- Kapitel 182 -

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Mit einem Grinsen sprintet Nathaniel durch die leeren Gassen und überwindet dabei jegliche Hindernisse mit Leichtigkeit. Es fühlt sich beinahe so an, als könnte ihn nun nichts und niemand mehr aufhalten. Nun da er weiß, dass Ember ihm nicht folgen wird, nicht folgen kann, hat er nichts mehr zu befürchten.
„Süße Freiheit..", murmelt er erleichtert und springt über einen zertrümmerten Handkarren. Einige der Geschosse der Garde regnen auf den äußersten Stadtrand und lassen die Erde beben. Nathaniel jedoch macht sich nichts daraus. Er hastet immer weiter durch die Straßen und hält erst an, als seine Lungen bereits brennen. Stille herrscht um ihn herum, während er Kennys und Kianas Magiefluss aufnimmt. 
„Sie haben es also bei all dem Tumult aus dem Kerker geschafft..wie schön", haucht er leise grinsend. Sie sind nicht weit entfernt, schießt es ihm durch den Kopf weshalb er sein Tempo nun beschleunigt. Außer Atem kommt er vor einer Ruine zum Stehen und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Kiana! Kenny!", brüllt er und sieht sich suchend um. Zaghaft streckt die Feuermagierin ihren Kopf aus der ramponierten Tür, ehe sie ihm in die Arme springt.
„Nathaniel! Wir dachten schon du hättest uns verlassen", entkommt es ihr schniefend, ehe er ihr den Kopf tätschelt.
„Nicht doch..", murmelt er und erblickt im nächsten Moment auch Kenny, der mürrisch ins Freie tritt.
„Lügner", zischt dieser und packt seine Kettenschwerter weg.
„Du hast uns einfach hängen lassen", fügt er hinzu und wirft ihm einen verachtenden Blick zu. „Wir sind Attentäter, schon vergessen?", säuselt der Braunhaarige woraufhin Kenny das Kinn reckt.
„Richtig..wie konnte ich denken wir wären mehr als das", murrt er und kehrt ihm den Rücken zu. „Ich hätte euch zurückgeholt", entkommt es Nathaniel ausdruckslos, was ihm nur ein verächtliches Schnauben einbringt.
„Ach ja? Wann? Wenn wir bereits von Geiern verdaut worden wären?", spottet der Feuermagier enttäuscht, woraufhin sich Nathaniels Gesichtszüge erweichen.
„Ich habe euch gesucht und bin eurem Magiefluss gefolgt. Wenn ihr noch im Kerker gewesen wärt, hätte ich euch selbst von dort herausgeholt. Ich hätte niemals zugelassen, dass euch etwas geschieht. Ich kann nicht leugnen, dass ich durchaus mit dem Gedanken gespielt habe ein neues Leben anzufangen, doch..", erklärt er und verstummt plötzlich, als er sich an das Gespräch mit Eliana erinnert.
Er kann es nicht so recht in Worte fassen, doch Elianas Worte haben durchaus etwas in ihm ausgelöst. Ihre Taten und Ansichten waren völlig unverständlich, unlogisch! Er hat einfach nicht verstanden, weshalb sie Ember nach all der Zeit des Hasses zur Seite steht..sich so für sie aufopfert. Er muss gestehen, dass er das noch immer nicht in Gänze versteht, doch während der Zeit in der Zelle hatte er genügend Möglichkeiten darüber nachzudenken. Ihm ist klargeworden, dass jeder jemanden an seiner Seite braucht. Niemand kann wirklich allein glücklich sein, zufrieden sein. Für Eliana ist Ember dieser Jemand. Soviel hatte er entschlüsseln können. Er begann sich zu fragen wer dieser Jemand für ihn wäre.
Für wen würde er all seine Vernunft über Bord werfen?
Bei dieser Frage sind ihm nur wenige Gesichter vor dem inneren Auge vorüber gezogen. Darunter auch Kennys und Kianas Gesichter. All die Zeit, die er mit ihnen verbrachte, all die Erinnerungen, all die lustigen Momente mit ihnen. All die harten Momente, all die Kämpfe, all die Nächte in den Tavernen der vier Lande in welchen sie ihre Belohnungen für erfolgreiche Aufträge auf den Kopf hauten.
„Doch?", reißt Kenny ihn aus den Gedanken und sieht ihm wartend entgegen.
