nun die Gegenfrage und erntet verwirrte Blicke. „Reicht es denn nicht aus, einfach Spaß daran zu haben?", fügt er hinzu und offenbart sein teuflisches Grinsen, nachdem er sich das schwarze Tuch unters Kinn gestreift hat.
„Warst nicht du es, der sich vor wenigen Minuten noch Sorgen um unschuldige Teilnehmer gemacht hat?", triezt Kiana schnippisch und entblößt den unteren Teil ihres Gesichts ebenfalls.
„Nun, das habe ich nie behauptet. Ich habe lediglich die Frage gestellt, ob General Veros kein Gewissen besitzt. Von mir war nie die Rede", entgegnet Nathaniel schulterzuckend und legt sich erneut flach auf den Stahlboden und sieht lächelnd hinauf zu den vorbeiziehenden Wolken.

Blind FireWhere stories live. Discover now