„Doch ich konnte nicht einfach ohne euch von hier verschwinden", beendet er den Satz lächelnd und streicht Kiana über den Rücken.
„Glaubt es oder nicht, doch ich sage die Wahrheit. Attentäter hin oder her..ihr seid mir wichtig", fügt er hinzu und entlockt Kenny einen verblüfften Seufzer.
„Ich fasse es einfach nicht..", murmelt dieser ergeben und schüttelt den Kopf. „Dass ich dir einmal ein Wort aus deinem Mund glauben würde..wer hätte das gedacht", fügt er lachend hinzu, ehe er auf ihn zukommt und seinem Kameraden auf die Schulter klopft.
„Lasst uns endlich abhauen. Weit weg von hier..weit weg von Trios. Lasst uns irgendwo ein neues Leben anfangen", schlägt Kenny nun vor und sieht Kianas Augen funkeln.
„Das klingt nach einer wundervollen Idee", entgegnet Nathaniel.
„Das Königreich Nishi soll sehr schön sein. Ihre Küsten sind fast das ganze Jahr über herrlich zum Baden", wirft Kiana ein und erntet ein seichtes Lächeln ihrer Kameraden.
„Dann genehmigen wir uns erst einmal einen ausgiebigen Strandurlaub", lacht Kenny und marschiert bereits voraus.
„Ja, das klingt fantastisch", stimmt Nathaniel lachend mit ein, ehe die lockere Stimmung durch weitere Angriffe durchbrochen wird. Die Erde bebt erneut, was Kenny den Mund verziehen lässt.
„Nichts wie weg hier!", ruft er genervt und nimmt die Beine in die Hand. Die restlichen beiden lassen nicht lange auf sich warten und folgen ihm auf schnellen Sohlen.
Als sie so durch die leeren Straßen hetzen dringt plötzlich ein markerschütternder Schrei durch die Ruinen, was Nathaniel interessiert den Blick schweifen lässt.
„Du musst aufstehen! Codan! Steh auf!", schreit ein Mädchen schrill, was Kenny nur am Rande wahrnimmt.
„Bleibt nicht stehen! Lauft weiter!", ruft er den anderen beiden zu, als Nathaniel das schwarzhaarige Mädchen entdeckt, welches den Schrei von sich gab.
„Leah! Mach das du weg kommst! Lauf und bleib nicht stehen! Lauf in Richtung Norden zu den anderen", vernimmt er eine Jungenstimme, die ihn nahezu fesselt. Er kann seine Augen nicht von der Situation abwenden.
„Ich werde nicht ohne dich gehen! Du bist mein Bruder! Mein..Du bist mein..", haspelt sie hysterisch und versucht die schweren Mauertrümmer von seinem übel zugerichteten Oberkörper zu schieben. Augenblicklich verlangsamt Nathaniel sein Tempo und beobachtet das Mädchen dabei, wie sie all ihre Kraft aufwendet ohne die Mauerstücke auch nur einen Millimeter weit zu bewegen.
Sieht sie denn nicht, dass es zwecklos ist?
Kiana bemerkt Nathaniels abruptes Stoppen und dreht sich gehetzt nach hinten.
„Nathaniel! Was machst du denn? Komm schon!", ruft sie und rennt besorgt auf ihn zu. „Die beiden werden sowieso sterben! Die Garde wird niemanden verschonen, dass sollte dir bewusst sein", drängt sie und zerrt an ihm. Der Feuermagier hingegen nimmt ihre Worte nur am Rande wahr. Kiana hat nicht unrecht, das weiß er selbst. Es kann sich um Sekunden handeln..um Minuten bis der nächste Feuerballregen beginnt. Dennoch kann er nicht wegsehen.
„Leah bitte! Selbst wenn ich frei wäre könnte ich so nicht gehen! Versteh doch..du musst mich zurücklassen. Nur so kannst du überleben", zischt der ebenfalls Schwarzhaarige mit Nachdruck, stößt dabei jedoch auf taube Ohren. „Nathaniel!", zerrt Kiana an ihm, ehe auch Kenny stehen bleibt und sich fragend umsieht. „Nathaniel?", ruft er ihm zu, doch dieser rührt sich nicht.
„Du bist doch alles was ich noch habe!", schreit das Mädchen unter Tränen und schlägt frustriert auf die Mauerstücke ein.
„Du darfst mich nicht verlassen! Du darfst nicht, hast du gehört? Was soll ich denn ohne dich tun?", brüllt sie aus vollem Hals, was auch dem Schwarzhaarigen die Tränen in die Augen treibt. „Du wirst eine großartige Wassermagierin, was denn sonst? Du wirst das Duell der magischen Künste gewinnen und Großes leisten!", presst er unter Schmerzen hervor, was Nathaniels Herz schwer werden lässt.
Ist das die Liebe zwischen zwei Geschwistern, wie sie sein sollte?
Ist das dieses undurchtrennbare Band, welches nicht einmal durch den Tod gespalten werden kann?
Diese Liebe, die soweit geht, dass man sein eigenes Leben opfern würde, nur um seine Familie zu retten?
Er selbst hatte dieses Gefühl nie erleben dürfen. Nachdem Ember von ihnen im Stich gelassen wurde bröckelte das Familienleben. Seine Eltern stritten sich immer öfter. Immer wieder kam sein Vater sturzbetrunken nach Hause und gab seiner Mutter die Schuld daran, dass seine Tochter fort wäre. An den Rand der Belastungsgrenze gedrängt hielt seine Mutter dies nicht länger aus und nahm sich im reißenden Fluss des Reiches das Leben während der Regenzeit. Einer der Gründe, weshalb er diese Zeit des Jahres verabscheut. Schließlich blieben nur noch sein Vater und er übrig. Doch auch das hielt nicht für lange. Sein Vater starb an einer Lebervergiftung nachdem er sich wieder einmal hemmungslos betrunken hatte. Mit gerade einmal fünfzehn Jahren wurde Nathaniel zum Waisen und musste sich von nun an allein durchs Leben schlagen. Auch er trat der Garde bei, um einen Sinn im Leben zu erhalten. Weder Kenny noch Kiana wissen davon. Er hat es für sich behalten. Wie könnte er auch darüber sprechen? Sein Leben bestand aus einem einzigen Kampf seit Ember ihn verlassen hatte..seit er Ember verlassen hatte.
Nathaniel zieht die Brauen zusammen und beißt sich auf die Unterlippe. Er erinnert sich an die Zeit, in der er Ember auf den Armen hielt. Wie er sie durch die Straßen trug und ihr sachte über die Wange strich. Er erinnert sich daran, wie er ihr sagte, dass sie schnell größer werden sollte, sodass die beiden zusammen durch die Gassen streifen konnten und Unsinn anstellen würden. Wie er ihr sagte, dass er ihr als großer Bruder alles beibringen würde, was er wusste. Dass er immer an ihrer Seite sein würde. Dass er sie beschützen würde weil sich das für einen großen Bruder gehörte. Er erinnert sich daran, wie Ember ihn anlachte und seinen Finger mit ihrer kleinen Hand umklammerte, als wäre er ihr Fels in der Brandung. Er weiß noch heute, wie sich das angefühlt hat. Er spürt noch heute den Druck um seinen Finger. Wie er sich fühlte, als ihre matten Augen die seinen trafen.
Ob er und Ember wohl auch solch eine enge Bindung hätten wenn er damals an ihrer Seite geblieben wäre?
Wenn er seine Eltern dazu überredet hätte sie nicht auszusetzen?
Er weiß, dass sie es nur gut meinten. Sie wollten ihr ein besseres Leben ermöglichen, als jenes, welches er bestreiten musste, doch..ob es das Richtige gewesen ist?
Er beginnt zu zweifeln.
Plötzlich erscheint Embers stechender Blick vor seinem inneren Auge. Die Missgunst und der Hass, den sie ihm gegenüber empfand lässt ihn erschaudern.
„Codan! Bitte, hilf doch wenigstens mit! Ich schaffe das nicht allein", reißt das schwarzhaarige Mädchen ihn aus den Gedanken, während sie weiterhin alles gibt, um ihren Bruder zu befreien.
„Leah..lauf und sieh nicht zurück. Lauf um dein Leben. Vergiss niemals, dass ich dich liebe. Ich bin unfassbar stolz auf dich. Du wirst Unglaubliches bewirken, dessen bin ich mir sicher! Doch dafür musst du überleben! Ich bitte dich..Leah..lass mich zurück", knirscht der Schwarzhaarige und umfasst die blutüberströmte Hand der zierlichen Magierin. Nathaniel kann nicht anders, als die Zähne zusammenzubeißen. „Ember..du bist so unfassbar süß!", hört er sich selbst sagen, während er mit ihr in der Hauptstadt des Königreichs Trios über den Markt schlendert.
Ich liebe dich", hallen ihm seine Worte in Gedanken wieder, was ihn die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt.
Wie konnte er sie nur so im Stich lassen?
Wie konnte er sie einfach so abschreiben? Damals während des Duells wusste er noch nicht, dass sie seine Schwester ist. Als er den Auftrag seitens Veros annahm dachte er sie wäre einfach ein weiteres Opfer, welches ihnen einige Abendessen einbringen würde. Doch seit sie seine Hand berührte..seit sie ihm in die Augen sah, konnte er dieses Gefühl nicht abschütteln. Es durchfuhr jede Faser seines Körpers. Als ihm klar wurde, dass diese Feuermagierin seine Schwester war brachte ihn diese Erkenntnis beinahe um den Verstand. Als er sah, wie sie ihn ansah..wie kalt sie ihm gegenüber war spürte er einen Stich im Herzen. Dieses süße kleine Wesen betrachtete ihn nun nicht länger mit großen unschuldigen Augen sondern mit Hass und Missachtung. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, als sie ihm ohne jeden Zweifel deutlich machte, dass sie durchaus Bescheid wusste. Dass auch sie ihre Verbindung spürte und ihm dennoch mit so viel Hass entgegen trat. Er konnte es ihr nicht verübeln, wie auch? Er war drauf und dran sie zu töten. Ihr alles zu nehmen, was ihr Lieb und teuer war, doch..tief im Inneren hätte er sich gewünscht sie hätte ihn nach dem Grund gefragt. Er hätte sich gewünscht, dass sie nach seinen Beweggründen gefragt hätte. Dass sie gefragt hätte, wie es ihm ergangen ist. Wie sein Leben verlaufen ist.
Er war sauer.
Er war wütend und enttäuscht.
All diese Empfindungen unterdrückte er all die Zeit über, doch nun, da er diese beiden Geschwister sieht kann er sich nicht länger wehren. Betrübt senkt er den Blick und umfasst Kianas Hand sachte.
„Geht ohne mich. Fangt ein neues Leben an und denkt ab und an mal an mich", murmelt er ergeben, ehe Kenny ihn verwirrt an den Schultern packt.
„Bist du wahnsinnig? Was ist denn in dich gefahren?", brüllt er und rüttelt an ihm.
„Ich kann hier nicht fort", erklärt Nathaniel wortkarg und streift die Hände seines Kameraden von sich.
„Was?!", platzt es aus ihm heraus, während er ihm schockiert entgegensieht. „Sag mir nicht, dass du Schuldgefühle hast?! Nicht du!", brüllt Kenny empört und versucht seinen Freund zur Vernunft zu bringen, doch vergebens.
„Es gibt da etwas, dass ich euch nie erzählt habe..", entgegnet Nathaniel bedrückt und sieht den beiden von unten herab entgegen. Er nimmt einen tiefen Atemzug, ehe er Kenny fokussiert in die Augen sieht.
„Ember..sie ist..", beginnt er, ehe er schwer schluckt. „Ihr wisst, dass ich meine Familie sehr früh verloren habe, doch die genauen Umstände habe ich euch nie erzählt. Meine Familie bestand ursprünglich aus vier Mitgliedern. Meine Eltern..ich..und meine kleine Schwester. Da sie jedoch blind zur Welt kam und wir ohnehin knapp bei Kasse waren entschieden meine Eltern sich dazu sie auszusetzen. Sie hofften darauf, dass ein wohlhabendes Pärchen sie aufnehmen würde, daher legten sie sie vor einer renommierten Herberge ab. Ich hatte gemischte Gefühle diesbezüglich, doch auch ich verstand den Ernst der Lage. Wir würden niemals die Mittel aufbringen können, um ihr ein gutes Leben bieten zu können. Und so wurden aus vier drei. Danach zerbrach unsere Familie Stück für Stück, bis nur noch ich übrig blieb", erklärt der Braunhaarige in Erinnerungen versunken.
„Ich hatte immer gehofft, sie würde ein gutes Leben führen. Zu einer feinen Dame heranwachsen, die sich um nichts auf der Welt sorgen müsste..", fährt er fort und seufzt ergeben. „Nie im Leben hätte ich gedacht sie wieder zu finden auch wenn ich stets meine Augen offen hielt", lacht er trocken auf, während Kenny und Kiana ihm aufmerksam lauschen.
„Deshalb also..", wirft Kenny ein und starrt ihm ausdruckslos entgegen.
„Du bist ein Attentäter geworden um unter diesem Deckmantel die Vier Lande zu bereisen auf der Suche nach deiner Schwester", stellt er fest und erntet bestätigendes Nicken seitens Nathaniel.
„Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich plötzlich in die mir all zu bekannten Augen sah..", seufzt dieser und senkt erneut den Blick. „Die Ähnlichkeit ist mir anfangs völlig entgangen, doch..als Ember uns mit ihren Kameraden überrumpelte und gefangen nahm, spürte ich die Verbundenheit. Ich spürte ihren Magiefluss. Ihren Magiefluss, der sich nicht von meinem unterschied. Ich sah in ihre Augen. In die Augen unseres Vaters. Ich sah die hohen Wangenknochen unserer Mutter..Die Lippen unserer Mutter..Ich sah ihre Haare im Wind wehen, die den gleichen rötlichen Schimmer trugen, wie meine", rückt er mit der Sprache heraus, was sowohl Kenny als auch Kiana verstummen lässt.
Stille breitet sich aus, während die ächzenden Schreie der Schwarzhaarigen noch immer im Hintergrund zu hören sind.
„Ich kann sie nicht im Stich lassen..nicht noch einmal", haucht der Braunhaarige. „Nicht nachdem ich sie endlich gefunden habe", fügt er hinzu und rauft sich die Haare.
„Nathaniel, ich verstehe dich", wirft Kenny nun ein und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Doch..denkst du wirklich sie würde dich an ihrer Seite wissen wollen? Nachdem, was wir ihr angetan haben? Du sagtest, du hast eure Verbundenheit gespürt. Das hat sie mit Sicherheit auch. Dennoch hat sie sich dazu entschieden dich auszuliefern. Was lässt dich denken, sie würde dich nicht den Hunden zum Fraß vorwerfen? Glaube mir, ich kann deine Gefühle durchaus nachvollziehen, doch-", fügt er hinzu, wird jedoch von Kiana unterbrochen.
„Die Familie steht über allem", grätscht sie dazwischen und sieht ihm eindringlich entgegen. „Blut ist dicker als Wasser", ergänzt sie und erinnert sich an ihren Vater.
„Völlig gleich, was auch immer in der Vergangenheit geschehen ist..sie ist deine Schwester. Dein Fleisch und Blut. Egal wie viel zwischen euch stehen mag, du bist ihr Bruder. Nichts auf dieser Welt kann das ändern. Nichts wird euer Band trennen können", erklärt sie und sieht ihm mit seichtem Lächeln entgegen, als sie ihm gegen die Schulter schlägt.
„Kein Königreich, kein Krieg und auch kein Streit. Ich verstehe dich jetzt, Nathaniel. Du musst sie beschützen. Du musst ihr den Rücken stärken selbst wenn es dich dein eigenes Leben kostet. Du musst für sie da sein, weil große Brüder genau das für ihre kleinen Schwestern tun. Das was du momentan fühlst ist kein Zwiespalt. Es ist ein ureigener Instinkt. Ein Instinkt, der dich immer daran erinnert, zu wem du gehörst und wer zu dir gehört. Ein Gefühl, welches es dir unmöglich macht ihr den Rücken zuzukehren. Du bist ein Teil unserer Gemeinschaft und das wirst du immer sein, doch nichts ersetzt die Familie", beendet sie ihre Ansprache, woraufhin Nathaniel ihr mit großen Augen entgegensieht.
„Nathaniel..", haucht Kenny und zieht die Brauen zusammen. „Scheiße..", murrt der Feuermagier und schlägt sich gegen die Wangen. „Verdammt nochmal! Sie werden uns hinrichten", seufzt er und lässt die Schultern sacken, während Nathaniel ihnen irritiert entgegensieht.
„Was? Wovon sprecht ihr? Ihr werdet doch schon längst über alle Berge sein", spricht er seine Gedanken laut aus und erntet verächtliches Schnauben seitens der beiden.
„Du denkst doch nicht wirklich, dass wir dich allein ins Verderben rennen lassen, oder?", lacht Kiana und verschränkt die Arme vor der Brust. „Deine Familie ist auch unsere Familie", fügt sie hinzu, woraufhin auch Kenny schweren Herzens nickt.
„Wenn du dieses Gör vor dem Tod bewahren willst helfen wir dir dabei", murrt dieser und scharrt dabei mit den Füßen, was Nathaniel die Brauen heben lässt.
„Aber, ihr-", setzt er zum Protest an, wird jedoch von Kianas Hand unterbrochen.
„Keine Wiederworte. Ihr beiden seid alles, was ich noch habe. Ich werde einen Teufel tun und dabei zusehen, wie einer von euch sein Leben verliert ohne, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe um das zu verhindern!", entgegnet sie energisch, ehe auch Kenny bestätigend nickt.
„Ich bin selten ihrer Meinung, doch..", stammelt er verlegen und kratzt sich am Hinterkopf. „Also..wer ist bereit dazu sein Königreich zu verraten?", wechselt Kenny das Thema und sieht den beiden grinsend entgegen.
„Sowas von bereit", lacht Kiana und streckt ihre Faust nach vorn, woraufhin auch Kenny sich dazu verleiten lässt. Nathaniel sieht ihnen verwundert entgegen und kann ihnen nur zaghaft folgen.
„Ihr beiden würdet wirklich..", haucht er und kann seinen Mund nicht schließen.
„Du bist der Einzige, der noch fehlt", merkt Kiana an und hebt eine Braue. Der Feuermagier kann seine Verwunderung nicht abschütteln. Dass die beiden soweit gehen würden und ihr Leben aufs Spiel setzen..nur für ihn und seine Schwester..das übersteigt seinen Horizont.
„Aber ihr habt doch mit der ganzen Sache nichts zu tun! Wie könnte ich euch da hineinziehen?", murmelt er verlegen und kratzt sich am Hinterkopf.
„Wir haben die Sache gemeinsam angefangen..", entgegnet Kenny und lässt seine Schwerter durch die Luft fliegen.
„..und wir werden es gemeinsam beenden", ergänzt Kiana und hüllt die beiden schutzlosen jungen Magier in eine Feuermembran, ehe Nathaniel den schwarzhaarigen Jungen aus den Trümmern zieht und ihn in Sicherheit auf den Boden gleiten lässt.
Leah bricht freudestrahlend in Tränen aus und schlingt ihre Arme dankbar um ihren Bruder. „Lasst uns gehen", meint Kenny und fängt seine Schwerter geschickt wieder auf, während Nathaniel nun beinahe zerquetscht wird. Das schwarzhaarige Mädchen schnieft lautstark und presst sich eng an den Feuermagier.
„Ich danke euch! Ich danke euch vielmals! Das werde ich euch niemals vergessen!", schluchzt sie und wird von Nathaniel behutsam zur Seite geschoben, während er ihr den Kopf tätschelt. „Nein, ich habe zu danken. Ihr beiden seid wirklich bemerkenswerte Geschwister. Bitte behaltet dieses Band bei. Eure Liebe zueinander ist wahrlich inspirierend. Werdet stark und entwickelt euch zu großartigen Magiern. Bringt euch in Sicherheit und habt ein langes Leben", seufzt Nathaniel, während Kenny die Wunden des Jungen mithilfe seiner Magie verschließt.
„Es ist nicht perfekt, doch ihr solltet es in den Norden schaffen. Lauft und seht nicht zurück", richtet Kenny sein Wort an den Schwarzhaarigen, der sich tief vor ihm verneigt.
„Das werden wir euch nie vergessen! Ihr seid Bürger des Reiches Trios und dennoch habt ihr uns verschont..uns gerettet..wir werden unseren Blick nicht abwenden sollte jemals ein Bürger Trios unsere Hilfe benötigen! Ihr habt mein Wort", entgegnet er entschlossen und stützt sich auf den Schultern seiner Schwester ab.
„Das ist bei weitem zu viel Lob..", kommt es Kenny stammelnd über die Lippen. „Bleibt am Leben und werdet zu Magiern, die die Welt noch nicht gesehen hat!", fügt er grinsend hinzu und sieht den beiden winkend hinterher.
„Nun denn..lasst uns aufbrechen", wirft Kiana ein, woraufhin Nathaniel entschlossen nickt. „Lasst uns meine Schwester unterstützen. Es gibt noch so vieles, was ich ihr erzählen will..Das lasse ich mir nicht nehmen. Von nichts und niemandem", herrscht er und starrt mit feurigem Blick nach vorn.

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